Ist es Diebstahl? Die verschwundenen Katzen aus der Saas

Agnes Retsch mit dem Such-Plakat, mit dem auch sie nach ihrem Kater Bember sucht. Bember ist einer von sechs Katern, die spurlos verschwunden sind. Foto: Eric Waha/Eric Waha

In der Saas geht die Sorge um, dass ein Tierfänger sein Unwesen treibt: Seit 30. März sind in einem recht eng begrenzten Bereich zwischen der Langen Zeile, dem Südlichen Ringweg und dem Dahlienweg sechs Katzen verschwunden, die alle als zuverlässig galten, teilweise sogar auf Pfiff nach Hause kamen. Das Verschwinden gilt als ungewöhnliche Häufung.

 
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Bayreuth - Die heißen Bember, Fussel oder Pauli. Sie waren alle in der Saas zu Hause – und sie sind alle weg. Sechs Familien vermissen seit Ende März ihre Kater. Wer Katzen mag, kann den Verlust und die Sorgen der Familien nachvollziehen, deren Katzen wie ein Familienmitglied einfach dazugehört.

Unterwegs in einem engen Radius

Agnes Retsch vermisst ihren Bember am Donnerstag auf den Tag genau seit zwei Wochen. Man spreche Nachbarn an, suche nach der Katze, sagt Agnes Retsch am Donnerstag im Kurier-Gespräch. Dabei habe sie auch erfahren, dass im benachbarten Rosenweg der Kater Pauli noch „vier oder fünf Tage länger“ abgängig sei als ihr eigener. Über den Tier-Suchdienst Tasso sind weitere Katzen aus der Saas gemeldet. Bember streune „schon rum. Am Tag und in der Nacht. Wir wissen nicht, wie weit er dabei unterwegs ist. Aber das begrenzt sich wohl auf den Südlichen Ringweg, den Rosenweg, den Tulpenweg“, sagt Agnes Retsch. Also ein recht enges Gebiet in der Nachbarschaft. „und er kam immer wieder. Hat sich selbst im vergangenen Jahr nach Hause geschleppt, als er offensichtlich einmal angefahren wurde. Er hatte sich den Oberschenkel gebrochen.“ Nach einer kostspieligen Operation aber war Bember wieder fit – und unterwegs.

Irgendwo im Keller oder in der Garage eingesperrt?

Agnes Retsch und die anderen Familien hoffen alle, dass sich ihre Katzen vielleicht irgendwo in der Saas in einem Keller oder in einem Schuppen befinden, der versehentlich zugemacht wurde, was bei streunenden Katzen, die sich ein Plätzchen suchen, durchaus passieren kann. „Aber es ist schon seltsam, dass bald jeden Tag eine weitere Suchmeldung dazukommt“, sagt Agnes Retsch.

Fussel kam immer zuverlässig auf Pfiff

Fussel ist der Kater der Familie von Mirjam Schenck zu Schweinsberg. „Er kam immer zuverlässig – auf Pfiff“, sagt Mirjam Schenck zu Schweinsberg im Kurier-Gespräch. „Wenn wir abends ins Bett sind, haben wir gepfiffen, dann kam er rein, hat noch was gefressen und auch geschlafen.“ Ein Jahr alt ist der Kater am 1. April geworden. Seit Herbst ist er nicht nur im Haus, sondern auch draußen unterwegs. Sie geht davon aus, dass ihr Kater auch nie zu weit weg von daheim auf Mäuse-Suche ist: „Wenn er auf Pfiff immer kommt, ist er sicher nicht im Studentenwald unterwegs.“ Müsste also auch nicht die viel befahrene Ludwig-Thoma-Straße überqueren.

Angst vor dem Katzenfänger

„Man wird ja schon fast paranoid auf der Suche nach der Katze: Wie oft bin ich schon die Straßen abgegangen, habe unter jeden Busch geschaut.“ Es seien auch nirgends überfahrene Katzen gefunden worden. Alle anderen Katzen-Besitzer, die ebenfalls nach ihren verschwundenen Tieren suchen, „sagen das gleiche: Streuner in dem Sinn waren das keine“ – die Kater seien nie lang weg gewesen. Sie seien alle auch „sehr zutraulich gewesen, sind eher auf die Leute zu- als weggegangen“. Deshalb „kursiert auch die Idee, dass hier ein Katzenfänger unterwegs ist“.

Ungewöhnliche Häufung

Neben der Polizei und eigene Aufrufe im Internet und den sozialen Netzwerken habe man inzwischen das Ordnungsamt , das Tierheim und auch die Stadtförsterei informiert, sagt Schenck zu Schweinsberg. Der Stadtförster Dirk Muschik sagt auf Anfrage, dass auch er die Häufung der verschwundenen Kater „sehr ungewöhnlich“ findet. Muschik weiß, dass in Forkendorf und Gesees seit etwa einem Jahr immer mal wieder Bauern-Katzen vermisst werden. Und dass es die Vermutung gebe, dass ein Uhu dahinterstecken könnte, zu dessen Beute-Schema Katzen gehören. Aber das schließt er eigentlich für die Saas ebenso aus wie einen Jagdpächter, „weil ja Katzen grundsätzlich jagdbar“ seien, wenn sie die bebaute Umgebung deutlich hinter sich gelassen haben und vom Jäger als scheu und wild lebend erkannt werden: „Aber die Jäger sind da äußerst vorsichtig. Und es gab bei uns einen Wechsel des Jagdpächters, da mussten die Zuständigkeiten noch geklärt werden in den vergangenen Monaten. Das kann ich ausschließen.“

Viele Katzen in kurzer Zeit

Muschik sagt, er sei nach der Information durch Agnes Retsch „schon erschrocken gewesen, ich kann mir da keinen Reim drauf machen“. Zumal auch auffallen würde, wenn Kater in der Paarungszeit um eine Katzen-Dame werben würden. Katzen-Besitzer würden sich da durchaus gegenseitig informieren, dass der Kater vor einem Haus randaliere und besser mal abgeholt werden solle. „Es geht da durchaus in die Richtung, dass einer die Tiere wegfängt. Weil es in kurzer Zeit so viele sind“, sagt Muschik.

Suchhund kommt zum Einsatz

Agnes Retsch will am Freitag einen ungewöhnlichen Versuch starten: „Es kommt ein Suchhund, der die Spur verfolgen können soll. Dann wüsste man vielleicht auch, ob er von der Straße verschwunden ist.“ Die anderen Katzen-Besitzer hoffen darauf, dass ihr Appell Erfolg hat – und die Kater vielleicht doch nur versehentlich eingeschlossen wurden. Und zurückkommen.

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