Lehrer packen Päckchen für Behinderte

Eschenbacher

Manchmal erfüllen auch Lehrer Wünsche. Das Kollegium der Beruflichen Oberschule Bayreuth packt seit gut 25 Jahren Päckchen für Bewohner der Himmelkroner Heime. Aus der Initiative des pensionierten Lehrers Erich Popp ist eine Tradition geworden.

 
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Die ersten Päckchen für den Transport nach Himmelkron sind eingesammelt. Unser Bild zeigt (von links) Schulleiter Reinhard Schuberth, Fördervereinsvorsitzende Pia Aßmann, stellvertretende Personalratsvorsitzende Ursula Leibinger-Hasibether und stellvertretender Vorsitzender Hans Thiem. Foto: Ute Eschenbacher Foto: red

Bis vor 15 Jahren war Erich Popp selbst noch als Lehrer an der Staatlichen Fachoberschule und Berufsoberschule in Bayreuth tätig. Zugleich war er über viele Jahre lang der Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer der Himmelkroner Heime. Die Weihnachtspäckchen waren seine Idee. Und da die Aktion weiter fortgesetzt wird, ist sie zugleich sein Vermächtnis.

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Ohne Familie und Freundeskreis

Doch nicht jeder der 460 Bewohner erhält ein Päckchen. Nur die Männer und Frauen, die ihren Gruppenleitern ihre Weihnachtswünsche melden. Ihre Wünsche sind eher bescheiden - Wolle, eine Musik-CD, eine DVD oder Süßigkeiten und Säfte. "Wir haben eine ganze Reihe von Menschen, die keinerlei Kontakt nach außen haben", sagt Popp. "Sie haben keine Familie und keine Bekannten."

Seit den siebziger Jahren unterrichtete Popp an der FOS/BOS Mathematik, Physik und Wirtschaft. Noch heute trifft er in der Stadt ehemalige Schüler, die ihn noch kennen. Der 79-Jährige hat selbst eine Tochter, die in den Heimen wohnt. Aber er weiß auch, wie einsam einige der dort lebenden Menschen mit Behinderung sind.

Nur reden reicht nicht

Früher war Popp im Heimbeirat, doch der bewegte ihm zu wenig. Nur reden, ohne dass sich etwas tut, das liegt ihm nicht. Daher war er die treibende Kraft, als um die Gründung eines Fördervereins und später einer Stiftung ging. Denn diese können Aufgaben übernehmen, die sonst nicht zu finanzieren wären: Konzerte und Theateraufführungen in den Heimen organisieren, Geräte für Pflege und Therapie anschaffen, Freizeiten und Urlaube bezuschussen, Fahrzeuge anschaffen und Spiel- und Sportanlagen einrichten.

"Am Geld soll's nicht liegen", sagt Popp, dem es immer ein Anliegen war, dass sich die Lebensqualität der Bewohner verbessert. So wurden ein Holzhaus für Feiern und als Lagerraum gebaut, Wickeltische, Badehilfen, Pflegebetten und eine Kletterkatze gekauft oder eine Rollstuhlfahrerschaukel mit Fallschutz. Mittlerweile gibt es einen Allwetterhartplatz, eine Freilandbocciabahn und eine Minigolfanlage. Im Kräutergarten stehen Bänke, Markisen und Sonnenschirme. Auch die neuen Wohngruppen in Neuenmarkt und Bad Berneck wurden mitausgestattet.

Über Generationen hinweg erhalten

Erich Popp übergab in diesem Jahr allerdings aus gesundheitlichen Gründen den Vorsitz an seine Stellvertreterin Pia Aßmann. „Er hat seine Ehrenämter mit Leidenschaft geführt und vieles in Eigenregie gemacht“, sagt Pia Aßmann, die nun mit ihrem Stellvertreter Hans Thiem die Päckchen der Lehrer abholt. Über siebzig sind es in diesem Jahr. „Es ist schön, den behinderten Menschen eine Freude machen zu können“, sagt Lehrerin Ursula Leibinger-Hasibether, die seit etlichen Jahren immer wieder Heimbewohner beschenkt. Als Dankeschön erhält sie selbstgemalte Bilder und Kärtchen. „Über Generationen von Lehrern hinweg wird die Aktion schon getragen. Sie gehört inzwischen fest zu unserer Schule“,ist Ursula Leibinger-Hasibether überzeugt. Oftmals packt sie mehr ein, als auf dem Wunschzettel steht.

Pia Aßmann freut sich über die Unterstützung. Sie sei immer wieder positiv überrascht, wie viele Menschen bereit seien, für Behinderte zu spenden. „Wir wollen den Bewohnern ein gutes Leben ermöglichen und es ihnen, soweit es geht, erleichtern.“ Inklusion sei ein Thema, dem sich auch die Schule stellen müsse. „Da sind wir froh über jede Art der Beratung.“

Chronologie:

1890: Pfarrer Friedrich Langheinrich will mit Diakonissen eine "Kleinkinderbewahranstalt" in Himmelkron einrichten

1891: Aufruf zum Bau einer Anstalt der christlichen Barmherzigkeit; Kauf des Prinzenbaus zum Bau einer Industrieschule

1892: Einweihung der "Asyl" genannten "Blödenanstalt" in Himmelkron

1893: Übergabe an die Diakonie Neuendettelsau im Mai

1963: 1. Tag der Freude, heute: Tag der Begegnung

1988: Gründung des Vereins Freunde und Förderer der Himmelkroner Heime im Juli

1991: Gründung der Fachschule für Heilerziehungspflege in Himmelkron; Enthüllung eines Mahnmals zur Erinnerung an über 200 weibliche Euthanasie-Opfer

2008: Errichtung der Stiftung Himmelkroner Heime durch den Förderverein als Treuhänder

2011: Stiftung wird selbstständige Körperschaft des bürgerlichen Rechts

Der Verein zählt zirka 800 Freunde und Förderer, von denen ungefähr 250 Mitglieder sind. Im nächsten Jahr feiert der Förderverein sein 30-jähriges Bestehen.