Kurier-Umfrage unter Teilnehmern einer Museumstagung Was Experten zu Wahnfried sagen

Von Michael Weiser

Zwei Tage lang tagten Museumsfachleute in Haus Wahnfried. Und nutzten die Gelegenheit, sich ein Bild vom neuen Richard-Wagner-Museum zu machen. Wir fragten die Experten, was ihnen gefiel und was sie irritierte.

 
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Rund 20000 Besucher haben das neue Richard-Wagner-Museum bislang besichtigt. Unter ihnen waren in den vergangenen Tagen einige besonders interessierte Gäste: Erstmals hielten Museumsleute aus Sachsen, Oberösterreich, Böhmen und Bayern eine Tagung ab. Es ging darum, wie man Persönlichkeiten der Geschichte im Museum präsentieren kann. Was uns noch mehr interessierte: Was halten Fachleute vom neuen Bayreuther Museum? Fazit: Gar nicht mal schlecht, was Bayreuth da bietet. Ziwschen "sehr spannend"  und "wunderschön" landeten die Urteile. Leichte Irritationen gab es alerdings auch. Unsere Umfrage: 

Katja Margarete Mieth, Direktorin der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen: "Eine überzeugende Inszenierung, auch von der Dramaturgie her. Das wird bei Besuchern sicher nicht ganz widerspruchslos ankommen, auch weil das Haus einiges an Wissen voraussetzt. Aber aus museumsfachlicher Sicht bietet das Museum ein paar wirklich tolle Objekte. Von denen würde man manche gerne noch etwas besser sehen, vor allem die Bühnenbild-Modelle, aber insgesamt ist das schon beeindruckend, in sich stimmig und auch der Theatralik Richard Wagners angemessen."

Tomáš Pavlíček, Museum der Tschechischen Literatur, Prag: "Wunderschön ist das geworden. Viele Sachen sind interessant, nicht nur die auratischen Stücke. Ich finde auch die Mischung von traditioneller Arbeit eines Museums mit innovativer Technik sehr gelungen. Gut und interessant war das hier, sehr inspirierend. Wir erarbeiten gerade ein neues Konzept für unser Museum in Prag und werden uns schon von einigem hier in Bayreuth anregen lassen."

Maria Sams, Lehar-Villa Bad Ischl: "Ich habe leider noch nicht alles gesehen, das muss ich noch nachholen. Das, was ich gesehen habe, finde ich sehr spannend. Für Leute, die Richard Wagner mögen und sich vielleicht schon etwas mit ihm beschäftgt haben, bringt dieses Museum eine Menge. Etwa durch die virtuelle Partitur. Ich finde es geglückt und bin sehr beeindruckt."

Rosemarie Hüblinger von der Schauschmiede Spital am Pyhrn: "Was mir besonders gut gefallen hat: Man hat hier nichts verkitscht. Die mit Hussen verhängten Möbel, die darstellen, was an Möbeln in den Originalräumen stand, aber heute nicht mehr vorhanden ist, fand ich beeindruckend. Ebenso den Verbund der drei Häuser. Auch vom Depot war ich sehr beeindruckt." Und ihr Kollege Rudolf Stoderegger ergänzt: "Mich hat die technische Ausstattung überzeugt, auch in konservatorischer Hinsicht."

Rundgang durchs Museum gefällig? Hier entlang zu einer Fotogalerie.

Oder im Video:

 

Markus Walz, Prof. für Museologie an der Hochschule Für Technik, Wissenschaft und Kultur in Leipzig: "Ich habe nun herausgefunden, wo die Anregung für die Abdeckungen für die Möbel herkommt, offenbar aus einem Raum im Neuen Schloss. Da muss ich gleich noch hin. Ansonsten? Interessanter Zugriff. Die Präsentationen sind sehr schön, zum Beispiel die Fräcke, die da in dieser weißen Welt schweben. Ich denke aber, dass viele Menschen ein bisschen Angst vor der engen dunklen Wendeltreppe haben, so viele Besucher werden dorthin also gar nicht kommen. Überrascht war ich auch, wie viel Licht auf die Ausstellungsstücke fällt, auch wenn gerade niemand draufschaut. Das macht man in vielen Häusern anders, auch aus konservatorischen Gründen."

Astrid Pellengahr, Leiterin der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern: "Gut finde ich unter anderem, dass im Siegfried-Haus mit Hitler und seinem Verhältnis zur Familie Wagner ein Thema beleuchtet wird, das bislang gefehlt hat. Überhaupt ergeben die drei Gebäude einen inhaltlichen Dreiklang. Hier kann man einige sehr innovative Ideen sehen, die einem Wagner wirklich näher bringen. Etwa durch die virtuelle Partitur: Da kann man hervorragend nachvollziehen, wie der Komponist gearbeitet hat, woher die emotionalen Momente in seiner Musik kommen, warum sie einen so berührt."

Hier geht es zu einer Fotogalerie von der Eröffnung des Richard-Wagner-Museums Ende Juli, und hier sehen Sie Ausschnitte aus Nike Wagners kontroverser Rede zur Eröffnung:

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