Ministerien wollen fünf Jahre alle Kosten tragen und die Becherpflanze so in der Region etablieren Halbe Million Euro wartet auf Bauern

Von Thorsten Gütling
Die Region soll zum Testfeld werden. Die Regierung von Oberfranken sucht Landwirte, die auf insgesamt 100 Hektar Fläche die Becherpflanze Silphie anbauen. Die Kosten dafür sollen die Ministerien für Umwelt und Landwirtschaft zu 100 Prozent tragen. Foto: Archiv Foto: red

Die Regierung von Oberfranken sucht Landwirte. Sie sollen auf Kosten der Ministerien für Umwelt und Landwirtschaft fünf Jahre lang statt Mais die Becherpflanze Silphie anbauen. Auf 100 Hektar Land zwischen Kulmbach, Bamberg, Forchheim und Bayreuth soll so untersucht werden, ob die Pflanze im Norden Bayerns eine Zukunft hat.

 
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Ursprünglich kommt Silphie aus Nordamerika. In Deutschland ist sie seit Jahren in aller Munde, aber kaum angepflanzt. Walter Fischer, bei der Regierung von Oberfranken zuständig für Wasserwirtschaft, beziffert die in Bayern mit Silphie angebaute Fläche auf gerade einmal 76 Hektar. 100 sollen es jetzt in der Region werden, allenvoran in der Fränkischen Schweiz. Denn darauf, wie die Pflanze auf den dort nur wenige Zentimeter tiefen und felsigen Boden zurecht kommt, sind die Ministerien besonders gespannt.

Was die Experten jetzt schon wissen

Einiges wissen die Experten aber jetzt schon: Dass Biogasanlagen mit Silphie rund 90 Prozent der Energie erzeugen, die Mais erzeugt. Dass eine Neuerung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes vorsieht, die Menge Mais in Biogasanlagen zu begrenzen und Anlagenbetreiber daher offen für Silphie sind. Die Experten wissen außerdem, dass Silphie dem Vieh schmeckt, also auch als Futterpflanze geeignet ist. Einzig bei Kühen, die besonders viel Milch geben sollen, sei man sich noch nicht sicher, sagt Fischer.

Die Experten wissen weiter, dass Wildschweine in einem Silphiefeld weniger Schaden anrichten als in einem Maisfeld. Und dass Silphie nicht jedes Jahr neu gesät werden muss, sondern problemlos 15 Jahre und länger auf einem Feld stehen bleiben kann. Und zu guter Letzt wissen die Experten, dass Silphie’s viele, breit verzweigte Wurzeln, das Nitrat der Dünger aus dem Boden ziehen und so das Grundwasser schützen. Pflanzenschutzmittel würden schon gar nicht mehr benötigt, weil Silphie in der Region keine Feinde habe.

Nachteile? Gibt es nicht

Nachteile gebe es nicht, sagt Fischer. Warum die Bauern die Becherpflanze dann nicht längst anbauten? Weil die Samen der Silphie verhältnismäßig teuer seien, da sie noch aufwendig von Hand gelesen werden müssten. Und weil die Pflanze erst ab dem zweiten Jahr geerntet werden könne und sich die allermeisten Bauern einen Ernteausfall schlicht nicht leisten könnten.

Mit dem Projekt, für das die Regierung jetzt Teilnehmer sucht, sei das wirtschaftliche Risiko für die Bauern gleich null, sagt Fischer. Die Ministerien wollten die Verbreitung der Becherpflanze nicht zuletzt deshalb fördern, weil ihnen wegen der starken Vermaisung und damit einhergehenden Erosion der Landschaft zunehmend Kritik entgegen schlage.

Mitmachen geht in verschiedenen Varianten

Landwirten, die sich an dem Projekt beteiligen, bietet die Regierung verschiedene Modelle an. In einem Fall werden im ersten Jahr Silphie und Mais parallel zueinander, aber weniger dicht gepflanzt. Dass er dadurch mehr Licht bekomme, gefalle dem Mais sogar so gut, dass es trotz deutlich weniger Pflanzen nur 20 Prozent weniger Ertrag biete. Die Regierung wolle notfalls sogar ein Unternehmen damit beauftragen, die Samen auf den Feldern der Landwirte auszubringen. Allen Modellen gemeinsam sei, dass die Ministerien in den ersten fünf Jahren alle Kosten und Ausfallkosten übernehme.

Zwischen 4000 und 5000 Euro koste die Etablierung von Silphie pro Hektar in fünf Jahren. 100 Hektar kosten die Ministerien damit rund eine halbe Million Euro. Bei Mais beliefen sich die Kosten für das Saatgut im gleichen Zeitraum auf nur 1500 Euro, dazu kämen aber Kosten für den Anbau einer Zwischenfrucht und für Pflanzenschutzmittel. Rentieren würde sich Silphie ab dem achten Jahr, sagt Fischer und oft blieben Pflanzen deutlich länger als 15 Jahre stehen.

Melden bis Ende Oktober

Im November müsse die Regierung das Saatgut bestellen. Landwirte, die sich an dem Projekt beteiligen wollen, können das der Regierung von Oberfranken noch bis Ende des Monats melden.

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