Landkreis Tirschenreuth Wie real ist das Insektensterben?

Im Landkreis Tirschenreuth ist der Baldrian-Scheckenfalter stellenweise noch regelmäßig anzutreffen. Bayernweit gilt die Art jedoch als gefährdet. Foto: Wikipedia

Eine Art Inventur, die Naturschutzfachkartierung, für verschiedene Tierarten läuft momentan im Landkreis Tirschenreuth. Im Blick sind unter anderem Schmetterlinge, Heuschrecken, Kreuzottern und Libellen.

 
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Was steckt hinter dem Begriff Naturschutzfachkartierung? Denn diese hat vor kurzem im Landkreis Tirschenreuth begonnen. Konkret bedeutet dies: In den nächsten zwei Jahren werden Experten im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) wichtige Lebensräume seltener Tierarten aus verschiedenen Artengruppen untersuchen und ihre Vorkommen dokumentieren. Darauf verweist das LfU in einer Mitteilung.

„Die Naturschutzfachkartierung bringt uns viele neue Erkenntnisse. Die Aktualisierung vorhandener Daten ist eine Grundlagenarbeit, die von Behörden, Kommunen, Planungsbüros und wissenschaftlichen Einrichtungen genutzt wird“, wird Christian Tausch, Leiter der Naturschutzabteilung im LfU, zum Auftakt der Arbeiten zitiert. Die Ergebnisse, die voraussichtlich im Herbst 2025 vorliegen, unterstützen „fachlich fundierte Aussagen im Naturschutz und tragen zu einem effektiven Einsatz von Fördermitteln bei“.

Untersuchung von fünf Artengruppen

Ein vom LfU beauftragtes Planungsbüro untersucht mit Hilfe seiner Expertinnen und Experten fünf verschiedene Artengruppen auf ausgewählten Flächen. So wird in besonders geeigneten Habitaten (Standorte einer bestimmten Tierart) zum Beispiel nach Reptilien gesucht. Von der Kreuzotter, deren Bestand in vielen Regionen Bayerns in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen hat, kenne man zwar im Landkreis Tirschenreuth schon etliche Vorkommen, aber das Bild der Verbreitung sei noch unvollständig.

Über Amphibien sei im Landkreis hingegen dank der intensiven Arbeiten lokaler Spezialisten schon viel bekannt. Hier bleibe noch in ausgewählten Bereichen die Suche nach dem Feuersalamander, der anderen Orts durch einen Pilz stark gefährdet ist. Auch Schmetterlinge und Heuschrecken sowie Libellen an Still- und Fließgewässern sind Gegenstand der Erhebungen.

90 Zielarten im Visier

Etwa 90 Zielarten, darunter verschiedene Perlmutt- und Scheckenfalter, Grashüpfer und Heidelibellen, haben die Fachleute besonders im Visier. Zu den Schmetterlingen zählt auch der Baldrian-Scheckenfalter (Melitaea diamina), der in Bayern selten, aber im Landkreis Tirschenreuth noch relativ häufig vorkommt.

Ziel der Erhebungen sind laut Mitteilung jedoch nicht nur die seltenen Arten. Auf den jeweiligen Untersuchungsflächen werden auch häufige Arten dokumentiert, um eine Vergleichsgrundlage für künftige Entwicklungen zu erhalten. Nach Abschluss der zweijährigen Geländearbeiten sollen Ergebnisse zu über 500 wertvollen Lebensräumen im Landkreis vorliegen. Die Arbeiten werden in Abstimmung mit den Naturschutzbehörden am Landratsamt und der Regierung der Oberpfalz durchgeführt.

„Neben dem aktuellen Nachweis von Arten und der Darstellung ihrer Lebensräume ermöglicht die Kartierung den Vergleich mit älteren Daten.“ So können Aussagen zur Bestandsentwicklung seltener Arten gemacht und Fördermaßnahmen für bedrohte Arten gezielt umgesetzt werden.

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