Immer mehr unbezahlte Rechnungen beim Prozess gegen Pottensteiner Bauunternehmer Prozess gegen Bauunternehmer: Aufforderung zum Baustopp

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Immer mehr offene Rechnungen tauchen beim Prozess gegen einen Pottensteiner Bauunternehmer auf. Foto: dpa Foto: red

Die Liste reißt nicht ab. Auch am zehnten Verhandlungstag am Freitag gegen einen Bauunternehmer aus dem Raum Pottenstein und seine beiden Geschäftsführer vor dem Landgericht Hof berichteten wieder Handwerker von unbezahlten oder eigenmächtig reduzierten Rechnungen. Die Anklage gegen die drei Männer lautet auf verschleppte Insolvenz und vorsätzlichen Betrug.

 
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„Wir haben die Häuser sauber und fachgerecht hinterlassen, aber ich konnte nicht weiter in Vorleistung gehen“, so ein Steinmetz aus Petersaurach. Er hatte von dem Pottensteiner den Auftrag für Treppenbeläge in einem Objekt in Nürnberg bekommen. Das Bauvolumen betrug 78 400 Euro, zuletzt offenblieben 42 800 Euro. 75 Prozent habe er schließlich über die Kreditversicherung bekommen. Mit den Leistungen sei er nicht fertig geworden. Durch fehlende Vorbauleistungen und andere Gewerke sei alles in Verzug geraten – rund vier Wochen nennt der Zeuge. Abschlagszahlungen seien nie vollständig beglichen worden, zum Schluss sei überhaupt kein Geld mehr geflossen. Ende 2009 habe er dann die Kündigung und ein Hausverbot erhalten, gleichzeitig aber eine Mängelliste, mit der Aufforderung die Mängel zu beheben. „Das waren nur Kleinigkeiten, die wir auch korrigiert haben“, so der Handwerker.Es habe sich um gravierende Mängel gehandelt, widersprach der Angeklagte ungefragt, bevor er von seinem Verteidiger zur Ruhe ermahnt wurde: „Sie sind jetzt nicht dran!“

Keine Mängel, keine Abnahme

Er habe alle Leistungen für ein Projekt in München erbracht, aber das Geld sei oft ausgeblieben, so ein Schlosser und Spengler aus Jandelsbrunn. Hier belief sich das Bauvolumen auf rund 90 000 Euro. „Bei jeder Rechnung musste ich telefonisch nachfragen, wo das Geld bleibt“, erzählte der Handwerker auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters Matthias Burghardt. Es habe weder Mängel noch eine Abnahme gegeben und schließlich sei die Schlussrechnung über 16 700 Euro nicht beglichen worden. Auch dieser Zeuge erhielt einen Teil der offenen Beträge von der Versicherung.

Für drei Projekte – Nürnberg, München und Herzogenaurach – hat ein Ansbacher Handwerker Aufträge von dem Pottensteiner Bauunternehmer bekommen. Es ging um die Beschichtung von Tiefgaragen. Es habe keine Mängel gegeben, berichtete auch dieser Zeuge, trotzdem wurden nicht alle Rechnungen bezahlt. Auf rund 16 000 Euro insgesamt sei er sitzengeblieben, schätzte der Zeuge aus Ansbach. Während der Bauphasen sei er immer wieder von anderen Handwerkern angesprochen worden, ob er auch Schwierigkeiten bei der Zahlung der Rechnungen habe. Schließlich habe ihn sogar der Bauleiter des Angeklagten aufgefordert, die Arbeit einzustellen. „Er selber würde auch kein Gehalt mehr bekommen und ich würde auch kein Geld mehr sehen“, so der Chef der Beton- und Stahlschutzfirma gestern vor Gericht. Daraufhin habe er die letzte Baustelle in München abgebrochen.

Der Prozess wird Mitte Juli vor dem Hofer Landgericht fortgesetzt.

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