Martin Becher vom Bayerischen Bündnis für Toleranz freute sich, dass Minister Herrmann nach wie vor „irritationsfähig“ sei. „Leider lassen sich viele Menschen nicht mehr irritieren, wenn sie auf Bürger mit Migrationshintergrund treffen. Sie sehen nur das, was schon immer so war, und reagieren intolerant.“
Stellt sich die Frage, warum so viele ganz normalen Frauen und Männer kleine Alltagsrassisten sind. Mitra Sharifi-Neystanak von der Arbeitsgemeinschaft der Ausländer- Migrations- und Integrationsbeiräte glaubt, dass Alltagsrassismus auf althergebrachten Bildern beruhe, die auch aus der Zeit des Kolonialismus herrührten. „Es ist ein Denken, dass nicht alle Menschen gleich viel wert sind. Das tritt besonders zutage, wenn es um die Verteilung von Ressourcen geht.“ Darauf beruhe auch der große Erfolg der Populisten. „Sie nutzen es aus, dass in der Gesellschaft Denkweisen schlummern, Menschen aus marginalisierten Gruppen hätten weniger Anrechte auf Arbeitsplätze oder Unterstützung vom Staat.“
Auch der Bildungsbereich sei nicht frei von rassistischen Stereotypen. Es gebe Studien, in denen der identische Aufsatz Lehrern vorgelegt wird, auf denen mal der Name Murat, mal der Name Thomas draufsteht. „Murat erhält durchweg die schlechteren Noten.“ Rassismus steckt laut Sharifi-Neystanak ebenfalls dahinter, wenn Lehrer Kinder von Eltern aus sozial prekären Milieus trotz guter Leistungen eher nicht für den Besuch eines Gymnasiums empfehlen. Matthias Bäumler