Zeugin beschreibt Zustand des Opfers
Eine Zeugin, bei der die mutmaßlich misshandelte Frau am Tattag war, berichtete der Großen Strafkammer, die Frau habe sehr schlimm ausgesehen. "Sie hatte ein geschwollenes Gesicht. Die Nase war blutig, der Mund war blutig." Sie habe schon vorher den Eindruck gehabt, die Studentin sei von dem Angeklagten abhängig gewesen. "Er hat sie wohl geschlagen und versucht, ihr Dämonen auszutreiben."
In der Wohngemeinschaft leben nach deren Angaben ein bis zwei Dutzend Menschen. Ziel sei es, Menschen auf ihrem Weg der Heilung und des Wachstums zu unterstützen. Was genau damit gemeint ist, ist unklar.
Sektenbeauftragter: Aussteiger berichten von stundenlangen Tribunalen
Der Sektenbeauftragte der evangelischen Landeskirche, Matthias Pöhlmann, der die WG vor ein paar Jahren besuchte und mehrfach mit ehemaligen Mitgliedern sprach, bezeichnet die Gruppe als sozial-utopische Gemeinschaft. Autoritärer Führungsstil, Gruppendruck, Verlust der Intimsphäre, stundenlange Tribunale, bei denen sich Einzelne rechtfertigen müssten - davon hätten ihm Ehemalige berichtet, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Auch der Polizei ist der Verein hinlänglich bekannt. Zeugen schilderten bei Ermittlungsverfahren nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft, dass gegenüber Gemeinschaftsmitgliedern zur Erreichung bestimmter Verhaltensweisen ein gewisser psychischer Druck aufgebaut worden sei. Mitgliedern sei nahegelegt worden, die Gruppe zu verlassen, wenn sie sich aus Sicht der Gemeinschaft außerhalb der Gemeinschaftsregeln bewegten. "Solche Einwirkungen sind jedoch strafrechtlich nicht relevant", teilte die Behörde Ende 2021 mit.
Der Prozess soll am Dienstag fortgesetzt werden.