Woran fehlt es in Deutschland im Umgang mit Sinti und Roma vor allem?
Koschyk: Vor allem hakt es bei der Bildung. Sinti und Roma haben schlechte Bildungschancen. Deshalb habe ich mich sehr bemüht, auch in Bayreuth ein Projekt in Gang zu bringen, das jungen Sinti mehr Bildungschancen eröffnen soll. Das Projekt will an ein Modellvorhaben in Straubing anknüpfen, wo junge Sinti und Roma mit Begleitung eines Sozialarbeiters und eines Handwerksmeisters eine Ausbildung erhalten und in Beschäftigung vermittelt wurden. In Bayreuth fanden auf meine Initiative mehrere Gesprächsrunden mit Stadt, Arbeitsagentur, Bayerischem Sozialministerium und Vertretern der Sinti und Roma statt. Es muss jetzt noch ein Träger gefunden werden, der die entsprechenden Förderanträge stellt und die Maßnahme durchführt!
Zuwanderer und Flüchtlinge sind unfreiwillig fern ihrer Heimat, oft nach traumatischen Erlebnissen. Was kann Deutschland aus seiner eigenen Geschichte mit Flucht und Vertreibung für den Umgang mit den Geflüchteten heute lernen?
Koschyk: Bei der Integration der Vertriebenen und Aussiedler haben wir immer gemerkt, dass es natürlich um Arbeitsplätze, wirtschaftliche Teilhabe und um soziale Integration geht. Es geht aber immer auch um menschliche Integration. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Er hat auch kulturelle und religiöse Bedürfnisse. Das muss man im Blick haben, wenn man Menschen auf Dauer integrieren will. Wobei Integration nie heißt Assimilation. Wer auf Dauer bei uns lebt, muss unsere Werte respektieren, aber er muss seine kulturellen Wurzeln nicht aufgeben.
Was bedeutet Ihnen persönlich Heimat?
Koschyk: Ich bin in Oberfranken geboren und aufgewachsen, aber die oberschlesische Heimat meiner Eltern ist für mich auch Teil meiner Identität.
Info: Die öffentliche Buchvorstellung findet am Montag, 19. Februar, um 19 Uhr in der Grundschule Schloss Thiergarten statt.