Investition für den Spitzenplatz

Von Michael Weiser
Die Stadthalle, wie sie nach dem neuen Entwurf des Büros Knerer und Lang aussehen soll. Auffällig: die elegant geschwungene Linienführung der Holzlamellenverkleidung. Die violette Farbe der Sitze wiederum nimmt den Amethyst-Ton des Mosaiks im Vestibül auf. Illustration: Büro Knerer & Lang Foto: red

Kaum mehr Fragen, kaum Diskussion: Der Bayreuther Stadtrat gibt grünes Licht für die Fortführung der Arbeiten an der Stadthalle. Abzustimmen war sowohl über die neue Planung für den Innenraum des Großen Hauses als auch über die Kostensteigerungen von 5,9 Millionen auf nunmehr 61,7 Millionen Euro.

 
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Die Erleichterung vorne, auf der Verwaltungsbank, war spürbar: Nachdem Stadtbaureferentin Urte Kelm und Architekt Thomas Knerer die Pläne für die neue Gestaltung des Großen Hauses und die Gründe für Mehrkosten von fast sechs Millionen Euro erläutert hatten, hatte der Stadtrat nur noch wenige Fragen. Am Ende wurden Planung und Kostenrechnung, nun, nicht unbedingt durchgewunken, aber im Großen und Ganzen ohne weitere Einlassungen akzeptiert.

Was, bei genauerer Betrachtung, der Stadt Kosten sparen könnte. Zur Zeit wird viel gebaut in Deutschland. Bei der hohen Nachfrage nach Spezialisten am Bau sind auf die nun noch folgenden Ausschreibungen hin also weder besonders viele noch besonders günstige Angebote zu erwarten.

Sieben von 36 anwesenden Stadträten stimmten gegen die Beschlussvorlagen, Helmut Zartner (DU) und Junges Bayreuth zum Beispiel. Die Grünen wiederum wandten sich gegen die Gestaltung des Großen Hauses - zu sehr auf Konzerte festgelegt, findet etwa Fraktionsvize Stefan Schlags -, die SPD gegen die neue Gesamtkostenrechnung. Auffällig:

Es stimmten ziemlich genau so viele Stadträte gegen die Kursänderung wie einige Tage zuvor bei der knappen Abstimmung im Bauausschuss, was sich zum Teil durch die hohe Abwesenheitsquote erklären lässt. Nur 36 von 44 Stadträten waren im Sitzungssaal erschienen.

Merk-Erbe wirft sich für das Friedrichsforum in die Bresche

Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe hatte eingangs zudem ein geradezu flammendes Plädoyer für das Megaprojekt gehalten. Es gehe darum, eine nicht mehr konkurrenzfähige Stadthalle in ein "Friedrichsforum" umzubauen, mit dem Bayreuth auf mehreren Gebieten Maßstäbe setze. So könne sich Bayreuth "dauerhaft auf Rang eins" halten.

Urte Kelm gab anschließend einen Überblick über den Stand der Arbeiten - im großen und ganzen im Zeitplan -, Thomas Knerer erläuterte die neue Planung für das Große Haus. Man sei davon abgekommen, den Dachraum als Resonanzraum einzuplanen. Die Nachhallzeit sei zu lang, sagte Knerer.

Die neue Planung sieht vor, akustisch wirksame Elemente wie Reflektoren direkt an der Wand anzubringen, auf diese Art Hallraum zu gewinnen, der durch einen Vorhang verringert werden kann: Wird der Vorhang über die akustischen Elemente gezogen, ist das Große Haus bereit für Konferenzen oder Sprechtheater.

Akustische Tricks hinter Lamellen

Die akustischen Tricks des neuen Hauses bleiben Gästen verborgen: Sie verschwinden hinter einer elegant geschwungenen Wand aus Holzlamellen. "Eine bedeutende qualitative Aufwertung" gegenüber dem ursprünglichen Entwurf mit seinen kantigen, geradezu kristallin ausgeformten Wänden erkennt darin CSU-Fraktionschef Stefan Specht. Auch Ernst-Rüdiger Kettel (BG) zeigte sich von den neuen Vorschlägen sehr angetan.

Weniger ansprechend dürften - fraktionsübergreifend - die Stadträte die Kostensteigerungen empfinden. Thomas Knerer begründete sie etwa mit Änderungen beim Brandschutz, mit den allgemeinen Kostensteigerungen im Bausektor (aufgrund der Nachfrage hoch) und mit "konstruktiven" Ursachen - unter anderem einer viel schlechteren Bausubstanz als angenommen, und vor allem mit den komplizierten Tiefbauarbeiten.

Der Untergrund unter den Betonfundamenten der Stadthalle ist nachgiebiger als erwartet. Die Bautrupps pumpen eine Betonemulsion ins schwammige Erdreich, um der Stadthalle das Schicksal des Neuen Schlosses zu ersparen: der italienische Bau drohte nach dem Bau der Tiefgarage unterm Geißmarkt abzusinken.

 

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