Besonders nötig ist Hilfe in Darfur im Westen des Sudans. Hier können sich Ärzte oft nur per Satellitentelefon einwählen, beide Kriegsparteien nutzen die Blockade des Internets als Kriegswaffe. Seit Monaten tobt dort der Kampf um El Fasher. Es ist die letzte relevante Stadt der Region, die noch von der Armee kontrolliert wird. Die Situation spitzt sich zu: Die paramilitärische RSF kontrolliert alle Zufahrtswege, es gelangt kaum Nahrung oder Medizin in die Stadt.
Die junge Ärztin musste nach Ägypten fliehen
El Fasher bot bislang Schutz für Millionen Menschen. Im Zamzam-Flüchtlingslager südlich der Stadt sterben nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen täglich Kinder. Jedes 15. Kleinkind sei akut mangelernährt. Es handele sich um eine katastrophale und lebensbedrohende Ernährungskrise. Ein Einmarsch der RSF in die Stadt, in der afrikanische und arabische Gemeinden leben, könnte auch zu Massakern an der Zivilbevölkerung führen, warnen internationale Beobachter. Sie befürchten Racheangriffe in der ganzen Region Darfur. In den Jahren 2003 bis 2005 wurden Hunderttausende bei gezielten Übergriffen gegen ethnische Gruppen getötet.
„Die Lage ist so schlimm wie damals“, sagt Abdelseid. Sie weint am Telefon – auch, weil der Konflikt international weitgehend ignoriert wird. „Niemanden interessiert das“, sagt sie, „wir fühlen uns alleingelassen“. Bis vor einigen Tagen konnte sie diese Gefühle unterdrücken, sie behandelte im Norden des Sudans. Doch dann gab es auch dort Kämpfe, ein Cousin wurde getötet, sie musste nach Ägypten fliehen. Vorerst kann Abdelseid nur noch aus der Ferne helfen – und das zerreißt sie förmlich. „Ich bin immer noch dort, mit meinem Herzen und meinem Verstand.“