Kulmbach - "Die Praxis bleibt wegen Krankheit vom 5.11. bis 6.11.2020 geschlossen", steht in fettgedruckten großen Buchstaben an der Tür und an Fenstern der Kulmbacher Siedlerpraxis in der Thurnauer Straße. Auf Praxen, die Vertretung machen, wird hingewiesen. In der Siedlerpraxis hat es aber nicht etwa Corona-Infektionen gegeben, und auch die Grippe ist dort nicht ausgebrochen. Einige sind erkältet, aber Abstriche haben ergeben: Es ist nicht das Corona-Virus. Die Praxis sei wegen völliger Erschöpfung des gesamten Teams geschlossen worden, schreibt Ingrid Beck, eine Mitarbeiterin der Praxis, in der drei Ärzte und zwölf weitere Mitarbeiterinnen beschäftigt sind. Sie beschreibt, was ihrer Meinung nach zu der vorübergehenden Praxis geführt hat: Die Praxis sei auch wegen der vielen Corona-Tests völlig überlastet gewesen, zudem seien Patienten immer ungeduldiger geworden. Und noch etwas habe die Lage so verschärft, dass die diensthabende Ärztin am Donnerstagmorgen schließlich die Reißleine ziehen musste: Das Praxisteam, ohnehin schon am physischen und psychischen Ende der Kräfte, habe immer mehr Beleidigungen und Beschimpfungen hinnehmen müssen. "Wir wurden sogar bedroht, weil wir keinen Impfstoff gegen Grippe haben."