Kumpane
Unsere Stresssysteme würden durch angenehme soziale Kontakte deaktiviert, erklärt der frühere Leiter der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle für Ethologie in Grünau Verhaltensbiologe. Es gebe keinen signifikanten Unterschied zwischen menschlichen Freunden und Tieren – den sogenannten Kumpan-Tieren. „Wenn die Beziehung okay ist, entfalten sie bei beiden dieselben positiven Wirkungen auf Psyche und Physiologie. Gelegentlich sogar noch bessere, etwa weil man sich bei menschlichen Freunden davor hütet, sich zu blamieren.“
Empfindungen
Tiere können, denken, fühlen und empfinden. Zumindest höhere Säugetiere verfügen über all das, was originäre Intelligenz ausmacht: Emotionalität, Erkenntnisvermögen, ein komplexes soziales Zusammenleben sowie echte Lernfähigkeit. Sie empfinden Freude und Trauer, sie nehmen Zuwendung und Schmerzen wahr, sie können Liebe empfangen und Liebe schenken.
Fürsorge
„Alle Säugetiere sind wie der Mensch hauthungrig. Miteinander etwas tun, tolerant sein, das Ankurbeln von wechselseitiger Fürsorge – das machen Hunde und Katzen auch gegenüber dem Menschen. Da wird geleckt und geschleckt“, erklärt Kotrschal. Wenn eine Katze nach dem Putzen bei ihrem Herrchen gleich damit weitermacht, ist das eine „kätzische“ Art zu sagen: „Ich hab’ dich zum Schlecken gern. Du bist mein Freund.“
Beziehung
Katzen und Hunde hätten ein fast identisches soziales Gehirn wie der Mensch, so der Biologe. Die grundlegenden Mechanismen zwischen den Spezies seien gleich. Deshalb sei auch anzunehmen, dass sie ähnlich wahrnehmen wie wir. „Wenn der Mensch einen Hund streichelt, gibt es bei beiden einen Ausstoß des Bindungshormons Oxytocin. Es handelt sich um eine sehr symmetrische Beziehung. Ich denke, das ist bei Katzen und Hunden nicht anders.“ „Aus biologischer Sicht ist das Verhältnis von Tier und Mensch eine echte Sozialpartnerschaft und Freundschaft“, betont Kotrschal. Und wie in einer menschlichen Freundschaft ist es ein Geben und Nehmen. „Wenn in einer menschlichen Beziehung der eine nur gibt und der andere nur nimmt, dann wird die Beziehung nicht ewig halten.“
Freundschaft
„Jede Freundschaft ist einmalig“, sagt Kotrschal. „Sie besteht nicht nur aus den Eigenschaften der beiden Partner, sondern darin, was zwischen den beiden entsteht. Jede Partnerbeziehung ist einzigartig – sowohl bei Tieren als auch bei Menschen.“ Irgendwann kommt der Tag, an dem man von seinem tierischen Freund Abschied nehmen muss. „Das ist so, wie wenn man einen Menschen verliert“, weiß der Hundebesitzer aus eigener Erfahrung. Und wie in menschlichen Beziehungen sei es nicht sehr klug, sich gleich danach den nächsten Partner anzulachen und zu versuchen, die verlorene Partnerschaft mit einem neuen Partner zu leben. „Das läuft meistens schief.“