Josefine Oberst vom Kompetenzzentrum für Ernährung in Kulmbach Ernährungsexpertin über Fast Food: "Fettig und süß, darauf sind wir programmiert."

Von Moritz Kircher
Josefine Oberst, Ernährungswissenschaftlerin am Kompetenzzentrum für Ernährung in Kulmbach. Foto: red Foto: red

Fast Food ist kein Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung, sagt Josefine Oberst vom Kompetenzzentrum für Ernährung in Kulmbach. Aber sollte man es sich deswegen verbieten? Der Genuss sollte nicht zu kurz kommen.

 
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Frau Oberst, wie oft essen Sie Fast Food?
Josefine Oberst: Ich esse nicht bei den Fast-Food-Ketten. Das hat nichts damit zu tun, dass ich nicht auch ab und zu mal einen Burger esse. Aber ich habe mit der Produktion der Lebensmittel - was die Tierhaltung angeht - ein persönliches Problem.

Fast Food gilt gemeinhin als ungesund. Ist es das tatsächlich?
Oberst: Fast Food ist kein Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung. Natürlich spielt eine Rolle, wie häufig man es isst und wie sich die restliche Ernährung zusammensetzt. Fast Food Produkte gehören auf jeden Fall zu den Lebensmitteln, auf die man bei einer gesunden Ernährung verzichten kann.

Ist es wie mit anderen Genuss-Lebensmitteln? Hin und wieder kann man sich das gönnen.
Oberst: Es gibt sicherlich auch Fast Food, das gesünder ist. Man kann nicht alles in eine Schublade stecken. Genüsse gehören zum Leben. Das sollte man sich nicht verbieten. Ab und an ist es in Ordnung. Es kommt aber auf die gesamte Ernährung an.

Ich habe Lust auf Fast Food und trotzdem möchte ich ein wenig auf meine Ernährung achten. Was gibt es da für Optionen?
Oberst: Es gibt inzwischen viele Fast-Food-Ketten, die ihr Angebot gesundheitsbewusst ausbauen. Man sollte auf einen hohen Gemüseanteil achten. Nach Möglichkeit empfiehlt sich die Vollkornvariante oder das vegetarische Angebot.

Ist es eine Option, zum Menü statt Pommes den Salat zu nehmen?
Oberst: Natürlich ist so ein Austausch sinnvoll. Damit wird es aber noch keine vollkommen gesunde Mahlzeit. Zudem ist zu bedenken, dass viele Salatdressings in Fast-Food-Ketten wahre Kalorienbomben sind, weil sie zum Beispiel viel Zucker enthalten können. Also wenn man sich der kalorienarmen Beilage bedient, sollte auch das Dressing stimmen.

Aus Sicht einer gesunden Ernährung hat Fast Food sicherlich seine Nachteile. Was ist aber das Besondere daran? Warum gönne ich mir manchmal gerne ein fetten Burger?
Oberst: Fast Food bietet viele Vorteile. Es ist immer verfügbar und scheinbar auch günstig. Es geht schnell, und das passt sehr gut zu unserem heutigen Lebensstil. In den letzten Jahren ist auch viel Kochkompetenz verloren gegangen. Die Menschen können gar nicht mehr alles selbst kochen, wie das früher üblich war. Man liest aber immer wieder, dass gerade die großen Fast-Food-Konzerne ein wenig in der Krise sind. Es wird immer mehr Wert auf Regionalität und Individualität gelegt. Das ist aus unserer Sicht eine positive Entwicklung.

Der Hamburger einer Fast-Food-Kette schmeckt überall gleich. Ist das auch ein Verkaufsargument?
Oberst: Mag sein, dass das für die Zielgruppe wichtig ist. Natürlich haben sich die großen Konzerne jahrelang damit beschäftigt, was den Konsumenten wichtig ist und besonders gut schmeckt. Wir sind nun mal eine Spezies, die durchschnittlich gerne viel und hochkalorisch isst. Die Kombination aus einer hohen Nährstoffdichte und dem süßlichen Geschmack der Kohlenhydrate – das löst beim Endverbraucher positive Gefühle aus. Fettig und süß, das bedeutet viele Nährstoffe. Darauf sind wir programmiert.

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