Klinikum-Chef Haun Aufsichtsrat verhindert frühzeitiges Ende

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Foto: red Quelle: Unbekannt

BAYREUTH. Samstagmorgen. Menschen mit Akten gehen ins Klinikum. Hinter verschlossenen Türen tagten die Gremien der Klinikum Bayreuth GmbH, auch der Aufsichtsrat. Worum es ging, sollte eigentlich geheim bleiben. Nach Informationen des Kuriers aber wollten einige Aufsichtsräte Klinik-Chef Joachim Haun früher loswerden. Der Plan gelang nicht. Noch nicht. 

 
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Haun hatte im Frühjahr angekündigt, nur noch bis 30. September 2020 Geschäftsführer des Klinikums Bayreuth zu bleiben. Danach endet sein Vertrag, eine Verlängerung sollte es nicht geben. Damals nannte er „persönliche Gründe“. Genauere Angaben wollte er nicht machen. Nur dass er als Geschäftsführer bis Vertragsende zur Verfügung stehe.

Warum das Aus unbedingt früher kommen sollte als geplant, darüber herrscht Schweigen. Auch von wem der Antrag stammte. Alle schweigen. Auch nichts dazu, warum die Klinik bis zum Haun-Abtritt September 2020 nicht einfach einen Nachfolger sucht. Frank Schmälzle, der Sprecher der Klinikums Bayreuth sagt sehr höflich, dass er „nichts sagen möchte“. Nur dass eine Aufsichtsrats-Sitzung stattgefunden habe. Mehr nicht.

Dass aus den Gremien Stimmen nach einem vorzeitigen Vertragsende laut wurden, ist nicht neu. Haun stand schon bald in der Kritik, als er 2014 das Amt von dem damals geschassten Roland Ranftl übernommen hatte. Er hatte nicht nur mit den Problemen zu kämpfen, die ihm sein umstrittener Vorgänger überlassen hatte, sondern auch gegen eine Phalanx mächtiger Chef-Ärzte, die ihn anfangs protegiert, später aber fallen gelassen haben.

Wie umstritten er war, zeigen auch die Austritte aus den Führungs-Gremien der GmbH. Zuerst verließen die beiden Ärzte und Stadträte Wolfgang Gruber und Ulrike Lex den Krankenhauszweckverband. Nicht ohne heftige Vorwürfe gegen Klinikleitung und Gremien zu erheben: Sie sprachen von „Jasagern“ und „Lügen“. Den Vorwurf der „Lügen“ betraf Klinik-Chef Haun. Vergangenes Jahr schmiss Edmund Pirkelmann wütende seinen Posten im Aufsichtsrat hin. Er hatte sich, wie viele andere auch, über Hauns Umgang mit einem Ärzte-Ehepaar gestört. Diese hatten schwere – bislang nicht bewiesene – Vorwürfe gegen das Klinikum erhoben – und das Klinikum trennte sich von ihnen. Nicht der erste Fall, in dem Haun durchgriff. Auch andere leitende Ärzte mussten gehen, die Klinik musste zahlen.

Selbst die Chef-Ärzte hatten die Revolution gegen Haun probiert. Vergangenes Jahr trafen sich 23 Chefärzte und stimmten geheim ab: 19 von ihnen waren gegen Haun, sahen eine „Störung des Vertrauensverhältnisses“ und forderten mehr „Einfluss der Ärzte auf Entscheidungen“. Fünf Tage später allerdings trafen sich die gleichen Chefärzte, diesmal zusammen mit Haun, und stimmten wieder ab. Ergebnis: Alle waren plötzlich für Haun. Warum die Palastrevolution im Sande verlaufen war, bleibt bis heute unklar. Ob aus Einsicht oder weil die Ärzte Angst um ihre Fördermittel hatten, für beide Theorien gab es Informationen. Denn an Hauns Seite stand Matthias W. Beckmann, der Interims-Leiter der Bayreuther Gynäkologie und Chef der Frauenklinik Erlangen, jener Uni-Klinik also, die mit ihrer Zweigstelle Bayreuth noch mehr zusammenarbeiten möchte. Er soll nach Informationen des Kuriers den Ärzten die Leviten gelesen haben, dass ihre Revolution der Zusammenarbeit nicht zuträglich sei. Andere Mediziner sagen, er habe sie mit der Drohung „gekauft“, Fördermittel zusammenzustreichen. Auch die Personalie Beckmann und die damit verbundene Lösung der Leitungs-Probleme innerhalb der Frauen-Abteilung sorgte immer wieder für Ärger.

Doch der Kampf gegen Haun geht noch länger zurück. 2017 sollte ihm ein zweiter Chef zur Seite gestellt werden. Doch es blieb bei der Monarchie. Ein Gutachter sprach sich gegen eine Doppelspitze aus. Allerdings sollte ihn ein „Direktorium“ unterstützen, dem neben dem Ärztlichen Direktor, der Pflegedirektorin und der Leitung der Personalabteilung neu ein kaufmännischer Leiter und ein Leiter Medizin angehören sollen.“ Die Besetzung der Stellen dauerte lange. Eigentlich sollte auch die freie Stelle eines Stellvertreters neu besetzt werden. Was Haun übrigens selbst wollte. Er selbst hatte dafür einen Antrag gestellt.

Wie es jetzt weitergeht, steht nicht fest. Ob Haun bleibt, ob es noch eine Sitzung geben wird, ob und wann die Stelle eines Klinik-Chefs ausgeschrieben wird, wer in welcher Form die Führung übernimmt, falls Haun gehen sollte – alle Fragen bleiben unbeantwortet. Joachim Haun war am Samstag für eine Stellungnahme nicht zuerreichen. 

Inzwischen hat sich aber Landrat Hermann Hübner zu Wort gemeldet er sprach davon, dass es „keinen Antrag“ in den Gremien gegeben habe. Man habe sich zunächst intensiv mit der Art und Weise beschäftigt, wie man einen neuen Geschäftsführer finden könne. Ob es jetzt Sinn mache, den amtierenden Geschäftsführer sofort von seinen Aufgaben zu entbinden, stellte der Landrat infrage. Man würde sonst „blank“ dastehen. Denn im Handelsregister müsse ein Chef stehen. Allerdings hält er es für wahrscheinlich dass es bald eine neue Lösung geben werde. Wörtlich sagte er: „kein Zeitpunkt ist ausgeschlossen.“ Am 23. Juli, da findet die nächste Aufsichtsratssitzung statt, werde feststehen, „welchen Weg wir gehen“. Es gebe „ernsthafte Überlegungen, dass eine Firma den Geschäftsführer stellt“. Nach Informationen des Kuriers könnte es sich dabei um die Beratungsfirma Oberender handeln.

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