Uni Bayreuth Poly, Nano und die Geometrie

Öffentliche Gebäude und Kunst – das gehört zusammen. An der Bayreuther Uni ist jetzt ein besonderes Kunstwerk fertiggestellt worden. Eines, das recht spät kommt, das einen langen Atem gebraucht hat – und das einen besonderen Bezug zu Bayreuth hat, durch die Künstlerin Jasmin Schmidt.

 
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Bayreuth - Kunst am Bau – das gehört einfach zusammen. Entweder durch das Gebäude selbst. Oder bei öffentlichen Gebäuden durch zusätzliche Kunstwerke, für die „ein gewisser Prozentsatz des Budgets reserviert ist“, wie Christof Präg sagt, der Leiter des Hochbaubereichs am Staatlichen Bauamt Bayreuth. Am PNS-Gebäude der Bayreuther Uni, wo an polymeren Nanostrukturen geforscht wird, ist jetzt auch Kunst am Bau eingezogen. Ein besonderes Kunstwerk allerdings. Aus mehreren Gründen.

Vielfach ausgezeichnet

Der erste Grund ist die Größe: Zehn Meter hoch, füllt das Kunstwerk „perspective in surface“ die eine Wand des Foyers des Gebäudes über die Stockwerke hinweg. Der zweite Grund ist, dass das Kunstwerk überhaupt da ist, denn: Das PNS-Gebäude ist schon fast zehn Jahre als – und war bis Dezember eher: kunstlos.

Und der dritte Grund ist der Bezug: Jasmin Schmidt, Jahrgang 1981, hat in Bayreuth erste Kultur und Gesellschaft Afrikas studiert und mit dem Bachelor abgeschlossen, bevor sie zum Studium der Freien Malerei an die Akademie der Bildenden Künste nach Nürnberg ging und dort Meisterschülerin wurde. Die vielfach ausgezeichnete Künstlerin – zuletzt in diesem Jahr mit dem Kulturpreis der Stadt Nürnberg ausgezeichnet – stammt aus Regensburg und lebt und arbeitet jetzt in Flossenbürg.

Was „perspective in surface“ zudem besonders macht: Jasmin Schmidt arbeitet normalerweise eher auf Leinwand oder Papier. Das aber, sagt sie, wäre wegen einer der vielen Vorgaben nicht gegangen, denn Brandschutz steht bei öffentlichen Bauten eben auch ganz oben im Lastenheft. So ist „perspective in surface“ aus recyceltem Polycarbonat und mineralischem Werkstoff entstanden. Spezielle Materialien, „die ich importieren ließ“, wie die Künstlerin im Gespräch mit unserer Zeitung sagt.

Lange Vorlaufzeit

Das Kunstwerk, das vor zwei Wochen fertig geworden ist, hat sie zusammengebaut vorher noch nie gesehen – wegen seiner Grüße. Trotz der langen Vorlaufzeit: Im Dezember vergangenen Jahres waren sechs Künstler zu dem Wettbewerb eingeladen worden, im Januar gab es die Besichtigung des Raumes, drei Monate später entschied sich die Jury für den Entwurf Jasmin Schmidts, weil das Kunstwerk „Verbindungen zwischen den Fachbereichen Chemie und Kunst“ darstelle. „Dabei werden die griechischen Begriffe nano (Zwerg) und poly (viel, sehr) geometrisch vervielfältigt und in einer polymerartigen Struktur untereinander verkettet“, wie es in der Würdigung für das Relief in doppelter S-Form heißt. Die Jury „würdigt diese an Makro-Strukturen von Kunststoffen orientierten Verschlaufungen als inhaltlichen Bezug“, heißt es weiter, die zudem mit der Architektur und dem räumlichen Gefüge harmonierten.

Raum und Kunstwerk ergänzen sich

Die Arbeit sei für sie „ein Schritt gewesen“ und „eine Chance, das zu machen“, sagt Jasmin Schmidt. Raum und Kunstwerk ergänzten sich gut, das Kunstwerk spiegelt sich in den gläsernen Abschlüssen der einzelnen Ebenen, „was den Raum nicht nur transparent macht, sondern auch zerbrechlich wirken lässt“, wie die Künstlerin sagt. Was Kunstwerk und Forschung, die hier betrieben wird, gemein sei: „Es geht hier nicht um das böse Plastik, sondern Kunststoff als Chance für die Zukunft – die Perspektiven ergänzen sich.“

Ja, „die Kunst kam hier erst recht spät dazu“, sagt Christof Präg, der ganz angetan ist, dass hier die Rechnung aufgegangen ist, weil die Kunst nicht nur mit dem eigentlichen Raum zusammenpasst, sondern sich ins Gesamtbild der anderen Gebäude drum herum einfügt. Und dass mit Kunst am Bau an der Uni auch zwei weitere Vorgaben erfüllt werden konnten, die seit Jahrzehnten Gültigkeit haben: „Es geht zum einen darum, Künstler zu fördern“, sagt Präg. „Zum anderen, was noch viel entscheidender ist, soll mit Kunst im öffentlichen Raum einem breiten Publikum Zugang zu Kunst ermöglicht werden. Sie muss nach außen wirken, von vielen wahrgenommen werden“, sagt Präg. Das neue Doppel-S macht nano ganz schön groß.

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