Mord auf Radweg Bayreuth: Noch immer keine Spur

  Foto: Eric Waha

Es war ein brutales Verbrechen: Vor zwei Jahren starb Daniel W. (24) nachts in Oberkonnersreuth. Wer hat ihn ermordet? Die Polizei setzte auch auf eine ungewöhnliche Aktion, um diese Frage zu beantworten. Bislang allerdings vergeblich.

 
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Auch zwei Jahre nach dem gewaltsamen Tod des Computerfachmanns Daniel W. (24) in Bayreuth ist der Fall noch ungelöst und es gibt keine neuen Spuren. Zum Jahreswechsel sei die „Soko Radweg“, in der zeitweise rund 30 Beamtinnen und Beamte gearbeitet hätten, aufgelöst worden, sagte Alexander Czech, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken der dpa. Die Ermittlungen liefen nun bei der Kripo in Bayreuth. Der Personaleinsatz variiere „je nach Ermittlungsaufwand“. Der Großteil der bisherigen Ermittlungsansätze sei jedoch „abgearbeitet und durchermittelt“.

Am Mittwoch, 19. August 2020, fährt W. nach einem Treffen mit Freunden im Emil-Warburg-Weg mit dem Fahrrad nach Hause ins Storchennest. Vorbei an der Uni, das Fahrradlicht an, Helm auf. In der Nähe sehen ihn noch Zeugen. Ankommen wird er nicht. Gegen 0.45 Uhr finden zwei junge Leute seine Leiche. Die Polizei spricht von „massiver Gewalteinwirkung“. W. wurde erstochen, danach hat der Täter wie in einem Rausch immer weiter zugestochen. Mitgenommen er gar nichts. Die Ermittler sprachen von einem „absolutem Tötungswillen“.

Der bekannte Münchner Profiler Alexander Horn von der Operativen Fallanalyse Bayern (OFA) war von Anfang an eingeschaltet. Er erstellte zwei mögliche Täterprofile: Denkbar ist demnach, dass der Täter im Rahmen einer „psychischen Auffälligkeit“ handelte oder mit der Tat eine Tötungsfantasie umsetzte. Der wohl männliche und ortskundige Täter habe sich anscheinend „ein für ihn austauschbares Opfer“ ausgesucht. Horn wörtlich: „Er war zur falschen Zeit am falschen Ort.“

Er ging davon aus, dass „eine sofortige Gewaltanwendung erfolgte, ohne dass es zu einem Kampf kam. Offenbar führte der Täter, schon für eine denkbare Tatbegehung vorbereitet, ein Messer mit“, wie Horn wenige Monate nach der Tat im Gespräch mit dem Kurier sagte. Bei solchen Taten seien „Gefühle, wie irrationale Angst und die Abwehr subjektiv empfundener Bedrohungen handlungsleitend“. Am Radweg erinnert ein Holzkreuz mit der Aufschrift „Daniel“ an das Mordopfer.

Schon kurz nach der Tat wurde die Sonderkommission (Soko) „Radweg“ gegründet. Dort sind bisher nach Angaben der Polizei rund 400 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. Außerdem haben die Ermittler rund 1800 Vernehmungen geführt. Darunter waren Angehörige des Opfers, Bewohner des Storchennests, Leute, die sich vorher öfter am Tatort aufgehalten haben. Eine heiße Spur blieb aus.

Zweimal in „Aktenzeichen XY...ungelöst“

Um dem Täter auf die Spur zu kommen, wurde der Fall bereits zweimal in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ gezeigt. Und die Polizei griff zu einem ungewöhnlichen Mittel: Im Sommer vor einem Jahr stellte sie in der Nähe des Tatorts an einer Straße ein riesiges Plakat auf. Es zeigte ein Foto des 24-Jährigen. Daneben stand der Satz: „Wer hat mich hier ermordet?“ Dafür gab es das Einverständnis der Familie. Aber auch das Schild brachte keinen Durchbruch.

Nach wie vor rätselhaft ist vor allem der alte Hammerkopf, der in der Nähe des Tatortes gefunden wurde. „Wir haben keine Geschichte dazu“, sagte damals Uwe Ebner, der die Ermittlungen leitete. Ob er überhaupt mit dem Täter und der Tat in Verbindung gebracht werden kann, ist bis heute offen.

Zudem wurden Fälle gecheckt, die Parallelen zur Bayreuther Tat aufwiesen – ohne Ergebnis. Auch in der Stadt gab es einen Fall, mit dem Zusammenhänge geprüft wurden: die Brandstiftung bei der Lebenshilfe, der Werkstatt für behinderte Menschen. Am frühen Morgen des 27. August 2020, acht Tage nach dem Mord, kam es zu dem Großbrand in der Werkstatt in der Ritter-von-Eitzenberger-Straße. Allerdings konnte dem damals 26-jährigen Manuel B., ein gebürtiger Lichtenfelser, der im Raum Bayreuth lebt, keine Verbindungen zu der Tat nachgewiesen werden. Inzwischen ist er für seine Brandstiftung verurteilt und sitzt im Gefängnis.

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