Nepalhilfe Kulmbach Segensreiche Hilfe für arme Familien

Ein einst wenige Mitglieder zählender Kulmbacher Verein bewirkt seit über 20 Jahren in dem Himalaya-Land Nepal viel Gutes. Aktuell baut die Nepalhilfe eine Schulküche und einen Speisesaal. Für die Operation eines gehandicapten Mädchens wird noch finanzielle Hilfe benötigt.

 
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In den Augen des Vorsitzenden Johann Hunger wird der Neubau ein weiteres Vorzeigeprojekt der Nepalhilfe Kulmbach, wie er bei der Hauptversammlung im Drossenfelder Bräuwerck unterstreicht. Der einst wenige Mitglieder zählender Kulmbacher Verein bewirkt seit über 20 Jahren in dem Himalaya-Land Nepal viel Gutes. Der neue Küchen- und Mensabau entsteht in Malekhu, rund 80 Kilometer von der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu entfernt. Die Shree Bageshwaree Schule ist eine von zwei Schulen, die der Verein in Nepal gebaut hat. Von der Grundschule bis zur Hochschulreife werden derzeit 1280 Schüler und Schülerinnen unterrichtet. „Manche Eltern ziehen wegen der Schule nach Malekhu“, berichtete Hunger. Denn die Schule genieße es einen hervorragenden Ruf.

Schulpatenschaften als Bildungschance

Der Verein unterhält 210 Schulpatenschaften, um nepalesische Kinder gezielt zu fördern. Die Schulbildung hängt in Nepal sehr stark vom Geldbeutel der Eltern ab. Privatschulen sind teuer, die öffentlichen Schulen meist schlecht ausgestattet. Die Nepalhilfe baute nicht nur Schulgebäude mit Trinkwasseraufbereitung und Toilettenanlagen. Sie beschäftigt in Malekhu auch sechs Privatlehrer. Besonders Mädchen, die in Nepal oftmals benachteiligt werden, sollen ein Bildungschance erhalten.

Eine bessere Umgebung für die Schulspeisung

Fast 400 Kinder erhalten dort täglich eine Schulspeisung. Das Essen für die Schüler wird derzeit noch in einer engen, primitiven Hütte am offenen Feuer zubereitet. „Bisher müssen die Kinder auf Bänken im Freien und in den Klassenzimmern essen. Bald werden sie die Mahlzeiten in einer würdigeren Umgebung einnehmen können.“

Nach jahrelanger Vorplanung konnte laut Hunger am 7. März dieses Jahres mit dem Neubau begonnen werden. Die Kosten und der Zeitrahmen würden eingehalten, die Baufirma arbeite zuverlässig. Schon Ende des Jahres könnte das neue, erdbebensichere Gebäude fertig sein. Denn Nepal wird immer wieder, zuletzt 2015, von heftigen Erdbeben erschüttert. Die Bauaufsicht über den Neubau übernahm der ehemalige Schuldirektor Dev Prasad Tripathi. „Eine echte Perle“, wie Hunger sagte. Die Kosten für das neue Gebäude bezifferte Hunger auf 230 000 Euro.

Eine große Gemeinschaftsleistung

Die Mitglieder konnten sich anhand von Fotos der Helfer vor Ort vom Baufortschritt überzeugen. Vom Legen der Fundamente, dem Hochziehen der Mauern aus Ziegelsteinen, bis zum Einbau der Fenster und der Decken vergingen nur wenige Monate. Die Gerüste für den Gebäudebau werden aus Bambusstangen konstruiert. Das fast 200 Quadratmeter große Dach sei an einem Tag fertig gewesen. „Das ist alles eine Gemeinschaftsleistung“, betonte Hunger, der allen Spendern und Sponsoren sowie der Aktion Sternstunden des Bayerischen Rundfunks dankte.

Medizinische Behandlungsräume

Zugleich sollen in dem zweistöckigen Haus medizinische Behandlungsräume untergebracht werden. Denn immer wieder reisen befreundete Ärzte ehrenamtlich an die Schulen, um die Kinder kostenlos zu untersuchen. „Einheimische und deutsche Kollegen behandeln in ihrem Urlaub“, sagte Hunger, der selbst lange Jahre als Arzt praktizierte. Eine medizinische Behandlung können sich viele nepalesische Familien nicht leisten. Und die nächstgelegenen Krankenhäuser liegen viele Kilometer weit weg und sind meist schwer zu erreichen. Daher will Verein derzeit einem Mädchen mit einem Sichelfuß so bald wie möglich zu einer Operation verhelfen. Santoshi Pariyar kam bereits mit der Fehlstellung des linken Fußes zur Welt. Wie der Verbindungslehrer Raju Shresta an den Gesundheitsbeauftragten Volker Seitter schrieb, stamme sie aus einer sehr armen Familie. Der Lehrer bat darum, sie bei einem Ärztecamp im November vorstellen zu dürfen. Santoshis Mutter arbeitet als Tellerwäscherin in einem Hotel, der Vater ist Alkoholiker. Wenn er einmal zuhause sei, dann gebe es Streit, schilderte Shresta. Die Mutter und ihre beiden Kinder wohnen zur Miete und haben kaum Geld zum Überleben.

Ärztedelegation im Frühjahr in Nepal

Seitter sprach sich dafür aus, dem Mädchen zu helfen und ihr eine Operation zu ermöglichen. „Sonst hat sie keinerlei Chance auf eine Ausbildung oder eine Heirat.“ Auch ein Junge mit einem Nabelbruch konnte operiert werden. Die Behandlung habe 325 Euro gekostet – für Nepalesen viel Geld. Die Nepalhilfe springt immer wieder in medizinischen Einzelfällen ein, um den Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. An der Schule wurde sogar eine von einer Krankenschwester betreute Gesundheitsstation eingerichtet. Bei einem Augencamp wurden zuletzt 349 Menschen untersucht und 43 Brillen verordnet. Das Zahnärzteprogramm ist während der Pandemie zum Erliegen gekommen. „Es wird höchste Zeit, dass wir es fortsetzen“, sagte Seitter, der im April eine medizinische Reise nach Nepal organisieren will. Seitter betreut auch die Vergabe von Mikrokrediten, die gezielt an Frauen vergeben werden, damit ein eigenes Einkommen haben.

In Kathmandu erbaute die Nepalhilfe die Tilingatar Higher Secondary School (THSS). Die Schulabgänger können einen Ausbildungsberuf erlernen. Das Shiddi-Memorial-Hospital in Bhaktapur und ein Altenheim in Kathmandu werden ebenso unterstützt. „Wir wünschen uns langfristig, dass die Nepali auf eigenen Beinen stehen und wir überflüssig werden“, bekräftigte der Vorsitzende. Info: Wer mehr über die Arbeit des Vereins erfahren will, findet Weiteres auf der Homepage unter www.nepalhilfe-kulmbach.de.

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