Leben im alten Forsthaus Putzenstein

Von Andrea Pauly

Jeder Raum im Haus von Monika Kober zeigt ein Stück Historie. Ein Sandsteinbogen, ein zum Badezimmerspiegel umfunktioniertes Fenster, eine alte Treppe, ein angerostetes Waschbecken. Die Künstlerin wohnt nicht nur mit Geschichte - sie ist von ihr umgeben.

 
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Mit 17 Jahren ist die gebürtige Kronacherin zuhause ausgezogen, zog danach einige Male um, lebte in München und stellte fest: Das ist es nicht. Sie wollte zurück nach Oberfranken. Sie wollte ein Haus. Sie wollte Platz. Sie wollte Ruhe. Sie wollte allein sein. Und sie wollte nicht nur arbeiten, um Miete zahlen zu können - "auch wenn das Stadtleben durchaus seine Qualitäten hat."

Ruhe und Raum zum Arbeiten

Die Sängerin und Fotografin fand ein kleines Häuschen: ein ehemaliges Gesindehaus in der Nähe von Thurnau, in dem sie 13 Jahre lang lebte. Dann machte sie sich auf die Suche nach etwas eigenem, das ihr genug Raum und Ruhe bot, um künstlerisch zu arbeiten.

"Wenn man hier wohnt, kennt man Putzenstein." Das ehemalige Forsthaus war damals schon unbewohnt, der damalige Besitzer war aber regelmäßig dort. Die erste Reaktion ihrer Bekannten, als sie von Putzenstein sprach, war überall die Gleiche. "Was willst du da? Das Haus hat keinen Wasseranschluss? Das kannst du vergessen."

"Man kann auch einen Brunnen bohren"

Aber sie vergaß es nicht. "Es kam immer wieder." Ein Satz ihres Bruders Axel Kober gab am Ende den Ausschlag: "Wenn der Wasseranschluss das einzige Problem ist... Man kann auch einen Brunnen bohren." Der Vorbesitzer habe eigentlich nicht verkaufen wollen, erinnert sich Monika Kober. Doch im Gespräch mit der Interessentin änderte sich seine Meinung. Er habe wohl gespürt, dass sie sein Elternhaus wertschätzte.

Vom Staat in Privathand verkauft

Das ehemalige Forsthaus ist etwa 300 Jahre alt. Viele Fakten hat Monika Kober nicht. "Angeblich war es erst nur einstöckig, der zweite Stock wurde etwas später aufgesetzt. Dafür habe ich aber noch  keine Beweise gefunden." Irgendwann sei das Gebäude von Forstarbeitern bewohnt worden, danach wurde es an die Familie verkauft, von der sie es wiederum erworben hat.

Ende 2011 kaufte sie das Gehöft, 2012 fing sie an, zu renovieren. Sie hatte Hilfe, doch das meiste machte sie in Eigenleistung. Wo es ging, erhielt sie die alte Bausubstanz. Sie riss Wände ein, um mehr Licht und Platz in die Räume zu bekommen. Besonders stolz ist sie auf die alte Treppe, die von der Küche ins Obergeschoss führt. Sie hat sie vor dem Abriss gerettet und eine Woche lang die Geländer abgeschliffen und gestrichen.

Neue Plätze für alte Türen und Fenster

Die alten Türen und Fenster haben es ihr ebenfalls angetan. Wo es ging, hat sie ihnen einen neuen Platz gegeben. Hinter einer ehemaligen Stalltür verbirgt sich die Garderobe. Im Dachgeschoss ist ein altes Außenfenster in eine Innenwand eingelassen.

"Ein altes Haus atmet, es ist lebendiger, es hat eine Persönlichkeit." Und es hatte Einfluss auf ihren Einrichtungsstil: So gefielen ihr etwa ihre Dibbern-Teller nicht mehr. "Sie passten einfach nicht in diese Küche", sagt sie. Und so kaufte sie sich ein getöpfertes Service. Die gesamte Einrichtung war eine Gratwanderung zwischen modern und alt. Glatter Beton und alte Holzdielen, verschnörkelte Spiegelrahmen und schlichte graue Wände, Lichtschalter aus Porzellan und Fliesen mit romantischen Mustern, eine moderne Küche neben freiliegendem Holz und Sandstein.  

Kultur in der Scheune

Bis Juni 2013 dauerte es, das Haus so weit zu renovieren, dass sie einzog. Ein halbes Jahr später begann sie, die Scheune auszuräumen, um sie als Ort für Theater, Konzerte und Feste nutzen zu können. Was sie investiert hat, weiß die 48-Jährige selbst nicht so genau. "Ich habe sozusagen mein Erbe hier reingesteckt", sagt sie - ihre Eltern haben sie unterstützt. "Es hat unheimlich viel Geld gespart, dass wir hier so viel in Eigenleistung gemacht haben."

Monika Kober liebt ihr Haus. "Ich habe hier jeden Quadratzentimeter mindestens sechsmal angefasst und bearbeitet." Keinen Moment habe sie die Entscheidung bereut. Teilweise habe die Renovierung eine regelrechte Eigendynamik entwickelt und sie sei praktisch hinterhergelaufen, um alles zu schaffen. "Dieser Ort hat was von Dornröschenschlaf", sagt sie. "Ich habe die Hecke durchdrungen und da begann die Knospe zu blühen."

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