Im Jahr 1945 Bayreuth als Trümmerlandschaft

Verleger mit Autor (von links): Heinz Späthling und Peter Engelbrecht bei der Buchpräsentation. Foto: Roman Kocholl

Peter Engelbrecht präsentiert sein elftes Buch „Ende und Neubeginn – Bayreuth: Im April 1945 herrscht Frieden“. Was die bislang unveröffentlichte Bilder zeigen, ist bestürzend.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Bayreuther Stadtgeschichte ist ihm eine Herzensangelegenheit. Insbesondere mit der Zeit um das Ende des Zweiten Weltkriegs hat er sich intensiv beschäftigt. Nun legt Peter Engelbrecht, der frühere Redakteur des „Nordbayerischen Kurier“, der sich aktuell in der Freistellungsphase vor dem baldigen Renteneintritt befindet, sein elftes Buch vor: „Ende und Neubeginn – Bayreuth: Im April 1945 herrscht Frieden“.

Es war ein Zufallsfund. Ein Fotoalbum mit Motiven, die Engelbrecht so noch nicht gesehen hatte. Sofort war ihm klar: „Das muss veröffentlicht werden.“ Es sind spektakuläre Bilder, die Teile der Stadt Bayreuth im Jahr 1945 als Trümmerlandschaft zeigen: Bombentreffer in der Badstraße, das zerstörte Hotel Reichsadler, die Ruinen der Baumwollspinnerei neben dem Bahnhof oder ein völlig zertrümmerter Wilhelmsplatz. Besonders anrührend sind die Motive, die neben den Ruinen die Menschen zeigen, die zunächst mit den Zerstörungen des Kriegs leben mussten. Zwei kleine Mädchen auf den Schlossterrassen vor zerstörter Stadtkulisse oder eine junge Frau mit Fahrrad, die ihr Gefährt durch die Trümmer schiebt. Die Bilder sprechen für sich.

Im landeskirchlichen Archiv

Überdies hat Peter Engelbrecht für sein neues Buch unter anderem im landeskirchlichen Archiv in Nürnberg recherchiert. Er hat zahlreiche bislang unveröffentlichte Berichte von evangelischen Pfarrern und Dekanen ausfindig gemacht. Die Schriftstücke sind im Sommer 1945 entstanden und beschreiben, wie amerikanische Streitkräfte einzelne Dörfer und Städte im Landkreis Bayreuth sowie die Stadt Bayreuth besetzt haben. Auch die schweren Bombenangriffe auf Bayreuth werden geschildert.

Der damalige Schüler Herbert Scherer, der später in Pegnitz lebte, beschrieb die Luftangriffe als „Hölle auf Erden“. Der Bayreuther Pfarrer Wilhelm Forster, der an der Stadtkirche tätig war, berichtete, dass sich die Einwohner noch im Februar 1945 „verhältnismäßig sicher“ vor Bombenangriffen gefühlt hatten. Da Bayreuth von den NS-Machthabern nicht zur offenen Stadt erklärt worden war, sondern verteidigt werden sollte, erfolgte am 5. April 1945 der erste schwere Bombenangriff. In Forsters Bericht heißt es: „Das Fallen und Ankommen der schweren Bomben in seiner ungeheuren Wucht und Kraftentfaltung scheint mir am besten mit dem rasenden Heranbrausen eines D-Zuges vergleichbar.“

Auf Anweisung der US-Militärregierung

Peter Engelbrechts Buch enthält überdies eine Zusammenfassung der zahlreichen Todesmärsche von ausgehungerten KZ-Häftlingen und Kriegsgefangenen quer durch Oberfranken. Die Berichte wurden 1947 auf Anweisung der US-Militärregierung von den einzelnen Bürgermeistern geschrieben. Sie beschreiben die grausamen Märsche weg von der herannahenden alliierten Front. Der Buchautor weist darauf hin, dass es diese Märsche und Transporte nachweislich durch 13 der damaligen Landkreise gab.

Insgesamt sind in Peter Engelbrechts neuem Buch 160 historische Fotos zu sehen. Ein 22-seitiges Orts- und Namensregister schließt sich an den Hauptteil an. Anderthalb Jahre hat der Journalist daran gearbeitet. In seinem Vorwort schreibt er: „Wichtig ist, dass das Unrecht und der Mord an unschuldigen Menschen, die während der NS-Zeit zwischen 1933 und dem Kriegsende 1945 auch in unserer Region verübt wurden, nicht in Vergessenheit geraten.“ Das Buch leistet dazu seinen Beitrag.

Aber: Sind aller guten Dinge elf? Nein. Wer Peter Engelbrecht kennt, weiß, dass er sein zwölftes Buch gewiss bald in Angriff nehmen wird.

INFO: Das Buch ist im Verlag Heinz Späthling in Weißenstadt erschienen. Es umfasst 372 Seiten, kostet 29 Euro und ist unter der ISBN-Nummer 978-3-942668-87-3 beim Verlag und im regionalen Buchhandel erhältlich.

Autor

Bilder