Kirche in Presseck Restauratoren in himmlischer Mission

Die Renovierung der Pressecker Dreifaltigkeitskirche macht erste Fortschritte, bleibt aber heikel. Bei manchen Details ist man froh, wenn sie überhaupt erhalten bleiben.

 
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Fast zwei Millionen Euro werden zurzeit in die evangelische Kirche in Presseck gesteckt. Das ist eine Menge Geld, mit dem die Dreifaltigkeitskirche aber nur zum geringen Teil renoviert, sondern in erster Linie in ihrem jetzigen Zustand lediglich erhalten werden muss.

Pfarrer Siegfried Welsch versuchte seit dem Jahr 2016, alle möglichen Finanztöpfe um Zuschüsse zu bemühen, mit denen das Gotteshaus gerettet werden kann. Letztendlich ausschlaggebend für die Finanzierung der Instandhaltung war ein Gutachten, das den Kirchenbau als außerordentliche kulturhistorische Rarität „von nationaler Bedeutung“ klassifizierte: Die Tonnendecke im Innern ist seit dem 17. Jahrhundert vollständig mit biblischen Szenen bemalt. Etwas Vergleichbares gibt es in einer protestantischen Kirche womöglich europaweit nicht noch einmal. Aus diesem Grund hat die Landeskirche nur knapp eine Million Euro für die Sanierung zu tragen. Der Rest kommt aus dem Entschädigungsfonds des Denkmalschutzes. Auch die Oberfrankenstiftung beteiligt sich.

Teils gefährlich marode

Die Deckenbemalung ist noch in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten. So soll sie auch bleiben. Die Malereien müssen nicht und werden auch nicht renoviert. Allerdings ist die Unterkonstruktion, die die bemalten Bretter hält, teils gefährlich marode. Ebenso der Glockenturm, der vor zwei Jahren mit einem Netz außen versehen werden musste, damit herabfallender Putz niemanden verletzt, der zufällig daran vorbeigeht. Auch das Mauerwerk des Turms war angegriffen: „Ich konnte meine Hand bis zum Ellbogen in die Löcher im Turm stecken“, sagt Pfarrer Welsch. „Wir mussten dringend statisch etwas tun“.

Auch eine der Turmuhren war problematisch: Am Rand des Ziffernblatts hatte sich eine Buche angesiedelt, die irgendwann einmal den großen Zeiger angehalten hätte. Mittlerweile ist der Turm in einem ersten Bauabschnitt außen saniert, der Baum an der Uhr ist umgesiedelt, die Uhren selbst haben neue Ziffernblätter und das Gerüst ist abgebaut. Nun wird die weiterhin eingerüstete Fassade des Langhauses und des Chorraums außen instandgesetzt. Das könnte in diesem Jahr noch fertig werden.

Sanierung könnte länger dauern

Wegen der weiteren Arbeiten im Innern kann die Kirche seit dem Beginn der Renovierung auch noch im nächsten Jahr nicht genutzt werden. Die Kulmbacher Architektin Martina Schwarz ist auf denkmalgeschützte Gebäude spezialisiert und überwacht das Projekt insgesamt. Sie rechnet damit, dass die Arbeiten insbesondere im Innern sogar bis ins Frühjahr 2024 dauern werden. Pfarrer Siegfried Welsch hofft allerdings, dass die Dreifaltigkeitskirche schon Weihnachten 2023 wieder nutzbar sein wird. Bis dahin finden die evangelischen Gottesdienste in der katholischen Kirche statt; „was gut und reibungslos funktioniert“, sagt Welsch. „Wir feiern sonntags um 9 Uhr, unsere katholischen Glaubensbrüder ab 10 Uhr“.

Historisch einmalig

Im Innern des Gotteshauses sind Spezialisten am Werk: Sie entfernen die bemalten Bretter dort, wo die sie tragende Balkenkonstruktion erneuert werden muss. Schlimme Schäden wurden an den Fußpunkten des tragenden Gebälks festgestellt; dort wo Balken ans Mauerwerk stoßen.

Diese verfaulten Fußpunkte müssen ersetzt werden. Sobald das Gebälk sicher tragend renoviert ist werden schließlich die bemalten Bretter wieder aufgebracht und nur soweit notwendig restauriert. Im Wesentlichen sind die Malereien trotz ihres Alters jedoch in einem guten Zustand.

Die Kaseinfarbe (im Prinzip, grob gesagt, mit Pigmenten eingefärbter Quark) hat sich als besonders dauerhaft erwiesen. Die farblichen Schadstellen können allerdings nur bei mindestens zwölf Grad ausgebessert werden. „Sobald es kühler wird, halten die Farben nicht“, sagt Welsch. Dann wird die Baustelle in Winterruhe gehen müssen.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648 wurde die Kirche protestantisch und die Herren von Wildenstein sanierten das Gotteshaus auf eigene Kosten. Aus dieser Zeit stammen wohl auch die Bemalungen des Holzgewölbes.

Sie waren nicht als Dekoration gedacht, erklärt Pfarrer Welsch immer wieder bei gelegentlichen Führungen. „Die Bilder zeigen umfangreich die biblischen Erzählungen und waren für die ländliche Bevölkerung gedacht, die meist weder lesen und schreiben konnte. Noch eine weitere Rarität befindet sich oberhalb der Orgel an der Balustrade der zweiten Empore. Dort ragen zwei Metallreifen ins Kirchenschiff, die als Halterungen für Kesselpauken dienten.

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