Medi: Vorfreude auf das europäische Wagnis

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Die Fans von Medi Bayreuth können sich auf mindestens 14 Spiele in der Champions League freuen – Trey Lewis (links) werden sie allerdings nicht mehr zujubeln können. Der US-Amerikaner wird das Medi-Team verlassen. Foto: Peter Kolb Foto: red

Es ist ein Meilenstein für Medi Bayreuth: Zum ersten Mal seit dem Aufstieg im Jahr 2010 tritt der Bundesligist in einem internationalen Wettbewerb an. Er startet in der Champions League. Die Vorfreude der Medi-Offiziellen ist riesig – doch ist die Teilnahme auch Wagnis und Herausforderung.

 
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Als am späten Mittwochabend die Bestätigung des Weltverbandes Fiba kam, dass Medi einen festen Platz für die am 10. Oktober beginnende Gruppenphase der Champions League erhält, jubelt Geschäftsführer Philipp Galewski: „Bayreuth leuchtet heller denn je auf der Basketballkarte – nicht nur deutschlandweit, sondern in ganz Europa.“

Trainer Raoul Korner ergänzt: „Das ist die Belohnung für unsere tollen Leistungen in der vergangenen Saison. Spieler, Trainer- und Betreuerteam, Offizielle und Fans – alle können sich auf namhafte internationale Gegner freuen.“

Etat um eine halbe Million Euro erhöht

Die Medi-Offiziellen haben ihren Teil dazu beigetragen, da sie nach dem vierten Platz in der Bundesliga-Hauptrunde der Vorsaison intensiv am CL-Traum gearbeitet haben. Die Profiabteilung hat nach Aussage Galewskis den Etat um eine halbe Million Euro erhöht. Ein Risikoprojekt sei die CL-Teilnahme trotzdem noch, obgleich Antrittsprämien gezahlt würden und man sich nicht um TV-Übertragungen kümmern müsse.

Schwer zu kalkulieren seien die Reisekosten: Die sind erst nach Auslosung der Vorrundengruppen am 11. Juli zu ermitteln. Bei Auslosungspech müssen die Bayreuther sieben Mal zu Auswärtsspielen fliegen. Eine der weitesten Reisen könnte das Medi-Team in das mehr als 6000 Kilometer entfernte Krasnojarsk in Russland führen.

Konservative Planung beim Zuschauerschnitt

Eine weitere Unbekannte ist der Zuschauerschnitt bei den sieben Heimspielen – allesamt unter der Woche. „Ich hoffe, dass unsere Fans den Weg nach Europa mitgehen und die Oberfrankenhalle gut gefüllt ist“, sagt Korner. „Es wäre wichtig zu sehen, dass der Standort Bayreuth für internationale Spiele bereit ist. Auch mit Blick auf die zukünftige Ausrichtung von Medi Bayreuth als Organisation.“

Natürlich spiele die Attraktivität der Gegner eine wichtige Rolle. „Doch bei sieben Gruppengegnern wird schon der eine oder andere namhafte dabei sein“, sagt der Medi-Trainer und hofft vor allem auf Teams aus Spanien und Griechenland.

Die Planung des CL-Zuschauerschnitts ist dennoch eher konservativ. Galewski liebäugelt mit einem Schnitt von „mindestens zwischen 2000 und 2500“. Zum Vergleich: Die Heimspiele der Bundesliga-Saison 2016/17 besuchten durchschnittlich 3150 Zuschauer (Auslastung von 96 Prozent).

Trey Lewis verlässt Medi Bayreuth

Auf eine Attraktion müssen die Medi-Fans allerdings künftig verzichten: Topscorer Trey Lewis wird Bayreuth verlassen. „Wir haben sogar auf ein Angebot zur Vertragsverlängerung verzichtet. Das wäre Zeitverschwendung gewesen“, sagt Korner. „Trey ist in Gehaltsdimensionen vorgedrungen, das sind Summen, davon können wir in Bayreuth nicht einmal träumen.“

Auch mit einer Rückkehr von Kyan Anderson rechnet der Trainer nicht. Das unterbreitete Angebot habe bei Anderson und dessen Manager wenig Anklang gefunden, weshalb Medi ohne den US-Amerikaner plane.

Trainer plant mit Zehn-Mann-Rotation

So sind die Bayreuther auf der Suche nach zwei Guards. Dass Medi nun international spiele, könne für Neuzugänge ein „interessanter Anreiz“ sein, sagt Korner. Sicher ist, dass der Kader trotz der zusätzlichen CL-Spiele nicht breiter aufgestellt wird.

„Wir werden mit einer Zehn-Mann-Rotation in die Saison gehen. Das ist ausreichend“, sagt Korner. „Zudem werden wir im Gegensatz zur Vorsaison von Beginn an sechs Ausländer unter Vertrag haben.“ Sein Team habe den Vorteil, dass es zu großen Teilen eingespielt sei.

