Mehr Erkrankungen durch Zeckenstiche

Von Moritz Kircher
Ein Zeckenbiss, der streng genommen ein Stich ist, ist erst einmal kein Grund zur Panik. Mit einer feinen Pinzette oder mit einer speziellen Zeckenzange lassen sich die Tierchen nämlich meist gefahrlos entfernen. Foto: Patrick Pleul, dpa Foto: red

Die Zahl der durch Zecken verursachten Krankheitsfälle in Bayern ist im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorjahr um 40 Prozent gestiegen. Das meldet das Landesamt für Gesundheit (LGL) in Erlangen. Die meisten Zeckenstiche sind dennoch gefahrlos, sagen Experten. Erst mit bestimmten Symptomen solle man zum Arzt gehen.

 
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Wer sich in der Natur aufhält, läuft Gefahr, von einer Zecke gestochen zu werden. Die kleinen Blutsauger können Krankheiten übertragen. Im Körper von Zecken können sich Borreliose-Bakterien befinden und Viren, die beim Menschen die sogenannte Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) auslösen. Bei FSME handelt es sich um eine Nervenerkrankung.

Infektionen durch Borreliose-Bakterien

Professor Patrick Oschmann, Chefarzt der Neurologie am Klinikum Bayreuth, sagt, dass zwischen drei und 26 Prozent der Zecken den Borreliose-Erreger in sich tragen. „Das schwankt von Wiese zu Wiese.“ Von einer Borreliose-Zecke gestochen zu werden, bedeute noch lange nicht, dass der Mensch auch daran erkrankt.

In 19 von 20 Fällen erledigt das Immunsystem den Erreger, ohne dass der Mensch davon etwas mitbekommt – wenn die Bakterien überhaupt übertragen werden. Das geschehe bei der Borreliose erst rund ein bis zwei Tage, nachdem die Zecke zugestochen hat. Wenn die Zecke bald nach dem Stich entfernt wird, gehe die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung „fast gegen null“.

Erkrankt jemand doch an Borreliose, dann ist ein erstes Anzeichen häufig die sogenannte Wanderröte. „Sie ist immer ein Grund, einen Arzt aufzusuchen“, sagt Klaus von Stetten, Leiter des Gesundheitsamtes in Bayreuth.

Die Wanderröte beschreibt der Neurologe Oschmann so: Rund um die Einstichstelle rötet sich die Haut. Diese Rötung breite sich ringförmig aus und sollte nicht mit einer normalen Hautreaktion nach einem Stich verwechselt werden. Erst wenn die Rötung so groß sei, wie ein altes Fünf-Mark-Stück, müsse man von einer Borreliose-Infektion ausgehen. „Mit Antibiotika sind aber so gut wie alle Borreliose-Infektionen heilbar“, sagt Oschmann.

Erkrankung durch FSME-Viren

Anders ist es bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis. Diese Krankheit wird von Viren ausgelöst, die aus dem Körper der Zecke auf den Menschen übertragen werden können. Nur 0,1 bis fünf Prozent aller Zecken tragen das Virus, sagt der Neurologe Patrick Oschmann. Aber: „Es gibt Epidemiegebiete.“ Also solche Gebiete, in denen Zecken das Virus eher häufig tragen. „Und dazu zählt mittlerweile auch Oberfranken.“

Den typischen Verlauf einer FSME-Erkrankung beschreibt der Mediziner so: Ein bis zwei Wochen nach dem Zeckenstich fühlt man sich wie bei einer Sommergrippe. „Dann verschwindet das wieder“, sagt Oschmann. Wiederum ein bis zwei Wochen danach kommt es zu neurologischen Ausfällen – Bewusstseinsstörungen, Lähmungen, epileptische Anfälle. „Etwa die Hälfte der Erkrankungen verläuft alles andere als glimpflich“, sagt Oschmann.

In der Neurologie am Bayreuther Klinikum gebe es pro Jahr etwa fünf bis zehn FSME-Fälle. Ärzte können Betroffene dann nur intensiv betreuen und hoffen, dass das Immunsystem das Virus ohne bleibende Schäden besiegt. Medikamente gegen FSME gibt es nicht.

Anders als bei der Borreliose gibt es gegen FSME jedoch eine Impfung. Weil Bayreuth zu den Risikogebieten zählt, rät Klaus von Stetten vom Gesundheitsamt zu dieser „gut verträglichen“ Maßnahme. Wie bei allen Impfungen könne es zu grippeartigen Nebenwirkungen kommen, sagt Patrick Oschmann. Statistisch komme es auch bei einer von einer Million Impfungen zu Lähmungen, die aber wieder verschwinden.

Eine Zecke entfernen

Wegen der Übertragungszeit von Borreliose-Bakterien ist es sinnvoller, eine Zecke gleich selbst zu entfernen, statt damit zu warten und zum Arzt zu gehen. Klaus von Stetten sagt: „Natürlich kann man eine Zecke mit etwas Geschick selbst entfernen.“ Man müsse darauf achten, nicht nur den Körper abzureißen, sondern auch den Kopf der Zecke zu entfernen. Das gehe in der Regel „mit einer Pinzette ganz gut“.

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