Kommentar zu Felix Weber Warum der Name genannt wurde

Mit einem Spruchband machten Altstadt-Fans im Stadion ihre Sicht der Dinge deutlich. Foto: Imago

Der Umgang mit  Felix Weber ist auch für Journalisten eine Herausforderung, meint unser Autor Andreas Schmitt. 

 
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Ein 28-jähriger Fan hat zu tief ins Glas geschaut, sich beim Eishockey-Spiel der Tigers daneben benommen und bekam Ärger mit der Polizei. Ja, so hätte der erste Artikel über Fußballprofi Felix Weber am Dienstag auch lauten können. Doch es gab Gründe, seinen Namen auch zu nennen.

Als sich am Montag in Bayreuth immer mehr herumspricht – und mehrere unabhängige Quellen dem Kurier bestätigen –, dass es sich bei dem 28-Jährigen um den Abwehrchef der SpVgg Bayreuth handelt, entbrennt auch in der Redaktion eine intensive Diskussion. Sollen wir den Namen nennen? Oder die Meldung so anonymisiert verbreiten, wie sie von der Polizei verschickt wurde?

Einerseits steht da der Privatmann Felix Weber. Ein mit 28 Jahren immer noch junger Mann, der aufgedreht durch den glorreichen Sieg in Dresden am Vortag war. Zudem stark alkoholisiert. In diesem Zustand hat er andere Fans provoziert und beleidigt. Und er hat nicht auf die Polizei gehört, als die einschreitet. Inklusive einer körperlichen Auseinandersetzung, über deren genauen Hergang noch abschließend befunden werden muss.

Dieser Privatmann Felix Weber hatte zum Zeitpunkt der Vorfälle frei. Er war in dem Moment kein Altstadt-Spieler. Deshalb – so finden die einen – sei es seine Privatsache, wie er sich beim Eishockey benimmt. Sein Name sei ebenso nicht zu nennen, wie wenn Hinz und Kunz Unsinn machen.

Doch – sagen die anderen – ist Felix Weber eben kein normaler Privatmann. Er ist Fußballprofi, bei der Altstadt Leistungsträger und ein Gesicht einer Truppe, die in jüngster Zeit durch den Aufstieg viele Sympathien erwarb. Ja, aber es ist doch nur Dritte Liga. Wie viele erkennen Felix Weber, wenn er über den Marktplatz läuft? Solche Fragen haben wir uns auch gestellt. Und ja, viele in Bayreuth verfolgen Fußball nicht so, dass sie jeden Spieler kennen. Aber viele eben schon. Mehrere Tausend im Stadion, dazu TV-Zuschauer.

Andere Frage: Hätten wir Webers Namen genannt, wenn unser Fotograf ihn im Eisstadion in einer normalen Fanszene fotografiert hätte? Auf jeden Fall. Tolles Zeichen des Zusammenhalts in der Sportstadt. So hätte es geheißen. Keinen hätte gestört, dass Weber privat dort war. Das zeigt: Ab einem gewissen Bekanntheitsgrad sind Menschen nicht mehr privat. Steht man in der Öffentlichkeit, ist man Vorbild. Unzählige Kinder jubeln der Altstadt zu. Oder spielen mit den Charakteren der Bayreuther Spieler beim Konsolenspiel Fifa, bei dem auch die Dritte Liga dabei ist. Sie eifern ihren Stars nach.

Privatpersonen? Vergiss es. Profisportler sind Teil der Öffentlichkeit. Und Medien berichten über sie. Das ist ihre Aufgabe. Hätten der Kurier und andere Redaktionen den Namen verschwiegen, hätte der Journalismus seine Unabhängigkeit selbst infrage gestellt.

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