Marder, Fuchs und Waschbär leben in Autos und von Mülltonnen – Mit Parfüm gegen Kabelknabbereien Bayreuth, die Stadt der wilden Tiere

Von Susanne Will
Er lebt in einer Scheune: Dieses Waschbären-Baby wurde von seiner Mutter in einer Siedlung geboren. Foto: privat Foto: red

Den Marder unter der Motorhaube, das Reh im Vorgarten, den Waschbären in der Scheune: Bayreuth ist eine Stadt der wilden Tiere. Doch was tun, wenn diese Tiere Schaden anrichten?

 
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„Beim Ordnungsamt erfahre ich, wer der für mein Wohngebiet zuständige Jäger ist“, erklärt Friedrich Moreth. Er ist der Leitende Veterinärdirektor in Bayreuth. Einen eigenen Stadtjäger hat Bayreuth nicht, anders als in Nürnberg. Dort gibt es einen ehrenamtlichen Jäger, der die Stadt unterstützt, wenn beispielsweise Wildsauen Vorgärten umgraben.

„Wenn ein Marder nervt, hilft der Gartenschlauch“

Moreth hält nicht viel von einem städtischen Jagdmann, ein Halali sei in bewohnten Gebieten viel zu gefährlich. Und er rät eher zu weichen Abwehrmaßnahmen. „Wenn ein Marder nervt, kann man ihn auch mit Wasser aus dem Gartenschlauch vertreiben.“

Wer sicher gehen möchte, dass der flinke Kabelfresser tatsächlich vertrieben wird, der kann dem Jäger Bescheid geben. „Der kommt dann mit einer Lebendfalle“, allerdings nur in der Marderjagdzeit, und die liegt zwischen November und Februar.

Sie heißen "Kulturfolger"

Zu den niedlichen Gesellen, die als „Kulturfolger“ – also als Tiere, die dem Menschen folgen – beschrieben werden, gehört der Siebenschläfer. Niedlich ja , aber dafür ganz schön laut. Das nachtaktive Nagetier randaliert oft in Zwischenböden. Und zwar so laut, dass schon der ein oder andere an Einbrecher dachte. Ein Jäger darf hier nichts ausrichten: Das possierliche Tierchen steht unter Naturschutz. Andere Länder, andere Sitten: In Slowenien gilt der Siebenschläfer noch heute als seltene Delikatesse.

Bester Schutz: Gitter

Keinen Jagdschutz gibt es für den Waschbären. Der Allesfresser war früher hauptsächlich in den Wäldern Nordamerikas zuhause. Mittlerweile schläft er in fränkischen Scheunen und nähert sich den Städten. Er klaubt sich seine Mahlzeiten aus den Mülltonnen zusammen. Doch auch ein Vorhängeschloss an Mülltonnen würde das Tier mit der schwarzen Maske nicht fernhalten. Moreth: „Die riechen ja trotzdem, dass da etwas drin ist.“ Waschbären lieben auch Fallobst, „doch es nutzt nichts, wenn Sie Ihren Garten davon frei halten – dann gehen die Tiere eben zum Nachbarn“. Wer partout keine Lust auf diese Art von Untermieter hat, „der hat nur eine Chance, wenn er alle Luken abdichtet“, so Moreth. „Und zwar mit Gittern, die nicht durchgebissen werden können.“

Moreth: „Der Anteil der Wildtiere in unserer Stadt hat sich erhöht. Ich finde das herrlich, denn das passiert nur in grünen Städten. Außerhalb der Städte erschließt der Mensch immer mehr Infrastruktur, im Park in der Stadt sind die Tiere jetzt ungestörter.“

Dem Marder geht's ums Revier

Dirk Muschik ist Stadtförster, nicht zu verwechseln mit einem Stadtjäger. Der Förster kümmert sich um alles im Wald, aber er jagt nicht. Auch bei ihm melden sich Menschen, die Ärger mit Wildtieren haben. „Hauptsächlich geht es um Füchse und Marder“, sagt er. Warum knabbern Marder eigentlich Kabel an? „Es geht nicht um den Geschmack von Gummi. Das geparkte Auto gehört zum Revier des Marders. Wenn das Auto bewegt wurde, kann da auch mal ein anderer Marder durchgelaufen sein. Das wiederum riecht der ,heimische‘ Marder und wütet dann, weil ein anderer in seinem Revier gewesen ist“, erklärt Muschik.

Parfüm kann helfen

Helfen Hausmittel wie Parfüm oder Hundehaare? „Bedingt“, sagt Muschik. „Ein Parfüm, das beispielsweise auf dem Batterie-Abdeckung gesprüht wurde, kann für drei Wochen helfen, dann aber hat sich der Marder dran gewöhnt und man sollte das Parfüm wechseln.“ Er rät eher zu Ultraschallgeräten, die einen für Marder-Ohren unangenehmen Ton ausstrahlen. Wenn ein Marder den letzten Nerv raubt, sollte die Untere Jagdbehörde alarmiert werden.

Keine Hausabfälle auf den Kompost, Mülltonne schließen

Die im ländlichen Gebiet durchaus noch üblichen Kippfallen sind für Laien verboten. Das Prinzip: Etwa mit einem Ei in der Falle wird der Marder angelockt, wenn er hineinklettert, schließt sich eine Falle, der Marder ist gefangen. Benutzt werden dürfen die Fallen nur von Jägern, die einen speziellen Fallenlehrgang gemacht haben. „Und auch diese Jäger müssen alle vier Stunden nachsehen, ob sich ein Tier darin befindet.“

Von einem Wildschwein im Vorgarten hat Muschik zumindest noch nicht in Bayreuth gehört, passieren kann es dennoch. Sein Rat: „Am besten die Tür zu machen. Diese Tiere sind äußerst wehrhaft. Man kann versuchen, das Tier mit Krawall zu vertreiben, aber wenn so ein Eber in Rage ist, nutzt das auch nichts.“ Der bestes Schutz: keine Hausabfälle auf den Kompost werfen und die Mülltonne immer schließen.

Mehr Artenvielfalt

Dirk Muschik denkt nicht nur an Verwüstung und zerbissene Kabel, wenn es ums Thema Wildtiere in der Stadt geht: „Man sollte es auch positiv sehen: Jetzt fliegen Mauersegler durch die Stadt, der Turmfalke ist hier heimisch – die Artenvielfalt in der Stadt wächst.“

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