Jörg Nürnbergers Jungfernrede im Bundestag „Ich habe jetzt Feuer gefangen“

Jörg Nürnberger bei seiner ersten Rede im Bundestag. Foto: /pr.

Jörg Nürnberger hält seine erste Rede im Bundestag. Dabei geht es um die europäische Integration. Der Tröstauer erwähnt im Plenum auch seine Kinder.

 
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Berlin/Tröstau - Im Bundestag zu sprechen gilt in Politikerkreisen als Ritterschlag. Diesen hat der Tröstauer SPD-Abgeordnete Jörg Nürnberger am Freitag um 9.40 Uhr erhalten.

Herr Nürnberger, wie fühlen Sie sich?

Gut! Aber klar war ich vorher ziemlich aufgeregt. Es ist schon etwas Besonderes, im Bundestag zu sprechen – und das ausgerechnet zu meinem Herzensthema, der europäischen Integration.

Die Reden sind auf vier Minuten begrenzt. Das kann auch eine lange Zeit sein.

Im Gegenteil, sie ist viel zu kurz. Man muss sich schon sehr konzentrieren, wenn man alle Punkte, die einem am Herzen liegen, mit einbauen will.

Haben Sie die Zeit eingehalten?

Exakt sogar. Es war eine Punktlandung. Hätte ich überzogen, wäre ein roter Warnknopf auf dem Rednerpult aufgeleuchtet. Wahrscheinlich hätte ich bei meiner ersten Rede ein paar Sekunden Zuschlag erhalten. Ich wollte es aber natürlich nicht auf eine Ansage der Bundestagspräsidentin ankommen lassen...

Jörg Nürnberger spannte in seiner sehr persönlich gefärbten Rede einen Bogen von einem Besuch des multinationalen Militär-Kommandos der EU in Ulm bis hin zu seinen Kindern, die als echte Europäer aufwachsen. (Anmerkung: Jörg Nürnbergers Frau ist Tschechin). Er schloss, dass es der SPD-Fraktion darum gehe, die Zusammenarbeit in der EU zu stärken, damit allen jungen Menschen in der Europäischen Union eine sichere Zukunft geboten werden könne.

Als neutraler Betrachter von Bundestagsdebatten drängt sich der Eindruck auf, der Plenarsaal ist meist ziemlich dünn besetzt.

Zeitgleich zu den Debatten gibt es eine ganze Reihe von Ausschusssitzungen. Daher sind in aller Regel lediglich die Fachpolitiker aus den Arbeitsgruppen zum jeweils behandelten Thema und der Sitzungsdienst der Fraktionen anwesend.

Gab es Reaktionen auf Ihre Rede?

Ich habe aus meiner Fraktion ein sehr positives Feedback erhalten. Ich glaube, alle waren sehr zufrieden.

Sie sprachen auch die Euregio Egrensis an.

Das war mir ein großes Anliegen. Hier in meiner Heimatregion wird die grenzüberschreitende Zusammenarbeit seit 30 Jahren gelebt. Es gibt einen grenzüberschreitenden Rettungsdienst, eine gemeinsame Landesplanung, Gastschuljahre und vieles mehr. Letztlich war es mir wichtig, zumindest ein wenig Öffentlichkeit für unsere Region zu schaffen. Ich glaube, sie ist noch nicht so häufig im Bundestag erwähnt worden. Wenn am Ende ein kleiner Infoschnipsel bei den Abgeordneten hängen bleibt, ist das hervorragend.

Sie halten häufig Reden, etwa im Gemeinderat oder im Kreistag. Wie unterscheiden sich diese von der im Bundestag?

Eine Rede im Bundestag ist schon noch mal eine Nummer größer, zumal sie auch live auf Phönix übertragen wird. Außerdem bleibt sie im Archiv des Bundestages quasi für die Ewigkeit erhalten. Es ist aber vor allem die feierliche Atmosphäre. Man wird von der Bundestagspräsidentin aufgerufen und tritt nach vorne ans Pult. Dieses Offizielle hat schon was.

Gab es Zwischenrufe?

Es ist eine gute Übung des Parlamentarismus, sich bei ersten Reden von Abgeordneten zurückzuhalten. Mal sehen, ob ich irgendwann Zwischenrufe ernte.

Wer Nürnbergers Jungfernrede verfolgte, hörte mehrmals Beifall aus den Reihen von SPD, Grünen und der FDP und lediglich die beiden Zwischenrufe „sehr richtig!“ und „sehr gut, gute Lösung“.

Werden Sie in Zukunft häufiger als Redner im Bundestag zu erleben sein?

Ich habe zumindest Feuer gefangen. Wenn es um meine Themen geht, ist es möglich, dass ich als Redner ausgewählt werde. Größere Debatten bestreiten allerdings unsere Spitzenpolitiker in der SPD.

               Die Fragen stellte Matthias Bäumler

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