Landkreis Bautzen Urteil im Kirchenbrand-Prozess - Neun Jahre Haft für Angeklagten

Im August 2023 brennt die barocke Stadtkirche in Großröhrsdorf im Landkreis Bautzen. Nun wurde ein 41-Jähriger aus der Lausitz wegen Brandstiftung verurteilt.

 
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Der Schaden des Brands wird auf 32 Millionen Euro beziffert. Foto: dpa/Sebastian Kahnert

Im Prozess um den Kirchenbrand von Großröhrsdorf ist der Angeklagte wegen schwerer Brandstiftung zu einer Freiheitsstrafe von neun Jahren verurteilt worden. Das Gericht sah es bei der Urteilsverkündung am Dienstag als erwiesen an, dass der 41-Jährige am 4. August 2023 Feuer in dem Gotteshaus gelegt hatte. Dazu soll er Benzin in ein zuvor eingeschlagenes Fenster in das barocke Gebäude gegossen und mit einem Stoff- oder Papierfetzen entzündet haben. Dabei soll er sich im Gesicht verletzt haben. Das Schiff der Kirche war zum Großteil ausgebrannt, es entstand ein Schaden in Millionenhöhe. 

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„Der Gemeinde wurde mit dem Brand der religiöse Mittelpunkt genommen. Ein bedeutendes Kulturdenkmal ist verloren“, erklärte Staatsanwalt Peter Terres am Dienstag. Die Außenkammer des Landgerichts Görlitz in Bautzen folgte mit dem Urteil der Forderung der Staatsanwaltschaft, die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert. Nach der Urteilsverkündung kündigte die Verteidigung an, in Revision zu gehen. 

Verurteilter zeigte sich geständig und gab zu, das Feuer gelegt zu haben

Die Kammer stützte sich in ihrer Argumentation auf die Vernehmung bei der Polizei. Das dort abgelegte Geständnis des Angeklagten sei verwertbar, hieß es. Er sei nicht unrechtmäßig unter Druck gesetzt worden. Das Gericht sah auch das Fehlen eines Pflichtverteidigers während der Vernehmung nicht als Grund an, die Aussagen zu verwerfen. Während der 41-Jährige in der polizeilichen Vernehmung die Tat eingeräumt hatte, widerrief er sein Geständnis später im Prozess. Die Verteidigung hatte wiederholt die Vernehmung seines Mandanten ohne Pflichtverteidiger als „unfair“ kritisiert. 

Das Gericht wertete auch die Verletzungen des Mannes im Gesicht, einen Flambierer sowie Glassplitter im Rucksack sowie Blutspuren am Fahrrad als Indizien. „Das ergibt ein rundes Bild“, so der Vorsitzende der Kammer, Ringo Hensel. Der Angeklagte habe sich in einer „sehr ausweglosen Situation“ befunden. Er hatte Kontaktverbot zu seinen Kindern und finanzielle Sorgen.

Auch die Anklage nannte als Motiv familiäre Probleme. Seine Frau habe sich von dem Angeklagten getrennt, das Sorge- und Umgangsrecht für die drei Kinder sei weitgehend entzogen worden. Als er seinen Sohn nicht mehr sehen sollte, habe der Mann den Entschluss für die Tat gefasst, so der Staatsanwalt. Er habe sich auf das Fahrrad gesetzt „mit einer Flasche oder einem Kanister Benzin“ und sei nach Großröhrsdorf gefahren. In der Kirche sei eines der Kinder getauft worden, dort hatte der Mann auch geheiratet.

Gemeinde sammelt Spenden für den Wiederaufbau der Kirche

Am 11. August war der Tatverdächtige in der Wohnung seiner Eltern in einem Dorf unweit der Kleinstadt festgenommen worden. Seither saß er in Untersuchungshaft.

Zum Prozessauftakt hatte der 41-Jährige die Tat bestritten, jedoch zugegeben, in jener Augustnacht an der Kirche gewesen zu sein. Zur Begründung aber hatte er erzählt, dass ihn zwei Unbekannte bedroht hätten. Nach Ansicht des Gerichts waren die Aussagen jedoch widersprüchlich. Am Dienstag erklärte der Angeklagte: „Ich gebe zu, dass ich dort war. Mir würde es aber im Traum nicht einfallen, ein Gotteshaus anzuzünden.“

Pfarrer Stefan Schwarzenberg zeigte sich nach der Urteilsverkündung erleichtert. „Das ist ein guter Tag für die Stadt und die Kirchgemeinde.“ Zwar bleibe der Schmerz über die verlorene fast 300 Jahre alte Kirche. „Aber wir können jetzt zur Ruhe kommen, den Blick in die Zukunft richten und eine neue Kirche bauen.“ Derzeit sammelt die Gemeinde Spenden für den Wiederaufbau. 

Das Kirchenschiff war im August des vergangenen Jahres bis auf die Außenmauern niedergebrannt, die Spitze des Glockenturms fiel ins Innere, viele historische Kunstschätze sowie die hölzernen Teile der Architektur sind verloren. Der Sachschaden wird mit rund 32 Millionen Euro beziffert.