Nahwärmenetz: Funkendorfer müssen sich bis Jahresende entscheiden Wärme aus der Biogasanlage

Von
Mit der überschüssigen Abwärme, die die Biogasanlage von Stefan Kausler erzeugt, kann im ganzen Ort ein Nahwärmenetz gebaut werden. Foto: Ralf Münch Foto: red

Die Zeichen stehen gut für ein Bionahwärmenetz im Ort. Nun müssen sich die Einwohner endgültig bis Ende des Jahres entscheiden, ob sie mitmachen. Wenn ja, dann könnte im kommenden April der Baubeginn sein und im Herbst das Netz starten, die Häuser im Dorf mit der überschüssigen Abwärme der örtlichen Biogasanlage zu versorgen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Bei einer Versammlung gab es Informationen über die zu erwarteten Baukosten, mögliche Zuschüsse und den Wärmepreis. Bislang haben in einer Fragebogenaktion 21 Haushalte ihr Interesse bekundet. Sollten es letztendlich mehr sein, wirke sich das natürlich kostengünstig aus, so Bernd Rothammel, Regionalmanager der Bioenergieregion Bayreuth, der die Bewohner von Funkendorf auf ihrem Weg zum Bioenergiedorf begleitet.

Finanzierung auf zehn Jahre

Die notwendige Trassenlänge würde 1615 Meter betragen, teilte Martin Kastner von der Energievision Franken mit. Davon entfallen 940 Meter auf die Hauptleitung und 675 Meter auf die Hausanschlüsse. Der jährliche Wärmeverkauf läge bei rund 500 000 Kilowattstunden, was umgerechnet 50 000 Litern Heizöl entspräche. Die Finanzierung sei jetzt auf zehn Jahre möglich, so Kastner. Die Gesamtkosten des Projektes liegen bei 500 000 Euro. Dazu gehören der Umbau des Blockheizkraftwerkes, die Anlagentechnik mit Pumpen, Steuerung, Hydraulik, Regelung und Elektroinstallation sowie Rohrmaterial, Tiefbau und Montage des Nahwärmenetzes, die Wärmeübergabestationen und die Planungskosten.

Zinsvergünstigte Darlehen sind über eine KfW-Förderung möglich. Hier gebe es 60 Euro pro Meter Trasse plus 1800 Euro für die Wärmeübergabestation. Und auch über die Dorferneuerung sind Zuschüsse für die Investitionskosten zugesagt: 40 Prozent auf die Investition, maximal 200 000 Euro. An Eigenkapital müssten 149 000 Euro aufgebracht werden, das wären 7000 Euro pro Haushalt. „Es müssen also 151 000 Euro an Fremdkapital aufgenommen werden“, so Kastner. Aber der Zeitpunkt für Investitionen sei momentan sehr günstig.

Verbrauchsunabhängiger Grundpreis

Auf rund 38 000 Euro an jährlichen Betriebskosten ist Kastner bei seiner Kalkulation gekommen, die schon im nächsten Jahr niedriger ausfallen werden, da die Gründungskosten entfallen. Um die Finanzierungskosten zu decken, brauche es einen verbrauchsunabhängigen Grundpreis, der über die Anschlussleistung des jeweiligen Hauses ermittelt wird. Dieser liege bei 71,40 Euro, was einen Leistungspreis von fünf Cent pro Kilowattstunde ergebe. Als besonderen Vorteil der Biowärme gegenüber dem Heizen mit Öl nannte Kastner, dass es keinerlei Verluste gibt, während beim Heizöl rund 20 Prozent über den Kamin verloren gehen.

Als nächsten Schritt nannte Rothammel den Abschluss von Verpflichtungserklärungen für den späteren Beitritt zu einer Genossenschaft. Hier liege der Vorteil gegenüber einer GmbH darin, dass kein festes Grundkapital eingelegt werden müsse und jedes Mitglied eine Stimme habe. Nach der Genossenschaftsgründung müssten die Wärmelieferungsverträge abgeschlossen, der Bau beauftragt sowie Förderungen und Kredite beantragt werden. Nur so sei gewährleistet, dass das Netz bis zum Herbst nächsten Jahres in Betrieb genommen werden könne.

Unabhängig vom Ölpreis

Rothammel listete noch einmal die Vorteile eines Nahwärmenetzes auf. „Man ist vom Ölpreis unabhängig und der Wärmepreis ist über zehn Jahre stabil“, nannte er. Bezahlt werde tatsächlich nur, was auch geheizt wird, Kosten für Kaminkehrer, Reparatur und Wartung entfallen und der Wert der Immobilie steige.

Die Projektgruppe für das Nahwärmenetz trifft sich am Dienstag, 5. Januar. Hier wird endgültig entschieden, ob das Projekt Bioenergiedorf nun startet.

Lesen Sie hierzu auch den Artikel Wieder ein Schritt weiter zum Bioenergiedorf.

Autor