Medizincampus Oberfranken Gebo ist der fünfte Partner

In der Psychiatrie fehlen Fachärzte. Das Bezirkskrankenhaus (BKH) in Bayreuth hofft, von der Ärzteausbildung am Medizincampus Oberfranken zu profitieren. Vor allem die Versorgung von Kindern und Jugendlichen ist ein zunehmendes Problem.

 
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Die erste Hauptvorlesung in Psychiatrie hörten die Medizinstudenten am Montag in Bayreuth. Einen Tag später unterzeichneten das Universitätsklinikum Erlangen und die Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken, vertreten durch Kaufmännischen Direktor Albrecht Bender und Gebo-Vorstand Katja Bittner, den Kooperationsvertrag.

Thomas Kallert, der Leitende Ärztliche Direktor am BKH, bezeichnete den Tag als „Abschluss und Aufbruch“ zugleich. Dieser markiere das Ende der Vorarbeiten, den Medizincampus und sein Haus miteinander zu verbinden. Die Atmosphäre in den Gesprächen sei konstruktiv, sachorientiert, verbindlich, vertrauensvoll – und ja geräuscharm verlaufen. Was schließlich nicht ganz selbstverständlich ist bei inzwischen fünf Projektpartnern: der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg, dem Universitätsklinikum Erlangen, dem Klinikum Bayreuth mit zwei Standorten, der Universität Bayreuth und eben der Gebo.

Das BKH ist bereits akademisches Lehrkrankenhaus der FAU gewesen und Ausbildungsstätte für viele Gesundheitsberufe. So habe es nicht viel Überzeugungsarbeit gebraucht. Der ärztliche Betrieb sei mittlerweile nur durch eine Vielzahl ausländischer Kollegen aufrecht zu erhalten. Obwohl die Psychiatrie zur sogenannten sprechenden Medizin zählt, bei der Gespräche zwischen Arzt und Patient grundlegend sind.

14 Wochen Psychiatrie und Psychosomatik

Der Medizincampus biete daher eine Ausbildungschance und die Möglichkeit, junges Personal zu gewinnen. Dafür solle es spezielle Seminarräume geben und ein mit der Cafeteria verbundenes Veranstaltungszentrum. Durch den Stundenplan im 8. Semester könne den Studenten und Studentinnen in 14 Wochen die Fächer Psychiatrie und Psychosomatik nahegebracht werden. „Hier sollte es doch möglich sein, die Wahl eines Promotionsthemas oder einer Facharztausbildung zu beeinflussen.“ Die Integration akademischer Aufgaben werde das BKH auf. Daraus könnte weitere Ideen erwachsen, die im klinischen Alltag bisher keinen oder zu wenig Raum hätten.

Und nicht zuletzt schafft der Kooperationsvertrag die Grundlage für künftige leitende Positionen und deren Ausgestaltung. Das Haus sei bereits jetzt klinisch breit aufgestellt und „wissenschaftlich durchaus ausgewiesen“. Drei Fachkliniken gehören dazu: die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik für Erwachsene, die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters und die Klinik für Forensische Psychiatrie. Mit der Medizinerausbildung übernehme das BKH eine hohe Verantwortung.

Die Kinder- und Jugendpsychiatrie verfügt über 60 Betten. „Die Ambulanz würden wir gerne erweitern“, sagt Kallert außerdem auf Nachfrage. Doch die Leute dafür zu finden, sei das Hauptproblem. Auch in der Ausbildung sei die Situation nicht so gut, da die Kinder- und Jugendpsychiatrie kein Hauptfach sei. Diese könne sich möglicherweise bei der nächsten Änderung der Approbationsordnung verbessern. „Wir sind in drei Facharztrichtungen ausbildungsfähig.“

Schwere Verhaltensauffälligkeiten keine Seltenheit

Die Klinik sei grundsätzlich auf Akutfälle spezialisiert und kein Wohnheim. „Immer mehr junge Patienten sind schwer verhaltensauffällig, sie fallen durch das System hindurch“, sagt er auf den tragischen Vorfall in Wunsiedel angesprochen. „Alle Bausteine müssen funktionieren.“ Bereits im Vorfeld, bevor Kinder und Jugendliche stationär aufgenommen werden, seien präventive Maßnahmen notwendig.

Tagesklinische Plätze, je zwölf, werden an den Außenstandorten Bamberg, Coburg und Hof angeboten.

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