Nach Depressionen und Burnout zeigt sich Wolfgang Buck mit Programm in Kulmbach „Ich muss singen, dann geht’s“

Mathias H. Walther
 Foto: red

KULMBACH/WALSDORF. Die schwarzen Zeiten von Wolfgang Buck scheinen endgültig vorbei. Nachdem Depressionen und Bournout den Sänger für längere Zeit außer Gefecht setzten, zeigt er sich nun in gewohnt fröhlicher Manier dem Publikum. Mit seinem neuen Programm „Ihr redd eich leichd“ steht er am Donnerstag in Kulmbach auf der Bühne.

 
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Ein Jahr lang mussten Bucks Anhänger warten, bis der fränkischer Liedermacher aus Passion, wieder eine Bühne betrat. Zwölf lange Monate, in denen dem Barden, der dafür bekannt ist, mit seinem kritischen und direkten Humor für Heiterkeit zu sorgen, nur noch zum Heulen war. Fünf Monate hat er überhaupt nicht mehr gespielt. Noch vor Kurzem befielen ihn Panikattacken, wenn er vor Publikum stand. Jetzt scheint die schwärzeste Zeit seines Lebens überwunden. Wolfgang Buck ist mit seinem neuen Programm „Ihr redd eich leichd“ wieder auf den Bühnen – und vielleicht sogar noch besser als vorher.

Immer weiter und weiter

Vorher, das war, als Buck zwischen 80 und 90 Konzerte pro Jahr gab. Und als ihn der Erfolg immer weiter trieb. Buck, der seinen ursprünglichen Beruf des evangelischen Pfarrers aufgegeben hat und Berufsmusiker wurde, konnte nicht anders. Weiter, immer weiter trieb ihn der eigene Ehrgeiz. Das Streben nach noch mehr Perfektion, nach noch mehr Applaus ließ ihn vergessen, auf sich selbst, auf die eigene Gesundheit, zu achten. Buck ist einer der Vollblutmusiker, die glauben, es dem Publikum schuldig zu sein, immer noch eins draufzusetzen. Neue Lieder, neue CDs, neue Sprüche – und immer mehr Konzerte. Bis es einfach nicht mehr ging.

Zwangspausen einlegen

Begonnen hatte es eigentlich mit einem lapidaren, aber umso folgenschwereren Zwischenfall. Es ist Sonntag, der 16. November 2009 in Krögelstein. Buck lädt Gitarren, Verstärker und das sonstige Equipment für das hier geplante Konzert aus. Und da passiert es: beim Ausladen bricht er sich den linken Zeigefinger an. Zwangspause Nummer eins. Konzerte werden abgesagt. Und dann, am Rosenmontag 2010, kommt es wieder knüppeldick: Eine nicht enden wollende Erkältung, Fieber und eine Kehlkopfentzündung. Wolfgang Buck erinnert sich: „Der HNO-Arzt hat gesagt, wenn ich die nächsten Konzerte nicht absage, würde ich sehr stark Gefahr laufen, mir meine Stimme komplett zu ruinieren“. Zwangspause Nummer zwei.

Plötzlich war die Angst da

Am 20. März in Werneck war die Stimme am Ende wieder belegt. Buck beschließt, Urlaub zu machen. Die ersten Zweifel beginnen, an ihm zu nagen. „Ich hatte Schweißausbrüche und litt an Schlaflosigkeit“, erzählt er. Und die Panik, nicht mehr singen zu können, kein Geld mehr verdienen zu können, nahm mehr und mehr überhand. Und dann ging nichts mehr. Angst und Verzweiflung führten zum Zusammenbruch: „Die Angst zu versagen, die Angst, dass sich das Glück von mir wendet, hatte mich fest im Griff“.

Tief durchstanden

Am 20. April 2010 kommt Wolfgang Buck ins Krankenhaus. Diagnose: Depression. Sechs Wochen bleibt er in der Psychosomatischen Klinik Burgebrach. Eine ganze Weile rührt er keine Gitarre mehr an, ist mit sich und der Welt im Unreinen; und hadert mit seinem Gott – an den er doch so fest glaubt. „Ich wollte nicht verstehen, warum er mich scheinbar verlassen hatte – mich, der ich doch immer für ihn da gewesen bin“, sagt Buck. Sein tiefer Glaube, seine Familie, der Zuspruch von Freunden haben ihm geholfen, sagt er. Und die Liebe seiner Frau Elisabeth. Elisabeth Buck war es auch, die ihm dann eine seiner Gitarren in die Klinik gebracht hat. Zuerst griff der Patient Buck nur zögerlich in Saiten. Doch bald hatte die Musik wieder von ihm Besitz ergriffen, half ihm auf dem Weg aus dem dunklen Hamsterrad der Depression zu entfliehen. Ende Mai 2010 wird Buck aus der Klinik entlassen. Aber es soll noch Wochen dauern, bis er wieder auf einer Bühne stehen wird. Und Monate, bis er wieder stabil ist. Die Angst, nicht mehr auftreten zu können, war latent.

Erst seit wenigen Wochen kann Buck wieder vor sein Publikum treten, ohne Panikattacken durchstehen zu müssen. „Ich weiß heute, ich muss singen, dann geht’s.“

Foto: Schwandt

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