Im Fichtelgebirge Mehr Gäste wollen guten Service

Reisekoffer rollen zunehmend durch den Kreis Wunsiedel: Mit 389 700 gab es rund sechs Prozent mehr Übernachtungen im vergangenen Jahr. Foto: NGG

Fachkräfte fehlen auch in der Gastgeberbranche. Die Gewerkschaft NGG will das über bessere Bezahlung ändern.

 
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Der Kreis Wunsiedel liegt im „Touri-Trend“: Vom Hotel über die Pension bis zur Ferienwohnung – im Landkreis Wunsiedel gab es im vergangenen Jahr rund 389 700 Übernachtungen. Das sind 5,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Schnitt blieben die Gäste 2,6 Tage in der Region. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit. Die NGG Oberfranken beruft sich dabei auf Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Statistik.

„Vom Reisekoffer der Touristen bis zum Aktenkoffer der Geschäftsleute: Die Menschen haben den Kreis Wunsiedel auf dem Reise-Ticket. Es kommen reichlich Gäste. Aber die wollen guten Service. Und genau daran hapert es oft. Die Branche braucht Fachkräfte. Also Profis, die ihren Job gelernt haben – von der Hotel-Rezeption über die Bar bis zum Spa. Für das Housekeeping braucht die Branche genauso Know-how wie für die Haustechnik. Weder ein Hotelfachmann noch eine Restaurantfachfrau lässt sich durch angelernte Mini-Jobber ersetzen“, sagt Inga Schneider von der NGG Oberfranken.

Branche hat sich noch nicht erholt

Während der Corona-Pandemie seien die Beschäftigtenzahlen im Gastgewerbe im Kreis Wunsiedel deutlich zurückgegangen. Davon habe sich die Branche noch nicht wieder erholt. Im Gegenteil: „Mehr Arbeit wird aktuell von weniger Köchinnen, Kellnern und Rezeptionistinnen geschultert. Das geht auf Dauer nicht gut“, so NGG-Gewerkschaftssekretärin Schneider. Schon jetzt würden kräftig Abstriche im Angebot gemacht: „Dünnere Speisekarten, weniger Zimmer, dafür mehr Ruhetage – der Personalmangel macht vielen Hotels, Restaurants und Gaststätten zu schaffen“, so Inga Schneider.

Dabei sei das Problem des Fachkräftemangels oft hausgemacht: „Gute Leute bekommt die Branche nur über gute Löhne. Und genau daran hapert es: Wer in der Gastronomie arbeitet, hat einfach zu wenig im Portemonnaie. Dabei sind das Kochen und Kellnern echte Stress-Jobs. Dazu kommen Arbeitszeiten bis spät in die Nacht und viele spontane Überstunden“, weiß die Gewerkschaftssekretärin.

Neuer Tarifvertrag?

Deshalb müsse sich für die Beschäftigten der Gastro-Branche im Kreis Wunsiedel beim Lohn dringend etwas ändern. Die NGG Bayern werde am 13. Mai mit den Arbeitgebern vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga Bayern) über einen neuen Tarifvertrag verhandeln. Die Forderung dazu liege bereits auf dem Tisch: „Fachkräfte brauchen einen Einstiegslohn von 3000 Euro. Außerdem müssen Zuschläge für die Arbeit an Wochenenden und Feiertagen gezahlt werden. Nur so kann es überhaupt klappen, die Gastro-Branche wieder attraktiver zu machen, insbesondere für den Nachwuchs“, sagt Schneider.

Die Abbrecherquote bei Ausbildungen im Hotel- und Gaststättengewerbe in Bayern liegt laut NGG deutlich über dem Durchschnitt anderer Branchen. Die Gründe dafür, die Ausbildung an den Nagel zu hängen, seien ganz unterschiedlich: Die Azubis begriffen schnell, dass sie noch arbeiten müssten, wenn andere längst frei haben. Dazu käme das oft raue Klima in den Küchen. Da helfe auch das Trinkgeld als Trostpflaster nicht.

Das Trinkgeld sei übrigens ein beliebtes Argument von Arbeitgebern. „Viele Chefs in der Gastro-Branche machen jedoch einen weiten Bogen um den Tariflohn. Wer in so einem ‚Niedriglohn-Haus‘ arbeitet, dem kann man nur sagen: Job-Wechsel – Tariflohn lohnt sich immer“, sagt Schneider. Denn eines sei klar: „Die Branche wird auch im Kreis Wunsiedel weiter Konjunktur haben – und gute Leute brauchen. Denn der Trend zum Reisen wird nicht abreißen.“

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