Keine genauen Zahlen zu neuer Virusinfektion RHD 2 – Noch kein Impfstoff in Deutschland zugelassen Virus verunsichert Kaninchenzüchter

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Die Kaninchenzüchterin Jeanette Axmann aus Hainbronn glaubt, dass die Dunkelziffer bei RHD 2 groß ist. Foto: Ralf Münch Foto: red

„Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken“, mahnt der Pegnitzer Bernd Polster, Bezirksvorsitzender der oberfränkischen Rassekaninchenzüchter. Er hält die Aufregung, die wegen der Viruserkrankung RHD 2 unter den Züchtern herrscht, für übertrieben. Bei der Lokalschau in Creußen kürzlich waren deshalb sogar keine Kaninchen ausgestellt.

 
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Vor Jahren gab es RHD – genannt Chinaseuche – bei den Kaninchen. Das hat man mit Impfen in den Griff bekommen. Nun gibt es eine neue Form und hier herrscht bei den Züchtern teils noch große Unsicherheit, sagt Polster. „Die Erkrankung ist noch nicht so erforscht“, sagt er. Die Krankheit werde zu hoch aufgehängt, wie es auch schon mit anderen Erkrankungen gemacht wurde. Polster erwähnt die Vogelgrippe, von der heute kaum noch einer spricht. „RHD 2 ist in aller Munde. Wenn irgendwo ein Tier tot im Stall liegt, hat es das gehabt“, so der Bezirksvorsitzende. Aber genau wisse das keiner.

Kein hundertprozentiger Schutz

Für die erste Form von RHD gibt es einen Impfstoff, die auch vor RHD 2 gut schütze. „Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nie, ein paar malen das Ganze aber schwarz“, sagt Polster. Man müsse sich präsentieren, auf Ausstellungen gehen. Nur so könne man dem Nachwuchsproblem, mit dem die Kleintierzüchter zu kämpfen haben, begegnen. „Das Brauchtum darf nicht in die Knie gehen“, so Polster. Von akuten Fällen in Oberfranken ist ihm nichts bekannt. Bayernweit habe es offiziell nur zwei gegeben, einen in Regensburg, einen bei Würzburg. „Wir müssen die Züchter sensibilisieren, damit sie nicht überreagieren“, sagt er.

Auch Jeanette Axmann, Vorsitzende der Pegnitzer Rassekaninchenzüchter, weiß von keinem aktuellen Fall. „Man lässt nicht jedes tote Tier auf RHD 2 untersuchen“, sagt sie. Deshalb glaubt sie, dass die Dunkelziffer sehr hoch ist. Viele würden die Krankheit nicht melden, weil sie befürchten, dass dann ihr ganzer Bestand vernichtet werden werde.

Impfpflicht bei Ausstellungen

Bei Ausstellungen gibt es eine Impfpflicht gegen die erste RHD-Variante, der Schutz bestehe für ein Jahr. Es werde bei jedem Tier von den Tierärzten geprüft, ob der Impfschutz aktuell ist. „Das Ganze ist wie bei einer Grippe, eine Sache des Immunsystems“, sagt Axmann. Manche bekommen es, manche nicht. Ein Impfstoff ist in Deutschland noch nicht zugelassen, es kann einer aus Frankreich importiert werden. „Der ist aber verhältnismäßig teuer wegen der Kosten für die Ausnahmegenehmigung“, sagt sie. Axmannn rät, erst mal abzuwarten, wie sich die Krankheit weiter entwickelt. Dazu müsse man die Ausstellungssaison, die jetzt zum Herbst beginnt, erst abwarten. „Auf jeden Fall muss man vorsichtig sein. Aber im Notfall wird sich schon ein Weg finden“, ist sie sich sicher.

„RHD gibt es ja schon länger, jetzt gibt es eine neue Variante“, sagt Steffen Wehrle, Vorsitzender des Bayreuther Kaninchenzuchtvereins. Vor rund drei Jahren sei die Krankheit von Frankreich und Spanien eingeschleppt worden. Die Übertragung gehe über Sekrete der infizierten Tiere. Die kranken Kaninchen seien müde, träge und benommen. Bei den befallenen Tieren sei die Blutgerinnung beeinflusst, die Kaninchen werden zu Blutern. „In Stresssituationen wie zum Beispiel beim Füttern, können Gefäße in Bauch oder Lunge platzen“, erklärt Wehrle.

Tod nach drei Tagen

Nach drei Tagen sind die Tiere meist tot. Eine Meldepflicht gibt es nicht, deshalb glaubt er, dass es keine genauen Zahlen dazu gibt. Wenn die Kaninchen gegen die erste Form von RHD geimpft sind, reduziere das die Wahrscheinlichkeit an der Folgevariante zu erkranken auf 20 Prozent. Wichtig, wenn Tiere doch an der Virusinfektion verenden, sei vor allem die sachgemäße Entsorgung. Wehrle rät dazu, sich dann an einen Amtstierarzt zu wenden. „Optimal wäre die Verbrennung oder die Tierverwertung“, sagt er.

„Wir haben keine Probleme mit RHD“, sagt Franz Müller, Vorsitzender der Auerbacher Kaninchenzüchter. Die Tiere seien gegen die erste Variante geimpft und man gehe auf Ausstellungen.

Die Virusinfektion RHD 2 ist erstmals 2010 in Frankreich ausgebrochen, die klassische RHD-Variante wurde aus China eingeführt. Bereits Jungtiere im Alter von zwei bis drei Wochen können sich infizieren, nach etwa 14 Tagen führt die Infektion zum Tod. Die Inkubationszeit beträgt zwischen drei und fünf Tagen. In Deutschland wurde RHD 2 erstmals 2014 nachgewiesen. Die Krankheit ist nicht auf den Menschen übertragbar und nur für Kaninchen gefährlich, nicht für andere Haustiere. RHD ist sehr ansteckend und verbreitet sich durch direkten Kontakt zwischen Kaninchen, als auch indirekt über Ausscheidungen der Tiere, verunreinigtes Wasser, Futter, Kleidung, Hände oder Käfige.

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