Lebenshilfe-Künstler Alles Logo, oder was?

Eine Gruppe der Lebenshilfe Fichtelgebirge hat das Signet der VR-Bank neu interpretiert. Auf vier Leinwände verteilt hängt das Kunstwerk in der Hauptstelle der Bank.

 
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Ein Teil der Kunstgruppe „bilder:Werkstatt“ der Lebenshilfe Fichtelgebirge mit Heilerziehungspfleger Ralph Nürnberger (stehend, Dritter von links) und VR-Bank-Vorstandsvorsitzendem Johannes Herzog (Zweiter von rechts). Foto: Gerd Pöhlmann

Wer in Marktredwitz die Hauptstelle der VR-Bank Fichtelgebirge-Frankenwald über das Treppenhaus betritt, kommt nicht daran vorbei. Ein knapp zwei mal zwei Meter großes Kunstwerk ziert die Wand zur Linken. Auf den ersten Blick ließe es sich leicht als „nur“ das VR-Bank-Logo abtun. Doch bei genauerem Hinsehen erkennt der Betrachter schnell: Es ist eine Interpretation des Signets. Wer sich die kleine Tafel rechts neben dem Bild ansieht, erfährt außerdem mehr über die Künstler.

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Das in der Tat einzigartige Kunstwerk hat die Kunstgruppe „bilder:Werkstatt“, ein Zusammenschluss Kreativer der Lebenshilfe Fichtelgebirge, geschaffen. Unter der Leitung von Heilerziehungspfleger Ralph Nürnberger ist die Gruppe – in wechselnder Zusammensetzung – schon seit einigen Jahren aktiv. „Eigentlich wollten wir das Logo mit farbgefüllten Luftballons in Action-Painting-Manier gestalten“, verrät Nürnberger. Aber dafür sei es im Frühjahr einfach nicht warm genug gewesen. Also sind die Lebenshilfe-Künstler auf Stempeltechnik umgestiegen. „Die Stempel haben die Beteiligten selbst aus Holz und Moosgummi gebastelt“, sagt Ralph Nürnberger.

Beim Federnsortieren gefragt

Der Kontakt zwischen Bank und Lebenshilfe kam beim Tag der Stiftungen zustande. Im Oktober vergangenen Jahres arbeitete VR-Bank-Vorstandsvorsitzender Johannes Herzog einen Vormittag lang in der Lebenshilfe-Werkstatt in Marktredwitz. „Beim Federnsortieren habe ich die Bilder an den Wänden gesehen. So bin ich mit Ralph Nürnberger ins Gespräch gekommen“, sagt Herzog. So spontan der VR-Bank-Vorstandsvorsitzende gefragt hatte, ob es möglich sei, das Logo zu malen, so schnell habe Nürnberger auch zugesagt. „Wir haben uns natürlich über den Auftrag gefreut“, sagt der Heilerziehungspfleger.

Rund zwei Wochen hat die „bilder:Werkstatt“ an dem Kunstwerk gearbeitet. Eine große Herausforderung sei gewesen, die Bildflächen – die auf vier Leinwände verteilt und zudem in einigem Abstand aufgehängt sind – richtig aufzuteilen, und so die Wirkung des Logos zu erzielen, sagt Nürnberger. Als Johannes Herzog sich nach dem Fortschritt der Arbeit erkundigte, sei er plötzlich skeptisch geworden, gibt er zu. „Die Farben waren verkehrt!“ Was er nicht wusste: Die Maler hatten die Leinwände farblich negativ grundiert. Was später blau sein sollte wurde zunächst orange gestrichen und umgekehrt. „Ich wusste ja nicht, dass da noch in der jeweils anderen Farbe drübergestempelt werden sollte“, sagt Herzog.

Reise nach Holland

Jetzt jedenfalls hängen die vier Leinwände im Treppenhaus der neugestalteten Hauptstelle und ergeben so ein großes VR-Bank-Logo in den richtigen Farben. Johannes Herzog bescheinigte den Beteiligten ein erstaunliches Gespür für Flächenaufteilung, Farbzusammenstellung und Gesamtwirkung, gepaart mit Sponatneität, Kreativität und Ausdauer. „Wir sind alle sehr begeistert. Unsere Erwartungen wurden bei Weitem übertroffen. Das sucht echt seinesgleichen“, freut sich Herzog und zollt den Künstlern der Lebenshilfe großen Respekt. „Wenn es nach uns geht, dann hängt das ewig hier.“

Und weil, so VR-Bank-Vorstandsvorsitzende, Banker bei Treffen gerne über Kunst redeten, Künstler dagegen mehr über Geld, brachte er beide Welten zusammen und übergab eine Spende von 1000 Euro an Ralph Nürnberger. Der versprach, davon neue Farben und Utensilien anzuschaffen. „Außerdem können wir damit nächsten April einen Ausflug der Gruppe nach Holland ins Tulpenparadies Keukenhof finanzieren.“

In Stempeltechnik hat die „bilder:Werkstatt“ das Logo gestaltet.

Mit einem gemeinsamen Essen in einem nahe gelegenen Restaurant endete die offizielle Übergabe des Kunstwerks an die VR-Bank. Bei Burgern und Pommes schmiedeten die Lebenshilfe-Künstler bereits die nächsten Pläne.

Über die Künstler

Teil der Lebenshilfe
Die Kunstgruppe „bilder:Werkstatt“ gehört zur der Lebenshilfe Fichtelgebirge. Die 16 Teilnehmer sind betreute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Werkstatt für behinderte Menschen, die in einer Gruppe unter Leitung des Heilerziehungspflegers Ralph Nürnberger arbeiten. Bei allen steht die Freude im Umgang mit Farben und der künstlerisch-kreativen Tätigkeit im Vordergrund.

Nominiert für Wettbewerb
Der Kunst- und Gewerbeverein Regensburg hat die Kunstgruppe „bilder:Werkstatt“ in den Jahren 2014, 2016 und 2018 für den Wettbewerb „Kunst.Preis“ für Menschen mit geistiger Behinderung in Niederbayer und der Oberpfalz nominiert. Das ist eine besondere Ehre, da sich der Wettbewerb eigentlich an Teilnehmer aus den beiden Regierungsbezirken wendet.