Landesgartenschau: Die längste Eröffnungsfeier des Landschaftsparks Wilhelminenaue geht auf ihr Ende zu "Und was tun wir nach dem 9. Oktober?"

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Plötzlich ist der Herbst da. Graue Wolken hängen über der Wilhelminenaue. Der Wind treibt die Wellen auf dem Hammerstätter See vor sich her. Elf Grad fühlen sich wesentlich kälter an. Abschiedsstimmung. Nicht nur vom Sommer, der ungewöhnlich lang war. Auch von der Landesgartenschau, der größten, die es bislang in Bayern gegeben hat. In fünf Tagen bekommt die Landesgartenschau mit ihrem Motto "Musik für die Augen" den Stempel: "Geschichte". Die Geschäftsführer der Gartenschau sehen sie als: Erfolgsgeschichte.

 
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Das größte Lob, das Ulrich Meyer zu Helligen in den vergangenen Tagen speziell von den Bayreuthern oft gehört hat, klingt ein kleines bisschen wie ein Vorwurf: "Viele haben mich angesprochen hier auf dem Gelände und gesagt, sie wüssten tatsächlich nicht so recht, was sie tun sollten, wenn die Gartenschau am Sonntag vorbei ist. Vor allem an den Wochenenden fehlte dann eine Alternative. Denn es war ja immer etwas los hier", sagt Meyer zu Helligen.

Wehmut mit dabei

Der Geschäftsführer, der gleichzeitig Leiter des Stadtplanungsamts ist, sitzt am Dienstagmittag zum Gespräch mit unserer Zeitung im Gastro-Pavillon in der Ouvertüre. Die meisten Gäste, die kommen, bestellen Tee. Oder eine heiße Suppe. Vorbei die Zeit der kalten Getränke. Auch Meyer zu Helligen trinkt Tee. Mit einem Blick aus dem Fenster sagt er: "Unglaublich, wie schnell die Zeit vergangenen ist. Vor allem in den letzten paar Wochen." Dass die Gartenschau zu Ende gehe, erlebe er mit gemischten Gefühlen. "Auf der einen Seite sehr glücklich. Denn es ist wirklich sehr gut gelaufen. Und weil wir nach dem Bau jetzt den zweiten Schritt hinter uns gebracht haben. Aber es ist natürlich auch ein bisschen Wehmut mit dabei."

Über den Erwartungen

Die Bayreuther Gartenschau wird die Erwartungen übertreffen: Mit 750.000 Besuchern hatte man kalkuliert, "wenn das Wetter mitmacht und wir haben ein starkes Abschlusswochenende werden wir die 900.000 vielleicht noch knacken", sagt Meyer zu Helligen. Das sei am Anfang nicht absehbar gewesen. "Denn einer der Knackpunkte war tatsächlich das Wetter. Gerade am Anfang." Kälte am Anfang, starker Regen, mehrfach musste das Gelände wegen Unwetters oder Unwetterwarnungen geräumt werden. "Wir hatten viele kleine Nachbesserungen zu machen, weil der starke Regen einiges weggespült hatte." Aber auch das andere Extrem sorgte für Probleme: "Die lange Hitzperiode stellte die Gärtner vor große Herausforderungen. Aber wenn man jetzt rausschaut, dann sehen die Beete immer noch gut aus. Für den Pflegezustand haben wir die ganze Gartenschau über viel Lob bekommen." 

Viele kamen täglich

Von den 20.525 Dauerkartenbesitzern, 7000 Dauerkarten mehr als kalkuliert, kamen viele deutlich öfter als das eine Mal pro Woche, mit dem die Gartenschau kalkulierte. "Es gab einige, die hat man bald jeden Tag auf der Gartenschau gesehen. Die diese Ausstellungszeit als eine extra lange Eröffnungsphase des Landschaftsparks Wilhelminenaue voll ausgekostet haben", sagt Meyer zu Helligen. "Wir waren überzeugt, dass das Gelände sehr gut angenommen wird", sagt seine Geschäftsführerkollegin Dagmar Voß. "Es ist für mich bei jeder Gartenschau das Wichtigste, dass man mit jedem Projekt das Richtige für eine Stadt erreicht." Die Wilhelminenaue sei "ein wunderschönes Gelände, das es in der Art als Landschaftspark zuletzt bei der Landesgartenschau 1996 in Amberg gegeben hat". Voß sagt, sie werde von der letzten Gartenschau, die sie aktiv als Geschäftsführerin mitgemacht habe, viele schöne Momente mitnehmen: "Die Abendstimmung, wenn die Sonne hinter der Seebühne untergeht, gehört da sicher mit dazu." 

