Klenner-Ottos "Zwergen"-Schau

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Kleinwüchsige, übergewichtige, verschmitzte Kerlchen oder missgestaltete, miesepetrige, durchtriebene Bösewichte? Man weiß es nicht so genau. Als ironisch-persönlicher Kommentar zur Landesgartenschau dürfen die mit Buntstiften gezeichneten Zwerge von Stephan Klenner-Otto wohl allemal gesehen werden.

 
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Ist doch der Gartenzwerg das Symbol schlechthin für den kleinbürgerlichen, deutschen Spießer, der selbst noch jeden Grashalm in seinem Vorgarten akkurat trimmt, damit sich dort bloß nicht die Natur auf chaotische Weise ihre eigenen Wege bahnt. Ob der in Hornungsreuth lebende Künstler Stephan Klenner-Otto für die in den neunziger Jahren gegründete „Front zur Befreiung der Gartenzwerge“ Sympathien hegt, ist nicht hinlänglich bekannt. Vorstellbar wäre es allemal, ist doch Klenner-Otto selbst ein eigenwilliger Kopf, der Spaß am Grotesken und Überdrehten hat.

Rebellische Gesellen

Klenner-Ottos rebellische Zwerge schwingen schon mal Keulen mit Nägeln drin, so dass das Blut vom Totenschädel fließt. Oder sie purzeln vom Himmel und bleiben kopfüber in der Erde stecken. Statt mit Spitzhacke, Schaufel und Schubkarre stattete er seine Zwerge lieber mit Hammer und Sichel aus. Was nicht als Bekenntnis zum Kommunismus zu verstehen sei, sondern für den Fleiß der umtriebigen Gesellen stehe: „Schließlich gibt es im Garten immer etwas zu reparieren.“

Geburtshilfe für den Künstlerzwerg

Nicht nur dort ist die Welt manchmal in Unordnung. Klenner-Ottos satirischer Blick auf das Kulturleben ist charakteristisch. „Zwergengeburtshilfe“ nennt er eine Szene, die den Künstler bei der Arbeit in der Werkstatt spiegelt. Von der roten Zipfelmütze baumelt eine Glühbirne und bringt hoffentlich den rettenden Einfall. Ein anderer Gartenzwerg trägt die roten Stiefel bis unter die Hüfte hochgezogen und lebt wohl auf zu großem Fuße. Oder scheint zumindest das Gras wachsen zu hören. Und dem nächsten wachsen vor Eitelkeit die Federn aus dem Hintern.

Neben der fünfblättrigen Zwergenserie sticht aus der Reihe der gut zwanzig Arbeiten, die der Grafiker und Illustrator seit einigen Tagen im Eishaus auf dem Neudrossenfelder Bräuwerck-Gelände zeigt, das großformatige Selbstporträt hervor. Mit kritischem Blick, zerknittertem Gesicht und Struppelkopf schaut er den Betrachter unverwandt an. Darunter das Karl Kraus Zitat: „Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten.“

Aus dem Winterschlaf erwacht

Es ist ein diebisches Vergnügen, die unterschiedlichen Werke genauestens zu betrachten und immer wieder das ein oder andere skurrile Detail zu entdecken. Schon grandios, mit wie viel Einfallsreichtum und Virtuosität sich Stephan Klenner-Otto dem Thema „Erwachende Natur“ gewidmet hat. Er hält mit mit dem Stift den Winterschlaf des Rotmaintals fest, skizziert Pflanzen wie aus dem botanischen Lehrbuch und verfremdet die Gewächse der Natur, als würden sie jeden Moment zum Leben erwachen. Möhren, Kartoffeln, Quitten oder eine Banane sind als Motive nicht zu schade und werden stets mit Hintergründigem kombiniert. Die Ausstellung „Natura in vitam rediens“ ist nichts für humorlose Ignoranten und Kleingeister. Die passen aber zu Kulturpreisträger SKO ja sowieso nicht.

INFO: Die Ausstellung im Eishaus ist noch bis zum 29. Mai zu sehen. Sie ist Dienstag bis Sonntag von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen können mit Stephan Klenner-Otto (Telefon 0 92 03/66 36) vereinbart werden.

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