Kulmbach war Treffpunkt der Motorrad-Fans - 40000 Besucher Biker-Mädchen wollen endlich selbst Gas geben

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Emma (14) und Hannah (17)  lieben Motorradfahren. Noch müssen sie hinten beim Vater mitfahren, auch zur Kulmbacher Sternfahrt. Aber ihr größter Traum ist ein eigenes Motorrad. Am liebsten ein ganz schnelles.

 
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Es duftet nach Benzin, es knattern die Motoren – bei der 15. Sternfahrt ist Kulmbach wieder im Frühlings-Zweiradrausch. Mehr als 2000 davon aus ganz Europa fahren brav hintereinander her, vorbei an mehr als 40 000 Zuschauern. Ziel ist das Gelände der Kulmbacher Brauerei, die das Spektakel ausrichtet. Außenrum Stände mit Klamotten, Essen, dazu eine Portion Rockmusik, eine Hochseil-Show mit Motorrädern. Ein Volksfest für (Achtung, keine Phrase) jung und alt.

Jung, ganz jung noch sind Emma (14) und Hannah (17) Eberth aus Friesen bei Kronach. Zwei Biker-Mädchen, die nur eins wollen: Endlich selbst Motorrad fahren. Bisher kennen die beiden das Motorradfahren nur von der Rückbank aus. Vater Richard (45) fährt seit 24 Jahren auf seiner Suzuki Bandit 1250 durch Franken. „Sehr vorsichtig und vorausschauend“, wie er selbst sagt. „Schnell“, wie Tochter Hannah es sieht. Zum ersten Mal sind sie bei der Sternfahrt dabei. „Sehr schön“, sagt Hannah und meint: Es sei natürlich noch schöner, wenn sie selbst fahren dürfte. Vielleicht nächstes Jahr schon, für den Führerschein spart die Realschülerin schon. Welches Motorrad sie möchte? „Eine Suzuki GSXR“, sagt sie. Da weiß der Vater also, wofür er bald einen Zuschuss locker machen dürfte: für eine kleine Rennmaschine. „Schön langsam“, sagt er, „alles der Reihe nach.“

Älter dagegen ist Opa Peter. Der 61-Jährige aus dem sächsischen Frankenberg hat die schnellen Zeiten längst hinter sich – und die schnellen Motorräder ebenfalls. Unterwegs ist er mit einer Suzuki Intruder, die statt zwei drei Räder hat. „Für Motorradfahrer, die nicht mehr so gelenkig sind“, sagt er, sei dies eine Alternative. Die Rücken hätten, oder Probleme mit den Hüften oder den Knien. „Oder einfach wampert sind“, sagt Peter. Die umgebaute Maschine hat ihn 23000 Euro gekostet, mit seinen 57 PS ist er gemütlich unterwegs. Nur ein Modell mit Rückwärtsgang hat er nicht. Er sei noch kräftig genug, um die Maschine nach hinten zu schieben. Aber vor allem ist er eins: „Intelligent beim Parken“. Dann kann er nämlich gleich vorwärts losdüsen.

Aber um Geschwindigkeit soll es gar nicht gehen. Denn das ist das Motto der Sternfahrt: Ankommen statt Umkommen. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Motorradunfälle nämlich wieder um sieben Prozent gestiegen, von 8847 auf 9740, dabei kamen 127 Fahrer ums Leben. „Die Zahlen sind immer noch zu hoch“, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU), der selbst gelegentlich Motorrad fährt und auf einer geliehenen BMW R 1200, silberfarben, von Erlangen nach Kulmbach gefahren war. Als häufigste Ursachen für die Unfallzahlen sieht er zu schnelles Fahren und Fehler der Fahrer. Vor allem von ungeübten „Schönwetterfahrern“, Leuten, die nur bei Sonnenschein Motorrad fahren. Tragisch, dass zu der Zeit, als er darüber auf der Sternfahrt sprach, zwei Motorradfahrer verunglückten, die auf dem Weg nach Kulmbach waren. Ausgerechnet zu der Veranstaltung, deren Ursprung das Bemühen um Verkehrssicherheit ist: angepasstes Fahren. Der 50-Jährige aus dem Raum Bamberg verlor in der berüchtigten S-Kurve bei „Krumme Fohre“ die Kontrolle über sein Motorrad und prallte in die Leitplanke. Er und seine 40-jährige Beifahrerin wurden dabei schwer verletzt.

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