So kraxeln Jung und Alt steile Hänge hoch, das Risiko des Absturzes in die Klamm oder die Gletscherspalte missachtend. Flachlandbewohner suchen den Kick im mächtigen Gebirge. Die Folge sind tödliche Unfälle, allein 54 Mitglieder des Alpenvereins starben vergangenes Jahr, fast doppelt so viele wie 2018. Früher hat der Mensch die Einsamkeit der Bergwelt gesucht. Dann breitete sich das Übel des Massentourismus selbst dorthin aus, angestachelt von lokalen Politikern, Gastronomen und anderen Geschäftemachern, die Idylle für möglichst viel Geld vermarkten wollen. Alle Schwüre, mit dem Schutz der Natur anfangen zu wollen, verhallen als folgenloses Echo. Gondeln werden gebaut, um die Bequemen auf höchste Höhen zu schaukeln. Der Alpenverein meldet einen wachsenden Zustrom an Berg-Begeisterten. Sie suchen weniger die Besinnung, sondern folgen dem allgemeinen Rudeltrieb. Die Bergwacht weiß ein trauriges Lied davon zu singen, wie Halbschuh-Wanderer im T-Shirt gerettet werden müssen, weil sie, ohne nachzudenken, losgelaufen sind. elmar.schatz@frankenpost.de Seite 3