Kritik wie bei anderen Schauen auch

Die Kritik, die es gegeben hat, sei nicht aus dem Rahmen gefallen. "Die Zahl der Beschwerden war nicht größer als bei anderen Gartenschauen. Das Maß, das immer kommt. Zum Beispiel, dass das Gelände zu weitläufig ist. Oder dass es zu große Wiesenflächen gibt. Natürlich trifft es einen trotzdem. Weil man überlegt, was man hätte anders machen können."

Caterer ist gern in Bayreuth. Trotzdem.

Einer, den es gerade am Anfang heftig mit der Kritik getroffen hat, ist der Caterer Matthias Polster. Er zieht am Dienstag im Gespräch mit unserer Zeitung dennoch eine positive Bilanz: "Wir sind sehr gern in Bayreuth. Es war und ist noch eine schöne Gartenschau. Wetter hin, Querelen her", sagt er. Dass es Anlaufschwierigkeiten gebe, sei normal. "Wenn wir alles im Vorhinein wüssten, hätten wir einen Heiligenschein auf." Das Ergebnis, das sich Polster erhofft hatte, wird sich bis zum Ende der Gartenschau nicht einstellen: "Wir hatten am Anfang eine lange Durststrecke. Und auch die Hitze im September, als es eine Woche heiß war wie im Hochsommer, hat uns zu schaffen gemacht. Trotzdem hat es so weit gepasst. Das war auch das Resümee, das wir mit den Mitarbeitern gezogen haben."

Der Rückbau

Wenn am Sonntagabend nach der Fahnenübergabe an Würzburg, dem Konzert von Huebnotix & Strings und der Lasershow die Tore der Gartenschau gegen 20 Uhr schließen, steht die nächste Herausforderung an: der dritte Schritt, wie es Meyer zu Helligen nennt. Der Rückbau. "Das geht gleich am Montag los." Am stärksten wird sich die Ouvertüre, der Eingangsbereich in der Oberen Röth,  verändern. "Bis auf die Auenpromenade verschwindet hier so gut wie alles", sagt Meyer zu Helligen. Vom Parkplatz für Wohnmobile bis zum Airdome ist alles möglich. Und in der Diskussion. Meyer zu Helligen wartet auf eine Entscheidung des Stadtrats. Ebenso wie bei der Seebühne: "Der Stadtrat muss sagen, in welchem Format er eine Bespielung haben möchte." Sie könnte allerdings ab dem kommenden Jahr genutzt werden.

Was noch verschwindet

Zu den Kandidaten, die nach dem 9. Oktober nur noch kurze Zeit in der Wilhelminenaue stehen werden, gehört der Mainauenhof. "Er hat keine dauerhafte Ver- und Entsorgung, die Leitungen sind nur provisorisch und nicht sehr tief verlegt worden. Der Bereich in der Aue soll sich auch ökologisch entwickeln", sagt Meyer zu Helligen. Ebenso wird die Junge Landesgartenschau keinen Bestand haben. "Die Weiden allerdings sollen beim Stadtgartenamt und beim Wasserwirtschaftsamt Verwendung finden." Ebenfalls Abbaukandidaten: Die Themengärten in der Ouvertüre, die Beiträge der Partnerstädte und -regionen am Auenbogen. "Wir werden darauf schauen, dass das alles behutsam erfolgt. Damit wir hinterher keine Schäden haben." 

Der Caterer Matthias Polster rechnet damit, dass er drei Wochen brauchen wird, um das große Zelt im Gourmetkabinett und die Pavillons an der Sandsteinbrücke, am Panoramakabinett und an der Ouvertüre abzubauen. Wenn das geschehen ist, soll mit den Vorbereitungen für den Bolzplatz und den Grillplatz im Gourmetkabinett begonnen werden. "Ansäen werden wir das wahrscheinlich erst Anfang des kommenden Jahres können", sagt Meyer zu Helligen. "Aber mit den Vorbereitungen wollen wir so weit wie möglich kommen." Bereits am 10. Oktober müssen die Schrankenanlage vom Volksfestplatz weg sein: "Denn dann will der Zirkus dort aufbauen."  

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