Hürden für Schweinehalter werden höher

Von Klaus Trenz
Schweinehalter Andreas Meyer (Mitte) zeigt in Zips Vertretern des Bayerischen Bauernverbands seinen Betrieb und den seiner Schwester Iris Meyer (Vierte von links). Foto: Klaus Trenz Foto: red

Schweinehalter berichteten von den ab 2019 absehbaren Problemen beim „Stallgespräch“ des Bauernverbandes, das in Zips auf dem Hof der Familie Meyer stattfand. Andreas Meyer und seine Schwester Iris Meyer sind Schweinehalter.

 
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Rund 2200 Mastschweine und etwa 1100 Ferkel stehen bei Andreas Meyer im Stall. Seine Schwester hält in ihrem eigenen Betrieb in direkter Nachbarschaft 350 Zuchtsauen und liefert die Ferkel an ihren Bruder. Bewusst fiel die Wahl für diesen Besuch von BBV-Kreisobmann Karl Lappe und dem Geschäftsführer der BBV-Geschäftsstelle Bayreuth, Harald Köppel, auf einen Schweinehalter. Immerhin ist der Bestand an Zuchtsauen und Mastschweinen in Oberfranken von zusammen rund 42 500 im Jahr 2000 innerhalb von 15 Jahren auf knapp über 30 000 geschrumpft. Damit geht für Lappe immer mehr die heimische Nahrungsmittelproduktion verloren und werde ins Ausland verlagert.

Selbstversorgung mit Schweinefleisch gefährdet.

Die bayerischen Schweinhalter müssen zu Weltmarktpreisen produzieren, stehen aber immer wieder vor neuen Hürden: „Bei uns nehmen die Vorschriften immer mehr zu, sodass es schwieriger wird, ein zufriedenstellendes Einkommen zu erzielen.“ Lappe und Köppel sehen die Selbstversorgung mit Schweinefleisch in Bayern gefährdet.

Tierschutzgesetz wird geändert

Eine dieser neuen Hürden kommt auf die Familie Meyer am 1. Januar 2019 zu. Das Tierschutzgesetz wird geändert. Andreas Meyer verabreicht den männlichen Ferkeln, wenn sie drei bis vier Tage alt sind ein Schmerzmittel und kastriert sie. Das ist gängige Praxis. Der Grund: Das Fleisch von unkastrierten männlichen Mastschweinen kann einen Geruch und Geschmack haben, der für manche Menschen äußerst ekelerregend ist. Das soll laut deutschen Tierschutzbund bei fünf Prozent der Masteber vorkommen. Die Hoden von Ebern produzieren männliche Geschlechtshormone und geschlechtsspezifische Ebergeruchsstoffe. Diese werden über das Blut in den ganzen Körper, auch in das Muskelfleisch, verteilt.

Geruchs- und Geschmacksveränderungen

Wird das Fleisch erhitzt, kann dies zu unangenehmen Geruchs- und Geschmacksveränderungen führen. Meyer umgeht das mit der Kastration von Ferkeln, die seiner Meinung nach unproblematisch ist und keine großen Schmerzen verursacht.Tierschützer sind da anderer Meinung. Sie begrüßen das Verbot der Kastration ohne Narkose.

Hier fangen die Probleme für Meyer an, der spätestens 2019 vor drei Alternativen gestellt wird. Die erste wäre die Ebermast, also das Mästen der Tiere ohne jegliche Kastration. Damit sind für ihn Kämpfe unter den Tieren im Stall und damit auch schmerzhafte Verletzungen vorprogrammiert. „Das steht in keinem Verhältnis zu dem kurzen Schmerz, den Ferkel bei der Kastration haben.“ Darüber hinaus müssten dann die „stinkenden Eber“ ausgesondert werden. „Und das Fleisch wird dann weggeschmissen.“

Die zweite Möglichkeit, die Meyer bis dato angeboten wird, ist die so genannte „Immunkastration“. Dabei wird das Mastschwein geimpft. Hierbei soll die Hormonproduktion nach dem Wirkprinzip einer Impfung unterdrückt werden. Meyer sieht darin vor allem Probleme im Verhalten der Tiere. Er befürchtet, dass sie in Panik geraten und sich verletzten können. Und darüber hinaus sei es für den Landwirt nicht ungefährlich, wenn er versucht rund 100 Kilogramm schwere Tiere zu impfen.

Die dritte Alternative, die im Raum steht, ist die Betäubung der Ferkel mit einem Gas, um sie schmerzfrei zu kastrieren. Abgesehen davon, dass dies die teuerste Methode sei und die Kosten nach oben treibe, ist sie für die Familie Meyer die schlechteste Alternative. „Etwa 20 Prozent“ sagt Iris Meyer „wachen aus der Narkose nicht mehr auf“. Das ist für die Meyers das Gegenteil des Tierwohls, das sich die Lebensmittelbranche auf die Fahnen geschrieben hat. Hinzu komme, dass die einheitlichen Narkosemasken aufgrund unterschiedlicher Schädelformen der Ferkel undicht sein können. „Ich bekomme das Gas dann dauernd ab und weiß nicht, wie sich das auf meine Gesundheit auswirkt.“ Andreas Meyer hofft auf eine vierte Alternative, die zurzeit noch diskutiert wird, näher an der Praxis sein soll und weniger Mehrkosten verursacht. Und vielleicht ist sie eine, die Kreisbäuerin Katrin Lang nicht sauer aufstößt: „Zu viele Theoretiker machen Entscheidungen am grünen Tisch ohne die Praxis zu berücksichtigen.“

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