KSB: Produktion läuft wieder Hackerangriff wirkt noch nach

Die Produktion in den KSB-Werken läuft wieder, auch in Pegnitz. Foto: /Stefan Schreibelmayer

Der Pumpen- und Armaturenhersteller KSB ist sehr gut ins neue Jahr gestartet, das zeigen die Zahlen fürs erste Quartal. Allerdings beschäftigen den Konzern mit Sitz im pfälzischen Frankenthal und einem großen Werk in Pegnitz immer noch die Folgen eines massiven Hackerangriffs. Die Höhe des Schadens ist noch nicht absehbar, es hätte aber wohl schlimmer kommen können.

 
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Das Unternehmen hatte die Attacke kurz vor Ostern bemerkt und daraufhin unter anderem die Produktion in den meisten Werken gestoppt. „Dabei hatten wir noch Glück im Unglück. Dank der sowieso über Ostern anstehenden Pause haben wir letztlich nur vier Tage verloren“, sagt Wilfried Sauer, der als Kommunikationschef auch maßgeblich in der Taskforce bei KSB eingebunden ist, auf Kurier-Nachfrage.

Kein Lösegeld

Mittlerweile läuft die Produktion an den allermeisten Standorten wieder. Was aber noch lange nicht heißt, dass die Folgen des Angriffs bereits überwunden sind. Zwar habe man den oder die Angreifer früh genug bemerkt und damit aus dem eigenen System aussperren können, bevor er irreparable Schäden anrichten konnte, so Sauer. Auch deshalb sei die Zahlung eines „Lösegelds“ kein Thema gewesen.

Einfallstor Internet

Nun aber müsse das gesamte System darauf überprüft werden, wo die Angreifer bereits zugange waren. „Dabei lernen wir gerade, wie sie überhaupt reingekommen sind, obwohl alle unsere Sicherheitsmaßnahmen auf dem aktuellsten Stand waren“, sagt Sauer: „Einfallstor war das Internet.“

Dieses Tor bleibe deshalb so lange verschlossen, bis alle Maßnahmen abgeschlossen sind. Wahrscheinlich Mitte Mai werde es soweit sein. Bis dahin müssten Hunderte Server und viele Tausend mobile Endgeräte überprüft und wieder sicher gemacht werden. „Das wird nach Hierarchie abgearbeitet. Am wichtigsten war, dass Produktion und interne Kommunikation wieder sicher laufen“, sagt Sauer. Homeoffice sei aber weiter nicht möglich, die Verwaltungsmitarbeiter müssen in den Werken arbeiten.

Ermittlungen laufen

Die Entscheidung, das Unternehmen komplett vom Internet zu trennen, sie eine schwerwiegende gewesen. „Aber nur so konnten wir sicher sein, dass die Angreifer nicht noch mehr Schaden anrichten können“, sagt Sauer. Man arbeite eng mit der Polizei und der Staatsanwaltschaft zusammen und unterstütze deren Ermittlungen. Momentan aber sei jede Aussage über die möglichen Täter reine Spekulation.

Das gelte im Grunde genommen auch bei der Höhe des Schadens. So seien interne und externe IT-Experten gerade voll mit der Aufarbeitung beschäftigt. Das binde Kapazitäten und koste natürlich auch Geld. Bei den Produktionsausfällen sei man aber zuversichtlich, diese mit Zusatzschichten im Laufe des Jahres wieder ausgleichen zu können, so Sauer: „Es ist ja noch früh im Jahr.“

Guter Start ins Jahr

Ein Jahr, in das KSB sehr gut gestartet ist. So meldet der Konzern für das erste Quartal einen um 27,1 Prozent auf 763 Millionen Euro gestiegenen Auftragseingang. Auch der Umsatz legte zu, und zwar um 3,5 Prozent auf 558 Millionen Euro. Alle Regionen und Marktbereiche haben zum Teil deutliche Zuwächse erzielt.

„Die hervorragende Unternehmensentwicklung des vergangenen Jahres haben wir trotz der schwierigen Rahmenbedingungen im neuen Jahr fortgesetzt. Die coronabedingten Ausfälle in Deutschland und Frankreich, aber auch in Teilen Asiens, haben die Produktion zwar beeinträchtigt, doch konnten wir dies dank der Flexibilität unserer Mitarbeiter kompensieren“, wird Stephan Timmermann, Sprecher der Geschäftsleitung, in einer Mitteilung zitiert.

Zuversichtlich trotz Herausforderungen

Trotz der Herausforderungen, zu denen ja auch noch die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine gekommen sei, halte man an den gesteckten Zielen fest. „Aufgrund unserer globalen Aufstellung und breiten Diversifizierung in einer Vielzahl von Märkten blicken wir weiterhin grundsätzlich zuversichtlich auf den Verlauf des Geschäftsjahres“, sagt Stephan Timmermann und ergänzt: „Qualifizierte Prognosen sind derzeit allerdings nur sehr schwer möglich. Die Herausforderungen sind vielfältig und komplex. Dazu zählen die weiterhin hohen Corona-Infektionszahlen und die Lockdowns in China, die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen, Preissteigerungen und Engpässe in den Lieferketten sowie die möglichen Folgen des im April abgewehrten Cyberangriffs, der zu kurzzeitigen Produktionsausfällen führte. Alle diese Rahmenbedingungen fordern Flexibilität und zielorientierte Führung. Die Ambition der nachhaltigen Profitabilitätssteigerung bleibt hiervon unberührt.“

KSB ist mit eigenen Vertriebsgesellschaften, Fertigungsstätten und Servicebetrieben auf allen Kontinenten vertreten. Der Konzern hat im Geschäftsjahr 2021 mit rund 15.400 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 2,3 Milliarden Euro erzielt.

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