Eigentlich hätte der Haushaltsentwurf der Gemeinde Fichtelberg verabschiedet werden sollen: Schuldenstand 4.989.976 Euro. Immerhin fast drei Millionen Euro weniger als vor sieben Jahren – so sagte es Bürgermeister José-Ricardo Castro Riemenschneider (CSF). Karl-Heinz Glaser (CSU) verwies auf fast drei Millionen Euro Strukturhilfe vom Freistaat in den vergangenen Jahren und wandte ein: „Wir können nicht sagen, wir haben drei Millionen Schulden abgebaut, wenn wir drei Millionen gekriegt haben.“ Castro: „Aber wir haben den Schuldenstand um drei Millionen Euro verringert.“

„Du bist ein Kasper“

Die Finger schnellten nach oben. Castro erteilte das Wort. Aber nicht Jürgen Köferl (CSU). Köferl: „Ich habe mich zuerst gemeldet.“ Der Zweite Bürgermeister Rudolf Elvers (CSF) ruft: „Wir machen uns wieder mal lächerlich.“ Köferl: „Du bist ein Kasper.“

Stefan Pecher (CSF): „Ich stelle einen Antrag zur Geschäftsordnung um Jürgen Köferl von der Sitzung auszuschließen.“ Köferl: „Wo sind wir denn?“ Castro: „Herr Köferl!“ Köferl: „Das ist nicht zulässig. Man kann keinen Gemeinderat von der Sitzung ausschließen. Wir sind doch keine Bananenrepublik.“

Marianne Specht (CSU) zu Köferl: „Bleib da. Das darf er nicht.“ Köferl: „Dann lasse ich mich abführen.“ Die Zuhörer lachen. Castro: „Ich unterbreche die Sitzung.“ Pecher steht auf und geht in Richtung Tür: „Dann verlasse ich die Sitzung. Das lasse ich mir nicht bieten.“ Applaus von den Zuschauern.

„Herr Köferl, Sie verlassen jetzt die Sitzung“

Castro: „Herr Pecher, also ich bitte Sie …“ Pecher: „Ich verlange eine Entschuldigung von Herrn Köferl.“ Castro: „Herr Köferl, Sie verlassen jetzt die Sitzung.“ Köferl: „Nein!“ Castro: „Die Sitzung ist geschlossen.“ Die Zuschauer gehen. Köferl geht.

„Ich hätte nur noch die Möglichkeit gehabt, die Polizei zu rufen“, sagt Castro später dem Kurier. Nach dem Verhalten von Köferl werde er „rechtliche Schritte“ in Erwägung ziehen. Zweimal hatte er Köferl bereits während der Sitzung ermahnt, weil dieser sich nicht an die Reihenfolge der Meldungen gehalten hatte. Das Durcheinander war so hoch, dass die CSU sogar gegen einen Antrag stimmte, den sie selbst gestellt hatte: Specht wollte das Wort „Urteil“ aus einem Protokoll einer früheren Sitzung zu streichen und durch das Wort „Hinweisbeschluss“ ersetzen. Was auch gemacht wurde – dann allerdings gegen die Stimmen von Specht und der restlichen CSU.

Noch immer hat also Fichtelberg seinen Haushalt nicht verabschiedet. Die Sitzung soll laut Castro „demnächst“ wiederholt werden.

Dann wird es auch um die Aktion von Abbruch-Unternehmer Stephan Plannerer gehen. Wie berichtet, hatte er am frühen Samstagmorgen 20 Tonnen Brandschutt kommentarlos vor die Thermenruine gekippt. Jetzt hat sich auch Badbetreiber Heinz Steinhart zu Wort gemeldet – mit heftigen Vorwürfen gegen die Gemeinde. Er hält Castro vor, dieser habe „die Firma Plannerer ständig an den Aufräumarbeiten gehindert und dadurch Mehrkosten verursacht“. Steinhart erinnert an „die unglaubliche Anweisung“ der Gemeinde, dass der Brandschutt gesiebt werden müsse, um die Nägel für die Gemeinde zu sichern. „Wir haben die Firma Plannerer von Anfang an darauf aufmerksam gemacht, dass wir für solche irrsinnigen Aufträge aus dem Fichtelberger Rathaus heraus nicht eintreten,“ sagt er.

Steinhart warnt Castro

Und Steinhart warnt Castro vor einem weiteren Prozess. Weil die Gemeinde offenbar über sein, Steinharts, Eigentum verfüge, wenn sie erlaube, die wertvollen Metalle, die noch vor der Thermenruine liegen, wegzuschaffen.