„Menschen in Not“ Die Spender werden weniger

Nur dank vieler Großspenden – wie die 12000 Euro der Fränkischen Baugesellschaft (FBG) an „Menschen in Not“, konnte die Kurier-Stiftung auch im Jahr 2023 erfolgreich arbeiten. Im Bild die Stiftungsvorsitzende Gabi Schnetter mit Geschäftsführer Stefan Gavranovic und einem Teil der Belegschaft. Foto: Andreas Harbach

Nur noch jeder fünfte spendet. Bisher war es etwa jeder dritte. Ein Trend, der auch vor „Menschen in Not“ nicht halt macht. Nur dank Großspenden, wie die der FBG ist die Arbeit der Kurier-Stiftung im bisherigen Umfang leistbar.

 
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„Jedes Jahr ein bisschen mehr, wenn es möglich ist“, sagt Stefan Gavranovic. Und dieser Devise ist der Geschäftsführer der Fränkischen Baugesellschaft (FBG) treu geblieben. 12000 Euro spendete er gemeinsam mit seinen am Standort Bayreuth tätigen mehr als 350 Beschäftigen der Kurier-Stiftung „Menschen in Not“.

„Wo unsere Leute arbeiten, da soll die Hilfe auch ansetzen,“ sagt Gavranovic, der an der Stiftung vor allem auch schätzt, dass alle Verwaltungskosten vom Verlag Nordbayerischer Kurier getragen werden, und somit jeder gespendete Cent bei Bedürftigen ankommt. Damit ermöglicht das Unternehmen, das über seine einstige Kernkompetenz, den Freileitungsbau längst hinausgewachsen und eines der größten Dienstleistungsunternehmen im Bereich Elektro- und Energietechnik geworden ist, direkte Unterstützung in Not geratener Menschen in der Region. Dafür ein herzliches Dankeschön!

Und damit hat das Unternehmen – gemeinsam mit vielen anderen Spendern – erneut ein erfolgreiches Arbeiten für die Stiftung ermöglicht. Denn die Aufgaben wurden nicht weniger, ganz im Gegenteil. Die Zahl der Einzelfälle, in denen um Hilfe gebeten wurde, hat sich im vergangenen Jahr deutlich erhöht.

In zehn Fällen wurde eine drohende Stromsperre abgewendet, 26 Waschmaschinen, neun Küchenherde und 15 Kühlschränke finanziert.

Lebensmittel für Senioren

Geprägt hat die Stiftungsarbeit jedoch etwas anderes. In 40 Fällen gab es finanzielle Überbrückungshilfen, etwa Zuschuss für Lebensmittel, Umzugskosten oder Medikamente. (Im Jahr 2022 waren das nur 34). Und zugenommen haben die Kosten für die Beschaffung von Lebensmitteln. Eine Aktion, die gemeinsam mit der Arbeiterwohlfahrt organisiert wurde und immer noch wird: Lebensmittelgutscheine für Senioren. Bisher wurden 37 000 Euro dafür ausgegeben.

Immer weniger Kleinspenden

Um all das zu bewältigen, haben unsere Spender im Jahr 2022 rund 160 000 Euro zur Verfügung gestellt. Dafür ein ganz herzliches Dankeschön, denn im vergangenen Jahr hat sich einiges verändert. Treu geblieben sind uns viele Großspender, die Jahr für Jahr stattliche Summen in die Arbeit der Stiftung investieren. Weniger dagegen wurden die kleineren Spenden. Christine Höllerer von der Kurier-Stiftung: „Es gab auch diesmal in der Vorweihnachtszeit täglich mehrere Seiten Kontoauszüge, aber die Zahl der Kleinspenden hat sich mehr als halbiert.“

Nur noch jeder fünfte spendet

Im Jahr 2022 standen der Stiftung immerhin über 190 000 Euro zur Verfügung, plus rund 45 000 Euro, die an unseren Ukraine-Fonds für Ukraine-Flüchtlinge in und um Bayreuth gespendet wurden. Damit liegt auch die Kurier-Stiftung in einem Trend, der den Deutschen Spendenrat mit Sorgen erfüllt. Rund fünf Milliarden Euro spendeten die Deutschen im vergangenen Jahr an gemeinnützige Organisationen und Kirchen, heißt es in der deutschlandweiten Bilanz. „Das entspricht dem guten Niveau der Jahre 2017 bis 2019. Die Einnahmen der Rekordjahre 2021 (Ahrtal-Hochwasser) und 2022 (Ukraine-Krieg) werden indes nicht erreicht,“ sagt Martin Wulff, Geschäftsführer des Deutschen Spendenrats e.V.

