Mego: Da geht's nicht nur um die Wurst

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Ursprünglich eine Einkaufsgenossenschaft für Metzger, heute ein Vollanbieter für alles zwischen Küche und Kerwa: Die Metzgergenossenschaft Bayreuth feiert 100-jähriges Bestehen. Die Leitung der Genossenschaft: Geschäftsführer Günter Volpert (links) und sein Stellvertreter Karl-Heinz Schäff. Foto: Eric Waha Foto: red

Sie ist so etwas wie das Wunderland des Fleischerhandwerks: die Metzgergenossenschaft. Hier gibt es alles, was man braucht, um Wurst zu machen, um Fleisch vorzubereiten, um Metzgereien einzurichten, um die Fleisch-Handwerker auszustatten. Die Metzgergenossenschaft (Mego), 1918 gegründet als Selbsthilfeorganisation von 29 Bayreuther Metzgermeistern, feiert am Samstag ihr Jubiläum. Und erfindet sich parallel dazu gerade neu.

 
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Natürlich geht es hier täglich um die Wurst. Aber längst nicht mehr nur. "Rund 80 Kunden täglich kommen im Schnitt zu uns", sagt Günter Volpert, Geschäftsführer der Metzgergenossenschaft und bis zu seinem Wechsel an die Spitze der Metzgergenossenschaft im Mai 2013 selbstständiger Metzgermeister, im Gespräch mit unserer Zeitung. Mit durchaus unterschiedlicher Zielsetzung: "Der eine holt sich 100 Gramm Gewürz. Der andere macht einen Großeinkauf." Ganz am Anfang, als die Metzgenossenschaft aus der Taufe gehoben worden war, waren die Kunden ausschließlich Metzger. "Es ging um den günstigen Wareneinkauf. Deswegen hat man sich zusammengeschlossen. Je mehr Abnahme, desto höher der Rabatt", sagt Volpert.

Erst direkt am Schlachthof, jetzt Nachbarn

Die Metzgergenossenschaft, bis 1996 diekt am Schlachthof in der Stadtmitte angedockt - an der Stelle, an der jetzt das Rotmain-Center steht -, war immer Spezialanbieter, aber auch Werkstatt für die Metzgerbetriebe und ihre Maschinen. Maschinen, die die Metzger über die Genossenschaft bezogen. "In den 70er und 80er Jahren betreute die Genossenschaft gut über 100 Metzger in Bayreuth Stadt und Land", sagt Karl-Heinz Schäff, ebenfalls gelernter Metzger und stellvertretender Geschäftsführer, der seit genau 25 Jahren bei der Genossenschaft ist. "Außerdem hatten wir ein Häutelager, zu dem die Metzger Häute und Felle bringen konnten. Die wurden eingesalzen und später an die Lederindustrie verkauft. Ein Geschäft, das wir erst vor etwa 20 Jahren aufgegeben haben. Weil ja die meisten nicht mehr selber geschlachtet haben." Das Ladengeschäft am Hohenzollernring allerdings hatte auch damals schon: "Laufkundschaft. Leute, die mal einen Topf oder eben Gewürze gebraucht haben", sagt Schäff.

Mit der Zeit verändert sich das Geschäft

Das Geschäft hat sich im Lauf der Zeit verändert: Nicht nur Brauereien und Bäckereien machten zu - auch Metzgereien wurden und werden immer weniger. Das hat Auswirkungen auf das Einzugsgebiet der Metzgergenossenschaft: erst waren es Bayreuth Stadt und Land, "nach der Grenzöffnung hatten wir viele Touren in die neuen Bundesländer, bis auch andere Anbieter das gemerkt haben und sich dort niedergelssen haben", sagt Schäff. Jetzt liefert die Genossenschaft "hauptsächlich an Metzgereien und andere verarbeitende Betriebe vom Fichtelgebirge bis in die Fränkische Schweiz, aber auch bis nach Unterfranken", sagt Volpert. An eine Kundenliste, die "mehrere tausend Adressen umfasst. Aber auch hier ist es sehr unterschiedlich: Einer schlachtet ein Mal im Jahr und braucht was, andere bekommen jede Woche eine Lieferung."

Rund 60 Genossen sind es heute noch

1,7 Millionen Euro Umsatz macht die Metzgergenossenschaft pro Jahr mit den acht Beschäftigten, Geschäftsführer Volpert eingerechnet. "Als die Werkstatt noch dabei war, die 2007 geschlossen wurde, hatten wir bis zu 15 Beschäftigte." Rund 60 Genossen halten noch die mindestens zwei Anteile für je 255,65 Euro, die es für Sitz und Stimme in der Vollversammlung braucht.

Privatleute immer wichtiger

Was für die Metzgergenossenschaft immer wichtiger wird, um sich für die Zukunft neu aufzustellen: Dass Privatleute die Genossenschaft für sich entdecken und zum Einkaufen hinaus an den Schlachthof kommen, in dessen Nachbarschaft die Metzgergenossenschaft seit 1996 seit dem Umzug in den Neubau wieder ist. Man profitiere durchaus davon, sagt Schäff, dass klassische Haushaltswarenanbieter ebenfalls seit Jahren auf dem Rückzug sind. Messer, Grillzangen, "Bedarf für kleine und auch richtig große Küchen", wie Schäff es nennt, gehören genauso zum Angebot wie "alles, was man braucht, um eine komplette Kerwa auszustatten", sagt Volpert. "Nicht zu vergessen natürlich unser Eichmar-Senf, den es nur bei uns gibt, und der nach einem Spezialrezept bei Siebenstern für uns hergestellt und abgefüllt wird."

Selber machen, auch bei der Wurst

Ein Trend schlägt auch bei der Metzgergenossenschaft durch: Das Interesse vieler Hobby-Metzger selbst Wurst herzustellen. "Bei uns bekommen die Hobby-Metzger nicht nur das Material - vom Wolf bis zur Wursthaut oder den Dosen -, sondern auch noch Tipps, nach welcher Rezeptur sie alles am besten zubereiten", sagt der Metzgermeister Volpert.


Info: Das 100-jährige Bestehen feiert die Metzgergenossenschaft am Samstag von 9 bis 15 Uhr mit einem Fest auf dem Gelände in der Drossenfelder Straße.

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