Hollfeld Ein Jahr Luft für Musikschule

Sie hoffen, dass nun eine Zukunftslösung gefunden wird: Schulleiter Klaus Hammer und seine Kollegin Barbara Kießling. Foto: Archiv/Stefan Brand

Gnadenfrist für die städtische Musikschule in Hollfeld: Sie läuft noch mindestens für ein Jahr weiter unter kommunaler Regie. So beschloss es am Dienstagabend der Stadtrat mit deutlicher Mehrheit. Und kippte damit den Vorschlag von Bürgermeister und Verwaltung, sie in abgespeckter Form unter dem Dach des Zweckverbandes Grundschule einzugliedern.

 
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Hollfeld - Die Einrichtung verursacht Jahr für ein Jahr ein erhebliches Defizit – in jüngerer Vergangenheit zwischen 60. 000 und 65. 000 Euro. Ein Minus, das sich die Stadt als Konsolidierungsgemeinde nicht mehr leisten könne, wie Bürgermeister Hartmut Stern (Bürgerforum) und Kämmerin Stephanie Müller wiederholt betont hatten.

Weil die Übernahme dieses Defizits eine freiwillige Leistung der Kommune sei, damit gefährde sie die Gewährung finanzieller Stabilisierungshilfen durch den Freistaat.

Nach vielen Gesprächen mit Musiklehrern und Eltern über Monate hinweg sei die Idee mit dem Schulverband geboren worden, die Bürgermeister der anderen Mitgliedsgemeinden Wonsees, Plankenfels und Aufseß hätten Zustimmung signalisiert.

Privatstunden für ältere Schüler

Heißt in der Praxis: Das Angebot der Musikschule würde über die Bläserklasse der Grundschule abgewickelt, wäre damit auf Kinder der ersten bis vierten Jahrgangsstufe begrenzt. Ältere Schüler müssten dann Privatstunden nehmen, diese könnten in den städtischen Räumen des alten Rathauses stattfinden.

Somit könne das Defizit auf 20. 000 Euro reduziert werden – „und es würde im Gegensatz zu bisher durch die Solidargemeinschaft getragen“, verwies Stern auf den Umstand, dass 50 Prozent der rund 120 Musikschüler nicht aus Hollfeld selbst kommen. In den 20. 000 Euro wären auch die Kosten für die Bereitstellung der Räume durch die Kommune enthalten.

Es gab Widerspruch. Vor allem von jenen drei Räten, die schon vor geraumer Zeit den Antrag gestellt hatten, die Musikschule noch für ein Jahr in abgespeckter Form weiterzuführen – um Zeit zu gewinnen für eine zukunftsträchtige Lösung.

Wie Stefan Stenglein (Heimatliste). Er kritisierte zum einen, dass man die im Rathaus erarbeitete Version erst am 15. Februar durch die Beschlussvorlage präsentiert bekam. Stern hatte zu im Vorfeld geäußerten Klagen zu diesem Punkt gesagt, er erwarte schon, „dass sich die Fraktionen da austauschen“.

Gute Infrastruktur

Stenglein jedenfalls kann sich damit nicht anfreunden, glaubt daran, dass man mit der Gründung eines Fördervereins und intensiver Suche nach Spendenwilligen viel bewegen könne. So habe UBV-Rat Manfred Neumeister, Organisator des Hollfelder Impf- und Testzentrums, signalisiert, aus dem Erlös dieser ehrenamtlich geführten Einrichtung 5000 Euro für die Musikschule zur Verfügung zu stellen.

Sein Parteikollege und dritter Bürgermeister Thomas Appel konstatierte, dass viele, die sich in Hollfeld ansiedeln, die gute Infrastruktur als Grund anführen – und da spiele die Musikschule eine wesentliche Rolle.

Wenn man das Argument der freiwilligen Leistung, die sich die Stadt nicht leisten könne, als Hauptmotiv anführe, müsse man auch das Freibad betrachten, „was nicht bedeutet, dass ich das Bad infrage stelle“. Es würden im Haushalt große Summen bewegt – „manche Posten verschwinden, sind dann plötzlich wieder da“ , da müsse auch ein Weg für die Musikschule zu finden sein.

Appel weiter: „Unser Antrag zeigt ja unseren Konsolidierungswillen.“ Weil durch Reduzierung der Stunden und höhere Gebühren mehr als 30 .000 Euro des aktuellen Defizits eingespart würden.

So sieht das auch Markus Seidler (WG Land), der dritte im Bund der Antragsteller. Schon bei der Gründung der Schule im Jahr 1995 habe Bürgermeister Pirkelmann betont, dass die Kommune die Schule trotz angespannter Finanzlage schultern könne, „das hat uns seitdem jedes Jahr begleitet“. Er könne die Bedenken der Verwaltung mit Blick auf die Stabilisierungshilfe nachvollziehen, „aber wir müssen ja nicht gleich aufs Ganze gehen“.

Klare Worte

So ist es, sagte auch Hans-Peter Härtl (FW): Es gehe um den Bildungsauftrag, den man erfüllen müsse. Darum, dass Musik neben Sport „das Beste ist, was wir für unsere Kinder an Förderung haben“. Der Stadtrat solle jetzt der Henker für einen Hollfelder Leuchtturm sein, „damit habe ich ein Problem“. Er plädiere daher für den Antrag der drei Stadträte, „um uns Luft zu verschaffen“.

Klare Worte auch von Musikschulleiter Klaus Hammer, dem Bürgermeister Stern – auch wenn es die Geschäftsordnung eigentlich nicht zulässt – das Wort erteilte. Hammer bat eindringlich darum, „bitte so viel von der Schule übrig zu lassen wie möglich“. Weil es sonst eben keine Musikschule mehr sei, sondern „nur ein musikalisches Betreuungsangebot“. Er selber stehe für die Bläserklasse an der Grundschule zur Verfügung, nicht aber für weiteren Privatunterricht für ältere Schüler, da müsse sich „ein neues Angestelltenverhältnis“ suchen.

Am Ende war es eine klare Angelegenheit. Der Beschlussvorschlag der Verwaltung, die Musikschule in den Schulverband zu integrieren, wurde mit 12:6 Stimmen abgelehnt. Und dann der Antrag der drei erwähnten Stadträte mit 18:2 Stimmen befürwortet. Nur zweiter Bürgermeister Wolfgang Degen (CSU) und Harald Fick (Bürgerforum) waren dagegen.

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