Kneipenlärm: Ruhe sanft statt Feierlaune

Von Norbert Heimbeck
 Foto: red

Verschwörungstheorien sind schön, weil viele von ihnen gerade so viel Wahrscheinlichkeit enthalten, dass sie irgendwie plausibel klingen. Beispiel: Die Kneipenwirte in der Badstraße werden von Nachbarn juristisch unter Druck gesetzt, weil der Lärm ihrer Besucher die Nachtruhe stört. Aber nur ein paar Schritte entfernt, im Winterdorf, wird ab Ende Oktober Nacht für Nacht gefeiert. Ein paar Leserbriefschreiber arbeiten sich im Kurier den Frust von der Seele, die Polizei schickt regelmäßig Streifen vorbei, das war’s. Verschwörungstheoretiker wissen ganz genau, warum vor dem Finanzamt einigermaßen funktioniert, was in der Badstraße richtig ärgerlich ist.

 
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Tatsächlich liegt die Ursache des Problems weder im Bayreuther Rathaus noch direkt bei den ruhebedürftigen Nachbarn der umstrittenen Lokale. Ursache ist das Nichtraucherschutzgesetz, das die Raucher aus den kuscheligen Kneipen auf die kalten Straßen treibt. Natürlich ist es schön, dass man jetzt ohne Belästigung durch stinkenden Qualm abends fortgehen kann. Noch schöner wäre es, wenn nicht der rauchende Teil der Gäste dauernd auf Wanderschaft sein müsste. Am allerschönsten wäre es gewesen, wenn die Macher des Gesetzes von Anfang an eine Lösung für das absehbare Lärmproblem mitgeliefert hätten. So ist es wieder mal eine Geschichte vom Typ: „Die da oben entscheiden, und wir hier unten müssen darunter leiden.“ „Unten“ bilden in diesem Falle Gastronomen und Anwohner eine Schicksalsgemeinschaft. Tatsache ist auch, dass sich das Ausgehverhalten dramatisch gewandelt hat: Unsere Kinder machen sich heute zu Zeiten auf den Weg in ihre Clubs, zu denen wir Älteren anfangen, müde zu werden. Warum das Feiern ab Mitternacht so viel cooler sein soll als in den zwei oder drei Stunden vorher? Die Partygänger werden’s wohl wissen . . .

Eine Innenstadt wird nicht durch Spielhallen und Handyläden attraktiv. Man muss gar nicht erst auf die rund 13 000 Studenten schielen, um zu sehen, dass Bayreuth dringend etwas für seine Jugend – und die Junggebliebenen – tun muss. Wenn Gastronomen neue Angebote schaffen, tun sie das ja nicht, um ihre Nachbarn zu ärgern. Wenn Ausgehen und Feiern bis in die späte Nacht dazugehören, dann müssen wir das akzeptieren. Gefallen muss es uns deswegen noch lange nicht. Aber die Frage sei erlaubt: Machen wir uns nicht selber das Leben schwer, wenn wir uns permanent aufregen und klagen, wie schlimm doch alles sei?

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