„Die Spenderzahl ist im Vergleich zum gleichen Betrachtungszeitraum 2022 um zwei Millionen Menschen gesunken. Der prozentuale Anteil der Spender an der Bevölkerung sank ebenfalls um 2,8 Prozentpunkte auf insgesamt 21,3 Prozent. Während in den Jahren 2006 und 2007 noch jeder dritte Deutsche spendete, dürfte es in diesem Jahr gerade jeder Fünfte gewesen sein. „Das ist vor dem Hintergrund der enormen Solidarität der vergangenen zwei Jahre nicht überraschend“, sagt Wulff. „Unter Berücksichtigung der stärksten Teuerung seit 50 Jahren halte ich das diesjährige Spendenvolumen für bemerkenswert.“

Jede Menge Basisarbeit

Mit den Spenden in Höhe von 160 000 Euro hat die Stiftung „Menschen in Not“ in vielerlei Hinsicht Basisarbeit geleistet, um die Folgen der allgemeinen Teuerung – vor allem im Lebensmittelbereich – abzufedern. Nicht nur die Tafel wurde mit Zukäufen von Lebensmitteln unterstützt, sondern auch die Aktion gemeinsam mit der Arbeiterwohlfahrt. Im Wert von bisher insgesamt rund 37 000 Euro wurden Lebensmittelgutscheine für Senioren ausgegeben. Die Nachfrage ist und bleibt groß, sodass weiterhin Gutscheine gekauft werden.

Logistische Meisterleistung

Erstmals gab es im vergangenen Jahr wieder die Möglichkeit, Lebensmitteltüten als kleine Weihnachtsüberraschung zu packen. In der Corona-Zeit war die Kurier-Stiftung auf Gutscheine umgestiegen. Dieses wohl älteste Projekt der Stiftung mit dem Hintergrund, die Feiertage auch für Menschen, die wenig Geld zur Verfügung haben, etwas luxuriöser auszustatten und den Festtagstisch zu decken, schlug mit rund 40 000 Euro zu Buche. Neben den 535 Taschen mit Lebensmitteln, die in der Stadt Bayreuth und im Landkreis – von Hollfeld bis Speichersdorf – verteilt wurden, wurden auch 652 Gutscheine ausgestellt. Auch logistisch gesehen eine Meisterleistung, an der nicht nur Diakonie, Caritas, Paritätischer Wohlfahrtsverband, Rotes Kreuz und Arbeiterwohlfahrt ihren Anteil hatten, sondern auch die Schüler der Klasse 8b des Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasiums (MWG) und Edeka-Bezirksleiter Maik Richter, der die Packaktion im nagelneuen Einkaufsmarkt an der Otto-Hahn-Straße hervorragend organisiert hatte.

Suppe satt in Pegnitz

Über das ganze Jahr verteilt gab es weiteres, wie etwa die beliebte Schultütenaktion, Osternester für Kinder, oder auch die Zusammenarbeit mit Stadt- und Kreisjugendring und die Unterstützung bei Fahrten und Aktionen, aber auch die Mitfinanzierung der „Suppe am Samstag“, eines ökumenischen Projektes der Schlosskirche Bayreuth.

Suppe satt gab es im Advent auch in Pegnitz. Erstmals wieder nach der langen Corona-Pause hatte die Händlergemeinschaft die Aktion im evangelischen Gemeindehaus organisiert. Erstmals im Advent im Verbund mit dem Weihnachtsmarkt rund um die St. Bartholomäuskirche. Der Erlös von rund 1300 Euro macht stolz. Auch ein neuer, besonderer Adventsmarkt im Gassenviertel von Bayreuth. Hier leistete die Kurier-Stiftung einen Beitrag zur Teilhabe. Dank kleiner Chips, die von der Stadtmission verteilt wurden, konnten sich auch diejenigen einen Besuch dort leisten, deren Geldbeutel nicht so üppig gefüllt ist.

Der lang ersehnte Seniorenbus

Und dann gab es doch noch ein Projekt, das – nach langer Wartezeit – realisiert werden konnte: im Juni 2023 wurde endlich der bereits 2021 bestellte Bus für das Mehrgenerationenhaus der Caritas in Hollfeld geliefert. Mit dem 25 000 Euro teuren Opel Vivaro sind die Senioren jetzt mobil, können zum Kaffeetrinken in die Fränkische Schweiz gefahren werden, oder auch zu Kinoabenden im Kintopp.

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