Fast 52 Prozent der Senfkörner-Importe kamen 2020 den Verbandsangaben zufolge aus Russland, 27,6 Prozent aus der Ukraine. Etwas mehr als zehn Prozent der Einfuhren entfielen auf kanadische Lieferanten.
Der oberfränkischen Senfhersteller Siebenstern kündigte auf Nachfrage unserer Zeitung an, schon bald auf einzelne Zutaten verzichten zu müssen. Braune Senfsaat etwa sei schon jetzt nicht mehr auf den Weltmärkten zu bekommen. „Der Senf könnte dann etwas anders schmecken“, sagt Geschäftsführer Ingo Merbach. An der großen Panikmache möchte er sich allerdings nicht beteiligen. Ja, auch das Unternehmen aus Oberkotzau beziehe seine Senfaussaat aus der Ukraine, aber noch sei lange nicht klar, ob es dort zu einem kompletten Ernteausfall komme. Sollte doch der äußerste Härtefall eintreten, könne es zwar auch für seine Firma problematisch werden, „aber für dieses Jahr wird es noch reichen“. Abhilfe schafft Siebenstern dabei auch ein eigener kleiner Senfanbau in Oberfranken.
Der Münchner Hersteller Develey, zu dem unter anderem die Marken Löwensenf, Bautz’ner und Reine de Dijon gehören, bezieht seine Senfsaat nach eigenen Angaben unter anderem aus der Ukraine, Kanada und Deutschland. „Aufgrund der Missernte in Kanada 2021 war der Weltmarkt für Senfsaat bereits sehr angespannt“, teilte das Unternehmen mit. Stillstand in der Produktion der Würzpaste gebe es derzeit aber nicht, man sei produktionsfähig. Die Nestlé-Tochter Thomy bezieht Senfsaat nach Angaben einer Sprecherin ausschließlich aus Kanada. Neben der schlechten Ernte gebe es erhebliche Probleme, die Ware von dort nach Europa zu transportieren. „Preiserhöhungen sind derzeit über nahezu alle Kategorien zu erwarten, so auch bei Senf“, sagte sie.
Die Luise Händlmaier GmbH aus Regensburg informiert schon jetzt Handelspartner, dass Senf doppelt so teuer wie bisher werden könnte. Grund sei die Kostenexplosion bei Rohwaren, sagte Geschäftsführer Franz Wunderlich. „Und das wird sicher nur der Anfang sein.“ Die aktuelle Rohstoffkrise werde die Preise und knappe Warenverfügbarkeit noch die nächsten zwei Jahre aufgrund geringerer Ernteerträge beeinflussen. Weitere Preissteigerungen seien unvermeidbar.