Ob das aber den Nachteil der größeren Reisestrapazen wett macht? Außerdem ist es oft nicht mehr möglich, sich eine Woche lang gezielt auf den nächsten Bundesliga-Gegner vorzubereiten. „Dass deshalb Probleme auftauchen können, ist uns bewusst“, sagt der Coach. „Wir rechnen sogar damit, dass vielleicht das eine oder andere Bundesligaspiel nach einer weiten Auswärtsreise verloren geht.“ Wenn man beispielsweise Donnerstagsnacht aus Spanien zurück kehre und dann am Samstag nach Bremerhaven müsse, leide selbstverständlich die Vorbereitung.

CL bietet finanzielle Chancen

Bei allem Wagnis bietet die CL-Teilnahme auch finanzielle Chancen. „Wir waren in der vergangenen Saison ja so gut wie ausvermarktet“, sagt Galewski. Nun ließen sich für die CL-Heimspiele gezielt neue Sponsoren ansprechen.

Andererseits könnten auch die Zuschauer Spitzenbasketball erleben, die am Wochenende bei Bundesliga-Heimspielen keine Eintrittskarte bekommen hätten. Ein Vorkaufsrecht wird es für Dauerkarteninhaber geben – bislang sind mehr als 2000 Dauerkarten verkauft worden. Diese Ticket-Inhaber haben ab Montag bis 31. Juli die Chance, sich ihre Karten auch für die Champions League zu sichern. Erst danach werden ihre Plätze im freien Verkauf angeboten.

Die möglichen CL-Gegner von Medi

Für die Champions League, den ranghöchsten Wettbewerb unter dem Dach des Weltverbandes Fiba, haben 24 Teams einen festen Startplatz erhalten. In drei Qualifikationsrunden spielen 32 weitere Teams acht zusätzliche Plätze aus. Die Auslosung der Qualifikationspaarungen sowie der vier CL-Gruppen (je acht Teams) erfolgt am 11. Juli. Die Qualifikation beginnt am 19. September, die Gruppenphase mit 14 Spielen für jedes Team am 10. Oktober.

Neben Titelverteidiger Iberostar Teneriffa sind 21 europäische Landesmeister dabei – unter anderem der slowenische Titelträger Olimpija Ljubljana, der französische Elan Chalon und der italienische Umana Reyer Venezia.

Gesetzt ist aus Deutschland neben Medi Bayreuth auch Vizemeister Baskets Oldenburg. TB Bonn (ab Runde 3) und die Riesen Ludwigsburg (ab Runde 1) müssen in der Qualifikation ran.

Für die Gruppenphase gesetzt: Oostende (Belgien), CEZ Nymburk (Tschechien), Iberostar Teneriffa, UCAM Murcia (beide Spanien), AS Monaco, Elan Chalon, SIG Strasbourg (alle Frankreich), AEK Athen, Aris Saloniki, PAOK Saloniki (alle Griechenland), Hapoel Holon (Israel), Dinamo Sassari, Sidigas Avellino, Umana Reyer Venezia (alle Italien), Ventspils (Lettland), Neptunas Klaipeda (Litauen), Stelmet Zielona Gora (Polen), Enisey Krasnojarsk (Russland), Olimpija Ljubljana (Slowenien), Banvit Bandirma, Besiktas Istanbul, Gaziantep Basketbol (alle Türkei), Baskets Oldenburg, Medi Bayreuth.

Qualifikationsrunde 1:Kapfenberg Bulls (Österreich), Antwerpen Giants (Belgien), Bosna Royal Sarajevo (Bosnien-Herzegowina), BC Minsk (Weißrussland), BC Karavnos (Zypern), Juventut de Badalona (Spanien), Kalev Kramo (Estland), Dinamo Tiflis (Georgien), Sigal Pristina (Kosovo), Vytautas (Litauen), Karposh Sokoli (Mazedonien), Donar Groningen (Niederlande), Benfica Lissabon (Portugal), Avtodor Saratov (Russland), Lulea (Schweden), Riesen Ludwigsburg.

Qualifikationsrunde 2:Academic Sofia (Bulgarien), Kataja Basket (Finnland), KK Mornar (Montenegro), Nishny Nowgorod (Russland), Bakken Bears (Dänemark), Alba Fehervar (Ungarn), UBT Cluj (Rumänien), Budivelnyk (Ukraine) sowie die acht Gewinner aus Runde 1.

Qualifikationsrunde 3:BF Brüssel (Belgien), Nanterre 92 (Frankreich), Orlandina Basket (Italien), Rosa Radom (Polen), Estudiantes Madrid (Spanien), Juventus Utena (Italien), Pinar Karsiyaka (Türkei), TB Bonn sowie die acht Gewinner aus Runde 2.

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