Nahwärmeprojekt in trockenen Tüchern – Jährliche Pauschale statt festem Grundpreis Funkendorf heizt mit Biogasanlage

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Mit der überschüssigen Abwärme aus der Biogasanlage von Stefan Kausler entsteht jetzt in Funkendorf ein Nahwärmenetz. Foto: Ralf Münch Foto: red

„Wir müssen jetzt Gas geben“, bringt es Bernd Rothammel, Leiter des Klimaschutzmanagements im Landkreis Bayreuth auf den Punkt. „Es muss jetzt eine Entscheidung fallen“, macht auch Stefan Kausler, einer der Geschäftsführer der Biowärme Funkendorf deutlich. Und die Entscheidung fällt: Das Nahwärmenetz für Funkendorf soll im Herbst in Betrieb gehen.

 
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Das Projekt zieht sich schon seit ein paar Jahren. Mit der überschüssigen Abwärme aus der Biogasanlage von Kausler soll ein Nahwärmenetz im Ort aufgebaut werden. Bis Ende Januar sollte feststehen, ob sich genügend Haushalte beteiligen, das Projekt durchgeführt werden kann. Ende vergangenen Jahres wurden ein mögliches Finanzierungskonzept und eine Gesellschaftsform vorgestellt. Dann musste nachverhandelt werden. Jetzt wurde die neue Variante bei einer Infoveranstaltung noch einmal präsentiert.

Neues Preismodell

Insgesamt 18 Haushalte haben definitiv ihre Beteiligung zugesagt und wollen Wärmelieferverträge abschließen. Der berechnete Bedarf ist ausreichend, um das Projekt in Gang zu bringen. Wie Kausler erläutert, sieht das neue Preismodell vor, dass die Wärmekunden eine Pauschale entrichten, ähnlich einer Flatrate bei Telefontarifen. Ursprünglich sollte es einen festen Grundpreis geben. „Wenn der tatsächliche Verbrauch höher sein sollte, fallen keine zusätzlichen Kosten an“, sagt Kausler. Die Pauschale wird im ersten Jahr aufgrund des zu erwartenden Verbrauchs – wie in den Fragebögen von den Teilnehmern angegeben – errechnet. Falls die tatsächlichen Verbräuche stark von den Anfangswerten abweichen, wird nachgebessert.

„Wir können aber einen Wärmepreis von maximal neun Cent halten“, so Kausler. Dieser ergibt sich aus den erwarteten Gesamtkosten von gut 39 000 Euro und einem kalkulierten Gesamtwärmeverbrauch aller Haushalte von 443 440 Kilowattstunden im Jahr. Die Pauschale läge dann bei bei jährlich 1440 Euro. Kausler: „Die Vorteile der Flatrate wären eine einfachere Abrechnung und mehr Sicherheit bei der Finanzierung.“

Prüfungskosten entfallen

Statt einer Genossenschaft soll jetzt eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) gegründet werden. Die Gründungskosten liegen hier bei nur 800 Euro im Vergleich zu 4000 Euro bei einer Genossenschaft. Außerdem entfallen die jährlichen Prüfungskosten von 1500 Euro. Insgesamt ist die Handhabung bei Ein- und Austritten einfacher, so der Geschäftsführer. Die Finanzierung des Projektes wird über KfW- und Bankdarlehen erfolgen.

Spätestens in vier Wochen muss mit einer Firma nun ein Vorvertrag geschlossen werden. Wie Martin Grünthaner, ebenfalls Vorstandsmitglied der Biowärme Funkendorf, informierte, liegen schon Angebote vor, eine Vergabe ist aber noch nicht getroffen worden. „Sollte dies aber nicht bald geschehen, werden wir keine Firma mehr finden, die den Auftrag noch in diesem Jahr ausführen kann“, betonte er. In den nächsten zwei Wochen sollen nun der Gesellschaftervertrag, ein Anschluss- und Wärmelieferungsvertrag sowie ein Wärmeliefervertrag mit Biogasanlagenbetreiber Kausler geschlossen werden.

Stabiler Wärmepreis

Klimaschutzmanager Bernd Rothammel listete noch einmal die wichtigsten Gründe für ein Nahwärmenetz auf: Unabhängigkeit vom Ölpreis, stabiler Wärmepreis über zehn Jahre, hundertprozentige Nutzung der Wärme, Stärkung der Dorfgemeinschaft, Beitrag zum Klimaschutz und gute Fördermöglichkeiten – mehr als 40 Prozent.

Lesen Sie hierzu auch den Artikel Nahwärmekonzept auf der Kippe.

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