Im Neuen Rathaus Zugedeckt von einer zivilisatorischen Kruste

„Großstadt“Peter Stauder war bei der Vernissage im Neuen Rathaus der Stadt anwesend. Foto: Kunstverein Bayreuth

Sind es eher die kühlen, funktionalen Nachkriegsgebäude, die auf den Betrachter einschüchternd wirken können, oder sind es die verspielten barocken Häuser, die von der Macht ihrer einstigen Besitzer erzählen. Beim Gang durch Bayreuths Innenstadt lohnt es sich, den ein oder anderen Gedanken an diese Frage zu verschwenden. Auf jeden Fall lohnt sich auch ein Besuch in der Ausstellungshalle im zweckmäßigen Bau des Neuen Rathauses der Stadt, wo noch bis 30. Oktober die Schau des Kunstvereins Bayreuth „Stadt der Räume“ von Peter Stauder zu sehen ist.

 
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Was ist Raum? Was ist Stadt? Wie wirkt die Architektur auf die Menschen, die dort leben? Solchen Fragen kann man in der Ausstellung nachspüren. Es sind teilweise überwältigende Bilder von bisweilen expressionistischer Härte, die hier an den Wänden hängen. Die Ausstellungshalle scheint von ihren räumlichen und farblichen Gegebenheiten wie geschaffen für die Auseinandersetzung mit dem Werk des international bekannten Künstlers Peter Stauder.

Zugedeckt von einer zivilisatorischen Kruste

Jens Wagner vom Kunstverein Bayreuth stellte bei der Vernissage noch weitere Fragen: Fügt sich der Mensch dem Raum, oder Räume dem Menschen? Dient der Markt dem Menschen? Oder dient der Mensch dem Markt?

In Peter Stauders Werk könne der Betrachtende spüren, wie Territorien in ihrem isolierten Zustand Herrschafts-, Macht- und Nutzungsoptionen suggerieren. Der Mensch sowie die Natur scheinen abwesend. Zugedeckt von einer zivilisatorischen Kruste.

Jens Wagner verwies auf die scharfen Kontraste von Licht und Schatten sowie auf die beklemmende Ordnung und Sauberkeit der Motive. „Dem Betrachter kann bei dieser Wucht der Bilder durchaus mulmig werden.“

Oder sie beflügelt dessen Fantasie. Man mag sich an expressionistische Filmszenen erinnert fühlen. An gewaltige Bauwerke oder Straßenschluchten, an monumentale Tempel der alten Ägypter oder die chinesische Mauer. Die Suggestionskraft der großformatigen Bilder ist enorm, obwohl sie oftmals nur aus reiner Struktur bestehen.

Sehenswert

Peter Stauder, Jahrgang 1951, studierte Philosophie an der Freien Universität Berlin, wurde dort 1980 promoviert. Danach folgten Tätigkeiten als Bibliothekar und Hochschullehrer an der Berliner Staatsbibliothek und den Universitäten Köln und Bonn. Während dieser Zeit konnte der Künstler zahlreiche Ausstellungen realisieren. Peter Stauder lebt und arbeitet in Bonn.

Die Ausstellung im Neuen Rathaus war ursprünglich für den November 2020 geplant, musste aber Corona-bedingt verschoben werden.

Jetzt ist sie da: absolut sehenswert!

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