Kirchengemeinde kann Eigenanteil nicht aufbringen Vorerst kein Kindergarten-Neubau im Kreuz

Von Katharina Wojczenko
Wo der Spielplatz des Kindergarten Kreuz ist, könnte der Neubau hin. Das derzeitige Gebäude taugt bestenfalls noch fünf Jahre. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Nächstes Jahr sollten die Bauarbeiten für den Neubau des Kindergartens Kreuz beginnen. Doch der ist auf unbekannte Zeit verschoben. Die Gemeinde kann ihren Anteil an der Finanzierung nicht bezahlen. Und die Stadt will nicht einspringen, sagt Dekan Hans Peetz.

 
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Ursprünglich hatte der Stadtrat eine "sehr gute Förderung" für den Neubau beschlossen, sagt Peetz. Die Stadt hätte 90 Prozent der Kosten übernommen. Was mindestens zehn Prozent mehr sind, als sie zahlen muss. Die Kirche hätte noch einen Eigenanteil von 300.000 Euro aufbringen müssen. Das kann sie aber nicht. "Wir als Gesamtkirchengemeinde haben den Betrag nicht", sagt Peetz. Über Monaten habe die Gesamtkirchengemeinde mit der Landeskirche wegen eines Zuschusses verhandelt.  "Aber die Landeskirche unterstützt solche Konstruktionen nicht mehr."

Die einzige Alternative, damit der Neubau kommt, ist laut Peetz nun: "Die Stadt übernimmt die Bauträgerschaft komplett." Und zahlt komplett. Die Gemeinde hat die Stadt gebeten, einzuspringen. Doch die Stadt sieht sich dazu nicht in der Lage. Das habe sich bei einem Gespräch mit Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe, Sozialreferenten Carsten Hillgruber und dem Leiter des Kirchengemeindeamts, Rüdiger Thiel, herausgestellt. "Wegen der Finanzsituation", sagt Peetz.

Stadt will erst den Stadtrat informieren, dann die Presse

Die Stadt bestätigt auf Kurier-Nachfrage nur, dass die Gesamtkirchengemeinde die Stadt gebeten hat, die Bauträgerschaft zu übernehmen. Gespräche hätten stattgefunden. Weshalb die Stadt die Bauträgerschaft nicht übernimmt und ob diese Ansage zeitlich begrenzt ist, will sie nicht beantworten. Details würden zunächst dem Stadtrat im Oktober mitgeteilt. Dem will auch Sozialreferent Hillgruber auf Nachfrage nicht vorgreifen. Aber: "Wir haben eine gute gemeinsame Lösung gefunden", heißt es aus der Pressestelle. Dekan Peetz sagt: "In gewisser Weise war das Gespräch enttäuschend. Der Neubau ist nötig."

"Allerspätestens in fünf Jahren", sagt Alexandra Röthlingshöfer, die bei der Diakonie zuständig für Kinder- und Jugendhilfe ist. Das Gebäude im Kreuz wurde 1928 erbaut. In den 90er Jahren wurde es renoviert, der Anbau kam hinzu. "Heute sind einzig die Gruppenräume in Schuss, alles andere ist unsaniert", sagt Röthlingshöfer. Zwar sei der Kindergarten innen gut ausgestattet. "Aber der energetische Zustand und die Grundsubstanz sind schlecht." Eigentlich sollten 2015 die Planungen beginnen, 2016 die Bauarbeiten. Damit im September 2017 der Neubau steht. Er könnte dort hin, wo derzeit der Spielplatz ist.

Außenstelle in Meyernberg kann keine Dauerlösung sein

Die Zeit drängt noch aus einem zweiten Grund: Der Neubau im Kreuz soll gleichzeitig der Ersatzbau für den abgerissenen Kindergarten Herzogmühle sein. Dieses städtische Gebäude war marode. Der Kindergarten ist deshalb im April in die ehemalige Pavillonschule in Meyernberg umgezogen. Die Stadt hat das Gebäude, das ihr gehört, für diesen Zweck hergerichtet.

„Das ist als Übergangsquartier akzeptabel, aber keine Dauerlösung“, sagt Röthlingshöfer. Denn das Gebäude sei energetisch ganz einfach gebaut. Es fehlen Räume, zum Beispiel ein Hausaufgabenzimmer für Schulkinder. Und es fehlt ein eigener Spielplatz. Die Kinder können den öffentlichen nebenan mitbenutzen, das sei aber nur vorübergehend eine Lösung.

"Vielleicht kommt etwas viel Besseres raus"

"Nun ist der Neubau leider erst einmal auf unbekannte Zeit verschoben", sagt Röthlingshöfer. Eine Hoffnung hat Peetz aber: „Vielleicht kommt etwas viel Besseres raus.“ Ein Familienzentrum im Kreuz, mit dem Kindergarten als Bestandteil. „Das wäre wünschenswert, denn das war unsere ursprüngliche Idee vor fünf Jahren“, sagt Röthlingshöfer.

Das Zentrum hätte den Kindergarten und andere soziale Angebote unter einem Dach vereint. Dafür  gibt sogar ein Konzept, aber keine Finanzierung für die nötigen Sonderräume. Weil der Bau eines Familienzentrums  ohne eine Modellfinanzierung „wesentlich komplizierter als ein Kindergartenneubau“ war, hatten die Kirche und die Diakonie auf die vermeintlich schnellere Lösung mit einem Kindergarten-Neubau gesetzt.

Familienzentrum mit der GBW?

Was für ein Familienzentrum spricht: Der Stadtteil Kreuz wird sich in den kommenden Jahren stark verändern. Die Gemeinnützige Bayreuther Wohnungsbaugenossenschaft (GBW) wird einige große Häuserblocks abreißen und dort 2016 unter anderem Reihenhäuser für Familien hinstellen. "Gut möglich, dass wir uns das ursprüngliche Konzept des Familienzentrums gemeinsam mit der GBW und anderen Beteiligten noch einmal anschauen", sagt Röthlingshöfer.

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