"Das Festival kommt gerade zur rechten Zeit", sagte der irische Botschafter in London, Adrian O'Neill. "Wir brauchen die Kultur mehr denn je." Sie könne geistige Haltungen ändern, betonte der Botschafter bei der Vorstellung des Programms. Auch der irische Präsident Michael Higgins machte eine Anspielung auf den Brexit: Das Festival sei gedacht "für die lokalen, die nationalen und die Europäischen Gemeinschaften, zu denen wir alle gehören".
So gehört zu den vielen Kunstobjekten der Kulturhauptstadt auch eine Installation namens Borderline (Grenzlinie), an der Einwohner beiderseits der grünen Grenze - in Irland und im nordirischen Londonderry - mitgewirkt haben. Der finnische Lichtkünstler Kari Kola lässt die Connemara-Berge nahe Galway am irischen St. Patrick's Day (17. März) in Grün erstrahlen. Und Homers Odyssee wird am windgepeitschten Strand vorgelesen. Auch die kanadische Autorin Margaret Atwood, erst kürzlich mit dem renommierten britischen Booker-Preis geehrt, beteiligt sich an dem Programm.
Die Kulturhauptstadt Europas ist eine Initiative der Europäischen Union. Jedes Jahr werden zwei Städte ernannt - eine aus den alten EU-Staaten und eine aus den neuen. Deutschland darf erst im Jahr 2025 wieder - neben Slowenien - eine der Städte stellen. In diesem Jahr tragen Plowdiw in Bulgarien und Matera im Süden Italiens die Titel. Plowdiw ist als Heimat einer antiken Stätte ein begehrtes Reiseziel. Matera ist für seine uralten Höhlensiedlungen im Tuffstein bekannt.
Rauer als in diesen beiden sonnigen Städten geht es in Irland zu. Der Wind werde zur Eröffnung heulen und es werde regnen, sagte Kreativdirektorin Marriage. "Aber es wird ein großartiger Spaß." Der Reiseführer "Lonely Planet" zählt Galway schon zu den Top Ten, die man 2020 besuchen sollte - nach Salzburg, Washington und Kairo.