Meusel: 14 Existenzen auf dem Spiel

Von Moritz Kircher
Das Schraubenwerk Meusel in Waischenfeld ist seit dem 1. April geschlossen. Foto: Ralf Münch Foto: red

Wirtschaftsbetriebe kommen und gehen. Eine falsche unternehmerische Entscheidung, und auch ein alteingesessenes Unternehmen kann vom Markt verschwinden. Das ist der Lauf der Dinge, auch wenn dahinter das menschliche Schicksal der Mitarbeiter steht. Wie aber der Schraubenhersteller Meusel seinen Standort in Waischenfeld schließt, ist ganz schlechter Stil. Ein Kommentar.

 
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Es hätte eine Chance gegeben, dass die Meusel-Leute ihren Job behalten. Ein Kaufinteressent wollte sie allesamt übernehmen. Natürlich ist nicht garantiert, dass das Werk unter Führung des Waischenfelders Jürgen Spessert vor einer blühenden Zukunft gestanden hätte. Aber eine Chance wäre es allemal gewesen.

Doch diese Chance zerstört das Schraubenwerk Meusel mit Sitz im niedersächsischen Langenhagen aus nicht nachvollziehbaren Gründen. Das Angebot, lediglich die Immobilie an einen anderen Unternehmer zu verkaufen, mag finanziell attraktiver sein. Doch jetzt zerrt die ehemalige Belegschaft die Meusel-Führung vor das Arbeitsgericht.

21 Klagen sind anhängig wegen Kündigungsschutz und ausstehendem Weihnachts- und Urlaubsgeld. Wenn die IG Metall recht behält, dann frisst das, was Meusel seinen ehemaligen Mitarbeitern nachzahlen muss, den Kaufpreis für das Werk mehr als auf. Wäre es in Waischenfeld weitergegangen, dann hätten die Mitarbeiter auf alle offenen Forderungen verzichtet.

Warum also entscheidet sich die Chefetage dennoch, 14 Menschen auf die Straße zu setzen, die wenige Tage zuvor noch die Hoffnung hatten, dass es weitergeht? Mag sein, dass man sich keine Konkurrenz auf den Markt holen wollte. Doch dafür sollte in den Verträgen zur Übernahme extra ein zwölfmonatiges Wettbewerbsverbot festgeschrieben werden.

Hätte Spessert das Werk weitergeführt, hätte er dem Schraubenwerk Meusel in Langenhagen und Peine ein Jahr lang gar keine Konkurrenz machen dürfen. Und hätte Spessert es geschafft, andere Kunden an Land zu ziehen und das Werk auszulasten – warum hätte er dann nach einem Jahr anfangen sollen, Meusel Konkurrenz zu machen? Er hätte doch schon Arbeit. Ohne genügend Aufträge wäre es nach einem Jahr für ihn ohnehin wieder vorbei gewesen.

Es ist und bleibt unverständlich, warum das Schraubenwerk Meusel ohne erkennbaren Grund die Existenz von 14 Menschen gefährdet.

moritz.kircher@nordbayerischer-kurier.de

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